Auszeichnung Auszeichnung: Verein aus Blankenburg erhält Deutschen Preis für Denkmalschutz

Blankenburg/MZ - Im August 2007 hat Wolfgang Hage das Große Schloss Blankenburg zum ersten Mal betreten, bei einer Führung. Drei Monate später, im November, hat der geschichtsbegeisterte Goslarer selbst Fremde durch den einstigen Welfensitz geführt. Ein, zweimal im Monat ist er seitdem hier und bringt vielen Besuchern die Geschichte des Hauses nahe. „Ich könnte das jeden Tag machen, wenn ich hier wohnen würde.“
Hage ist eines der Mitglieder des Vereins „Rettung Schloss Blankenburg“, die Besucherführungen übernehmen. Andere betreuen das liebevoll eingerichtete Café, kümmern sich um Karten- und Andenkenverkauf oder bringen sich hinter den Kulissen ein.
Dort gibt es viel zu tun, denn die Sanierung des größten noch erhaltenen Welfenschlosses verschlingt Zeit und Geld. „Die Blankenburger haben das Schloss eigentlich nicht mehr geliebt“, sagt der ehrenamtliche Geschäftsführer André Gast von der Großes Schloss Blankenburg GmbH über die Zeit, als der Verein anfing, sich um das Schloss zu kümmern. Die GmbH wurde 2008 gegründet und ist Eigentümerin des Schlosses. Alleiniger Gesellschafter ist der Verein „Rettung Schloss Blankenburg“.
„Das wertet das Projekt unheimlich auf“
Für sein Engagement ist der Verein nun vom Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz mit dem Deutschen Preis für Denkmalschutz, der „Silbernen Halbkugel“, ausgezeichnet worden. „Das wertet das Projekt unheimlich auf“, sagt Gast. „Es wird überregional bekannt gemacht.“ Der Preis sei eine enorme Anerkennung; der Verein habe es innerhalb von zehn Jahren in diese Kategorie geschafft. „Wir werden jetzt auch an diesem Status gemessen.“
Die Silberne Halbkugel wird vom Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz (DNK) vergeben und kann mehrmals im Jahr verliehen werden. Die Halbkugel aus massivem Silber zeigt auf ihrer Schnittfläche einen Kranz leicht abstrahierten Sakral- und Profanbauten. Die geschlossene Reihe versinnbildliche das umfassende Aufgabengebiet von Denkmalschutz und -pflege, so das Komitee. Die Halbkugel selbst trägt die Aufschrift „Deutscher Preis für Denkmalschutz“ mit der jeweiligen Jahreszahl.
Das DNK will auf Bundesebene eine Plattform für die Denkmalpflege auf Landesebene sein. Nach eigenen Aussagen beeinflusst das Komitee „als fachliches und politisches Gremium maßgeblich die Denkmalpolitik in Deutschland und ist Schnittstelle zwischen Fachebene, Regierungen und Verwaltungen“.
In diesem Jahr wurden mit der Silbernen Halbkugel neben dem Blankenburger Verein auch das Archäologische Spessart-Projekt Aschaffenburg, Bauhütte und Förderverein St. Katharinen Hamburg, die Eisenbahnfreunde „Richard Hartmann“ Chemnitz und Pastor Heinz-Dieter Freese, ehrenamtlicher Luftbildarchäologe aus Sassenburg, ausgezeichnet. Der Preis wird im Oktober in Aachen verliehen. (ku)
Hage führt am Samstag ein gutes Dutzend Besucher durch die Räume, die ein optisches Wechselbad bieten. Verfall, Baustelle und sanierte Räume - vieles wird gezeigt bei dem Rundgang, den die Gäste mit Neugier absolvieren. Am Ende erzählt ihnen Hage nicht nur, wer hier wo residiert hat und wofür die Räume genutzt worden sind. Er berichtet auch von der ehrenamtlichen Arbeit der Vereinsmitglieder, die sich nicht nur darum kümmern, dass das Schloss baulich wieder hergestellt wird, sondern dass auch Leben in seinen Mauern herrscht. Davon kann sich die Gruppe gleich selbst überzeugen, denn auf dem Hof ist ein Brautpaar vor den Augen der großen Hochzeitsgesellschaft dabei, einen Stamm zu zersägen.
Hier kann geheiratet werden. Es gibt Theateraufführungen und Konzerte. Die Rocknacht - dieses Jahr am 6. September - ist der Höhepunkt des Veranstaltungsprogramms. „Hier herrschen eine tolle Akustik und Atmosphäre“, sagt André Gast. „Mit solchen Pfunden muss man wuchern.“
Denn es sei „unheimlich schwer“, für das Ensemble mit mehr als 10 000 Quadratmetern Nutzfläche die richtige Eignung finden. „Die Investoren haben weniger Idealismus“, hat Gast festgestellt. Anders die Firmen der Region: „2005 hat uns niemand einen Cent gegeben. Das hat sich inzwischen geändert.“
Dach hat Priorität
Eine halbe Million Euro an Eigenmitteln habe der Verein in den zurückliegenden zehn Jahren erwirtschaftet. Drei Millionen Euro kamen vom Bund. Um den ganzen Komplex zu sanieren - von Restaurieren ist derzeit kaum die Rede - braucht es weit mehr. „Die Sanierung eines Gobelinzimmers kostet zwischen 180 000 und 200 000 Euro“, rechnet der Geschäftsführer.
Das Dach aber hat Priorität. Rund 600 000 Euro fehlen für den Abschluss der Sanierung. „Wir wollen noch in diesem Jahr anfangen, denn wir müssen die Dachlandschaft fertig kriegen“, sagt Gast. „Das kaputte Dach hat dem Schloss am meisten zugesetzt.“

