1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Auslandseinsatz in Mali: Auslandseinsatz in Mali: Meisdorfer feiert Silvester bei 40 Grad

Auslandseinsatz in Mali Auslandseinsatz in Mali: Meisdorfer feiert Silvester bei 40 Grad

Von ingo kugenbuch 30.12.2014, 18:06
Philipp Scheller bildet Soldaten in Mali aus.
Philipp Scheller bildet Soldaten in Mali aus. bundeswehr/Boehnke Lizenz

meisdorf/Koulikoro - Philipp Scheller aus Meisdorf ist ein ganz normaler junger Mann, dem seine Familie und die Vereine im Dorf wichtig sind. Doch wenn der 26- Jährige Silvester feiert, dann tut er das ganz anders als seine Freunde am Harzrand.

Die Bundeswehr nimmt weltweit an zwölf Missionen und fünf Unterstützungsleistungen teil. Über 3 000 Soldaten sind außerhalb von Deutschland im Einsatz. Rund 160 davon kommen derzeit aus Sachsen-Anhalt. Das sind 70 weniger als Ende vergangenen Jahres. Die meisten deutschen Soldaten sind in Afghanistan bei der ISAF-Mission stationiert. Aber auch im Kosovo, am Horn von Afrika oder in Mali absolvieren Sachsen-Anhalter ihren Auslandseinsatz.

Nicht nur, dass es kaum Alkohol gibt und auch kein Feuerwerk. Dort, wo Scheller ins neue Jahr hineinrutscht, ist es brütend heiß. Denn er feiert nicht weit weg von Timbuktu. Und das ist nicht im übertragenen Sinne gemeint: Der Oberfeldwebel aus Meisdorf ist auf einer Ausbildungsmission in Mali, etwa 300 Kilometer Luftlinie von der sagenumwobenen Oasenstadt entfernt.

„Am Silvestermorgen wird noch geschossen, dann bereiten wir uns langsam auf den Abend vor“, sagt Scheller am Telefon. Wenn es dunkel wird in der malischen Region Koulikoro, dann wird der Grill angeworfen, und es gibt ein Barbecue, an dem Soldaten aus 26 Nationen teilnehmen. Bis zu 250 Deutsche sind hier stationiert, berichtet Scheller. Derzeit seien es etwa 150, die Logistiker, Infanteristen und Pioniere ausbilden. Der 26-jährige Soldat auf Zeit ist seit September in Mali und trainiert Soldaten der staatlichen Armee im Pionier- und Infanteriebereich.

Hilfe beim Aufbau einer funktionierenden Armee

In West-Afrika nimmt die Bundeswehr an der Europäischen Trainingsmission in Mali (EUTM) teil. Deutschland hilft dort beim Aufbau einer funktionierenden Armee. Die Ausbildung des malischen Verbandes wird noch bis Ende Februar dauern, bevor er in den Norden des Landes verlegt wird. In Mali gibt es seit 2012 einen bewaffneten Konflikt zwischen der Regierung und verschiedenen Rebellengruppen. Der Einsatz ist einer der jüngsten der deutschen Streitkräfte.

Gefährlich sei es im Ausbildungscamp aber nicht, sagt Scheller. „Wir sind gut abgesichert, es gab keine gefährlichen Situationen - nur Krankheiten und einige Tiere, die giftig sein können.“ Vorsichtig seien die deutschen Soldaten trotzdem, „aber wir haben keine Angst so wie in Afghanistan“, sagt Scheller, der sich freiwillig zu dem Einsatz in dem Land gemeldet hat, in dem jetzt Temperaturen um 40 Grad herrschen.

Natürlich vermisse er seine Familie in Meisdorf und Cochstedt, seine Freunde und die Vereinskollegen, aber er wolle die Erfahrung des Afrikaeinsatzes nicht missen. „Es ist Wahnsinn, die Leute sind den ganzen Tag auf der Straße. Sie winken uns zu und freuen sich“, sagt er. Einmal pro Woche skype er mit seinen Verwandten zu Hause. Und wie war Weihnachten in Mali? „Wir hatten hier zwar aus der Heimat einen kleinen Plastikweihnachtsbaum und eine Lichterkette, aber bei der Hitze kann man Weihnachten nicht richtig für voll nehmen“, sagt Scheller.

Kommunikation fällt nicht ganz leicht

Die Kommunikation mit den einheimischen Soldaten ist nicht ganz einfach. Im Normalfall übersetzen Dolmetscher die Ansagen der deutschen Trainer vom Englischen ins Französische oder in die Landessprache Bambara. Ein paar Brocken dieser Mande-Sprache kann Scheller aber auch schon: Guten Morgen, Danke. „Lafia Bana“ heißt „Pause beendet“.

Im März geht Philipp Scheller zurück nach Deutschland. Dann wird es in Mali wohl bis zu 50 Grad heiß sein. „Man hat sich nach zwei Wochen an die Hitze gewöhnt“, sagt Scheller. „Man schwitzt einfach immer - egal, was man macht.“ Immerhin hat er zusammen mit zwei anderen Soldaten eine feste Unterkunft und muss nicht im Zelt schlafen.

Bei der Silvesterfeier heute Abend gilt die „Zwei-Bier-Regel“. Mehr Alkohol ist nicht drin. Das ist aber wahrscheinlich auch ganz gut so: Denn für morgen früh um 9 Uhr steht schon ein 8-Kilometer-Lauf für alle deutschen Soldaten des Camps auf dem Programm. Und bei 40 Grad ist das kein Pappenstiel. (mz)