Aufgestellt vor 200 Jahren
Quedlinburg/MZ - Norman Netz trägt die nachgeschneiderte Uniform eines Obristen, der Regimentskommandeur des Infanterie-Regiments Nr. 165 und damit Standortältester von Quedlinburg war. Im wirklichen Leben steht er dem am 1. Juli 2000 in Quedlinburg gegründeten Garnisonsverein vor, der derzeit 20 Mitglieder aufzuweisen hat. Im Garnisonsmuseum erinnerte der Verein am Sonnabend an den 200-jährigen Stiftungstag des Regimentes. Netz schränkt bei der Begrüßung der Gäste ein: „Eigentlich wäre es ja der 24. April gewesen. Aber da hätten wir dieses Jahr in dicken Mänteln hier gestanden.“
Zum 100. Jubiläum gab es eine Parade, drei Tage wurde 1913 gefeiert. So wollten die Vereinsmitglieder mit ihren Gästen auf dem Museumshof feiern und Einblicke in das damalige Leben ermöglichen. Unterstützt wurden sie dabei musikalisch durch den Spielmannszug Harsleben und kulinarisch traditionell durch den CAP-Markt der Lebenshilfe.
Vor 200 Jahren wurde aus damals Freiwilligen ein Lüneburger-Jäger-Bataillon aufgestellt. Dieses nahm später auch an der Schlacht von Waterloo 1815 teil. Erlebte aber dann als Infanterie-Regiment auch 30 Jahre Frieden. Am 1. April 1897 erfolgte die Neuaufstellung des Regiments als „5. (Hannoversches) Infanterie-Regiment Nr. 165“. Im Jahr 1906 begannen dann die bis 1909 währenden Arbeiten am Quedlinburger Kasernenkomplex. Dorthin wurde das Regiment aus Goslar verlegt.
So wundert es nicht, dass zum Stiftungsfest nicht nur Vertreter der drei Quedlinburger Schützenvereine, sondern auch Gäste von Traditionsvereinen der Jäger aus Goslar oder von der Interessengemeinschaft der Seydlitz-Kürassiere aus Güntersberge und Westerhausen „einritten“. Grüße überbrachte zudem als „General des 4. Armeekorps“ Bodo Lange aus Ludwigsfelde.
Er trat schon 2009 als Generalmajor Paul von Dabendorff auf dem Berliner Historiale-Markt auf. Lange verwies darauf, dass in der Region erst kürzlich auch der Verein 10. Husaren-Regiment Stendal sein 200-jähriges Stiftungsjubiläum beging. Dem ließ die Stadt aus eigenen Mitteln eine Kaserne erbauen.
In historischen Uniformen aus der Kaiserzeit präsentierten sich auch viele Mitglieder des Quedlinburger Vereins. „Wir haben Fahnenträger hier, einfache Soldaten, einen Feldwebel und den Wachtmeister“, erläutert Norman Netz. „Eigentlich waren wir nur private Sammler, die ihre gesammelten Stücke einmal der Öffentlichkeit in einer Ausstellung präsentieren wollten. Die Resonanz überraschte uns. So gründeten wir den Verein.“
Das war noch in den alten Vereinsräumen in der ehemaligen Kaserne. Seit 2006 hat der Verein mit seinem Museum seinen Platz im Steinweg gefunden. Viele Ausstellungsstücke wurden dem Garnisonsverein Quedlinburg zudem durch Hinterbliebene und „Alte Quedlinburger“ vererbt, geschenkt oder geliehen. Unterdessen sei das Museum vom Museumsverband des Landes anerkannt worden, nimmt am Tag des offenen Denkmals und der Denkmalnacht ebenso teil wie bei Advent in den Höfen. „Uns trifft man aber auch bei Partnervereinen, wie in Stendal oder Bad Bevensen und Gotha“, so Norman Netz.
„Uns eint das Ziel, die Militärgeschichte von Quedlinburg und Umgebung näher zu beleuchten“, erläutert der Vereinsvorsitzende. Der Schwerpunkt liegt dabei, und das sei in den Ausstellungsräumen klar zu erkennen, beim Kürassier-Regiment von Seydlitz, dem Füsilier-Bataillon des 4. Magdeburgischen Infanterie-Regiment Nr. 67 und natürlich beim 5. Hannoverschen Infanterie-Regiment 165, dessen Stiftungsfest begangen wurde.