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Ärger in Quedlinburg Ärger in Quedlinburg: Ruf nach öffentlicher Toilette am Bahnhof

Von Detlef Horenburg und ingo kugenbuch 17.03.2014, 11:23
In Anbetracht fehlender öffentlicher Toiletten wird in der Bahnhofsunterführung regelmäßig uriniert.
In Anbetracht fehlender öffentlicher Toiletten wird in der Bahnhofsunterführung regelmäßig uriniert. chris wohlfeld Lizenz

quedlinburg/MZ - Die Zustände am Bahnhof in Quedlinburg bleiben ein Dauerärgernis. Nicht nur das Umfeld - wie Bahnsteig 1, Ruinen und vernässte Unterführung - sorgt für Unmut. Quedlinburgs Oberbürgermeister Eberhard Brecht wies im Gespräch mit der MZ auf ein noch größeres Problem hin: die fehlenden öffentlichen Toiletten. Manche Reisende nutzen das Bahnhofsgelände und die Unterführung, um sich zu erleichtern. Deutsche Bahn und Harzer Schmalspurbahnen lehnten jedoch den Betrieb einer öffentlichen WC-Anlage am Bahnhof ab. Es gebe in den Zügen Toiletten, lautet ihre Begründung. Von den Harzer Verkehrsbetrieben war laut Oberbürgermeister zu vernehmen: „Es ist unüblich, dass ein Busunternehmen eine Toilette vorhält.“

Keine Toilettenbenutzung in der Spielothek

Bisher konnten Reisende die Toilette der Spielothek gegen eine Gebühr von 50 Cent nutzen, weiß Brecht. Dies ist nach seinen Worten nun nicht mehr so. „Keine Toilettenbenutzung möglich“, heißt es seit einigen Wochen auf einem Schild an der Eingangstür der Spielothek.

„Wir sind keine öffentliche Toilette“, betont Friedrich Leinemann, der Geschäftsführer der Friedel Leinemann Automaten GmbH. Die Firma betreibt als Mieter die Spielhalle im Bahnhofsgebäude seit 1992. Leinemann meinte aber dennoch, dass „natürlich im Notfall die Toilette benutzt werden darf“. Allerdings können das nicht alle Bedürftigen. So gibt es zum Beispiel rechtliche Grenzen: Um zur Toilette zu gelangen, muss man nämlich durch die Spielhalle. Unter 18-Jährige dürfen dort per Gesetz nicht rein. „Sonst verliere ich noch meine Konzession“, so Leinemann, der erklärt, dass er 2007 die Toiletten in der Spielhalle - obwohl er nur Mieter ist - auf eigene Kosten für 50 000 Euro umfassend saniert hatte. Auch habe er alle laufenden Kosten dafür selber zu tragen. „Viele Gäste haben die Toilette in einen äußerst unansehnlichen Zustand versetzt“, kritisiert er. „Ich bekomme heute noch Herpes, wenn ich mich nur an diesen Anblick erinnere“, bestätigt eine Spielehallen-Mitarbeiterin.

Toiletten sind notwendig

Für eine öffentliche Toilette in dem Bahnhofsgebäude habe nach Leinemanns Worten die luxemburgische Immobilienfirma als Eigentümer zu sorgen und ist damit mit dem Quedlinburger Oberbürgermeister einer Meinung. Der Eigentümer wollte nach Leinemanns Informationen eigentlich im Keller des Bahnhofes öffentliche Toiletten schaffen, zumal dort schon ein Personal-WC existiert. Dies sei aus seiner Sicht auch schon notwendig, da es vor dem Bahnhof einen Imbiss gibt, der auch Getränke ausschenkt.

Leinemann erinnerte daran, dass seine Firma sich auch um den Kauf des Bahnhofs beworben hatte. Der Zuschlag ging allerdings an eine Immobilienfirma in Luxemburg. Bahnhofsverwalter ist die Main Asset Management GmbH. Diese hat ihren Sitz im hessischen Dreieich. Eine Außenstelle befindet sich in Delitzsch. Der Bahnhofsbetreiber war bisher trotz zweifacher Aufforderung zu einer Stellungnahme gegenüber der MZ nicht bereit.

Ungepflegter Zustand

Nun hat sich auch der Stadtrat in das anrüchige Problem eingeschaltet. Auf dem Bahnhof soll schnellstens eine öffentliche Toilette gebaut werden - das haben die Ratsmitglieder in ihrer jüngsten Sitzung auf Antrag der SPD einstimmig gefordert und Oberbürgermeister Eberhard Brecht (SPD) beauftragt, sich „mit allen Partnern“ dafür einzusetzen. Außerdem soll Brecht sich für die Errichtung von Gepäckschließfächern und den generellen Ausbau des ungepflegten Bahnhofs im Bereich des Tunnels und des Bahnsteigs 1 noch in diesem Jahr einsetzen.

Stadt wird zur Zielscheibe

Das Problem dabei: Eigentlich ist die Stadt für den verdreckten Bahnhof gar nicht zuständig. Aber, so SPD-Fraktionschef Christian Schickardt: „Die Leistungsträger des Verkehrs haben sich ihrer Verantwortung für die notwendige Infrastruktur wie Toiletten und Gepäckaufbewahrung entzogen.“ So werde die Stadt ungerechtfertigt zur Zielscheibe des Ärgers der Reisenden. Zur Mitfinanzierung der neuen Bahnhofstoilette, schlägt die SPD vor, sollten auch Einnahmen aus der Kurtaxe genutzt werden. Die Grünen wollen außerdem, dass Toilette und Gepäckaufbewahrung für Rollstuhlfahrer zugänglich sind. Auch dieser Forderung schloss sich der Stadtrat einstimmig an.

Eine Ergänzung der CDU-Fraktion zu dem SPD-Antrag sieht zudem vor, dass der städtische Bauhof zur Bahnhofs-Säuberung herangezogen wird. „Es ist eine Zumutung, wenn man durch den Tunnel gehen muss“, sagte CDU-Fraktionsvorsitzender Ulrich Thomas. Gerade bei feuchtem Wetter rieche es dort stark nach Urin.