1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Dachdecker Heizer Bauarbeiter: Arbeit bei Hitze: Heiß heißer Heizer bei der Harzer Schmalspurbahn

Dachdecker Heizer Bauarbeiter Arbeit bei Hitze: Heiß heißer Heizer bei der Harzer Schmalspurbahn

Von Cosima Sophia Hofmann 31.07.2018, 08:27
Heiß, heißer, Heizer: Ein Mann schippt mit einer Schaufel Steinkohle in den Kessel einer Dampflokomotive der Harzer Schmalspurbahnen.
Heiß, heißer, Heizer: Ein Mann schippt mit einer Schaufel Steinkohle in den Kessel einer Dampflokomotive der Harzer Schmalspurbahnen. HSB/Olaf Haensch

Quedlinburg - Montagmorgen, kurz nach 9 Uhr im Quedlinburger Weinbergweg: An einem Mehrfamilienhaus mit gräulicher Fassade lehnen zwei Leitern, die bis zu einem Gerüst auf dem Ziegeldach des Gebäudes reichen.

Dort, einige Meter über dem Boden, unterbrechen Jens Glanz, Andreas Siebert und Pascal Gebbert von der Firma Dach- und Fassadenbau Dannenberg gerade für einen Moment ihre Arbeit und steigen langsam die Leitern hinab.

Schon am Morgen sind es 30 Grad im Schatten

Auch jetzt in den Morgenstunden misst das Thermometer schon 30 Grad im Schatten, der Schweiß rinnt bei der kleinsten Bewegung.

Die drei Dachdecker gehören zu denjenigen Arbeitnehmern, die der momentanen Hitzewelle ausgeliefert sind und unter extremen körperlichen Bedingungen arbeiten müssen.

Die vergangenen heißen Tage haben sie aber dennoch gut überstanden, wie der Vorarbeiter Andreas Siebert meint: „Mir machen jetzt eine kurze Pause, müssen dann aber wieder hoch aufs Dach, denn der Auftrag muss heute noch fertig werden.“

Arbeiten werden, wenn möglich, in die Morgenstunden verlegt

Fertig werden heißt, dass es sicher noch bis zum frühen Nachmittag gehen wird - bei Temperaturen von weit über 30 Grad. „Sicher, das ist ein extremer Sommer, aber wir müssen unsere Arbeit nun einmal verrichten, so wie andere eben auch und unser Auftragsbuch ist voll“, sagt der Dachdeckergeselle und lacht.

Um nicht gänzlich der Gluthitze ausgesetzt zu sein, werden die Arbeiten aber möglichst in die Morgenstunden verlegt und ab dem Mittag, wenn es geht, unterbrochen. „Wir bekommen extra Geld von unserem Chef, um uns mit Getränken einzudecken“, so Jens Glanz.

Schwitzen und schippen

Viel Flüssigkeit und Durchhaltevermögen braucht momentan wohl auch das Zugpersonal der Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) in Wernigerode. Jetzt in der Sommersaison sind elf Dampfloks täglich im Einsatz.

„Ganz vorn im Führerhaus können im Stillstand der Bahn schon einmal Temperaturen zwischen 50 und 60 Grad herrschen, was natürlich eine enorme körperliche Belastung bedeutet, vor allem für die Heizer“, sagt der Pressesprecher der HSB, Dirk Bahnsen:

Pro Schicht werden bis zu drei Tonnen Steinkohle geschippt

„Diese müssen ja noch zusätzlich die Kohle schaufeln und damit sorgen, dass genügend Wasserdampf im Kessel ist“, sagt er. In einer regulären Schicht schippen sie bis zu drei Tonnen Kohle. Für ein bisschen Abkühlung sorgt laut Bahnsen lediglich der Fahrtwind. Dennoch gilt der Arbeitsschutz: „Festes Schuhwerk und lange Hosen sowie ein bedeckter Oberkörper sind Pflicht als Heizer“, sagt er. Auch bei der HSB achtet man auf ausreichend Flüssigkeit: „Unsere Mitarbeiter erhalten natürlich extra Getränke. Ihr Wohlbefinden ist uns sehr wichtig“, so Bahnsen.

Straßenbauer beginnen frühmorgens mit Fahrbahnmarkierung

Ähnlich sieht man das auch bei der Straßenmeisterei in Gernrode: „Unsere Straßenbauer werden bereits früh am Morgen mit Mineralwasser aus Bad Suderode versorgt“, so der Leiter Frank Liebegott. In der Regel fangen Arbeiten wie zum Beispiel Fahrbahnmarkierungen auf den Landes- und Bundesstraßen um halb sieben am Morgen an, wenn die Temperaturen noch angenehm sind.

„Wir achten aber auch darauf, dass sich unsere Mitarbeiter immer mal wieder Ruhezeiten nehmen und diese im Schatten verbringen können“, so Liebegott. Dass es ab Mitte dieser Woche so langsam wieder etwas abkühlen soll, freut ihn sehr: „Denn Hitzefrei gibt es leider nicht“, sagt er.

Schön kühl ist es dagegen in den Tropfsteinhöhlen in Rübeland

Doch ob nun im stickigen Büro oder vor dem heißen Kohleofen der Schmalspurbahn-Lokomotive: Gegen einen Arbeitsplatz in den Rübeländer Tropfsteinhöhlen würde im Moment wohl jeder gerne tauschen: Denn sowohl in der Hermanns- als auch in der Baumannshöhle herrschen ganzjährig gerade einmal acht bis neun Grad Celsius.

„Ja, unsere Führungskräfte sind nicht ganz unglücklich über ihren Einsatzort“, sagt Kathrin Türke vom Tourismusbetrieb Oberharz am Brocken. Denn gerade in der jetzt herrschenden Sommersaison gebe es auch viel für die Gästeführer zu tun: „Die Mitarbeiter haben momentan bis zu sechs Führungen am Tag - teilweise mit 40 Gästen pro Gruppe“, sagt sie.

Problematisch sei für manchen der Temperaturunterschied am Ende der rund 50-minütigen Tour: „Manche Menschen vertragen den Wechsel von 9 auf 30 Grad nicht so gut und bekommen Kreislaufprobleme“, erzählt sie.

Deshalb sei es nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für die Besucher der Harzer Tropfsteinhöhlen enorm wichtig, ausreichend zu trinken und an die Temperaturunterschiede vor Ort im Vorfeld eines Ausflugs zu denken. „Dann lässt es sich hier auch prima aushalten“, sagt sie. (mz)