Aegidiikirche in Quedlinburg Aegidiikirche in Quedlinburg: Mit einem Fenster in die Geschichte

Quedlinburg - Gleich hinter der Tür findet sich eine kleine Fläche, die mit einem Glas abgedeckt wird. Dort ist ein Blick in die Geschichte möglich, wenn am 5. März die umfassend sanierte Sakristei der Aegidiikirche in Quedlinburg übergeben wird. Bei der Restaurierung der Sakristei wurde ein Relikt aus dem 14. Jahrhundert freigelegt. Der unter einer Dielung gefundene Gips-Estrich-Fußboden ist bauzeitlichen Ursprungs. Dies zu dokumentieren blieb ein Stück neuzeitlicher Fußboden offen, um ihn für Besucher erlebbar zu machen.
Die Aegidiikirche wurde bereits 1179 erstmals urkundlich erwähnt und ist damit die älteste Stadtkirche Quedlinburgs. Der Anbau der Sakristei erfolgte deutlich später. Seit über 30 Jahren, seit in St. Aegidii keine Gottesdienste mehr stattfanden, wurde der Raum mehr oder weniger als Abstellkammer genutzt. Dies wollte der 2010 gegründete der Förderkreis St. Aegidiikirche ändern. In dem Vorbereitungsraum des Pfarrers und Aufbewahrungsort für liturgische Gewänder und Geräte befanden sich unter anderem verschiedene Gemälde des Gotteshauses. Die Quedlinburger Restauratorin Roswitha Dreysse säuberte sie und brachte sie in den Zustand, dass sie wieder im Kirchenraum aufgehängt werden konnten.
Nachdem die Sakristei leergeräumt war, konnte ab 2012 mit der Restaurierung des Raumes begonnen werden. „Der 1914/16 eingebaute Holzfußboden war so verfault, dass er ausgebaut werden musste“, sagte jetzt Gerhard Schwenk vom Förderkreis bei einem Gespräch mit der MZ. Eine Aufschüttung aus neuzeitlichem, mit Schutt durchsetzten Sand wurde auf Anraten von Fachleuten aufgenommen. „Darunter entdeckten wir den bauzeitlichen Gips-Estrich-Fußboden“, ergänzt Felix-Michael Vatterodt vom Förderkreis. Der sei nicht mehr zu sanieren gewesen, sollte aber ein Stück weit sichtbar gemacht werden. Dies geschah in Absprache mit der Kreisdenkmalpflege. Zugleich wurde der Wand- und Kreuzgewölbedeckenputz von Restaurator Thomas Heuser mit altdeutschem Kellerputz ergänzt.
Da die Sakristei etwa 1,10 Meter tiefer als der alte Friedhof neben der Aegidiikirche liegt, musste auch für die Trockenlegung der Sakristei gesorgt werden. Der Neuaufbau des Fußbodens über dem bauzeitlichen erfolgte mit einer speziellen Folienabdeckung, und als oberste Schicht wurde ein Hochbrandgips mit ausgewählter Farbe und Körnung aufgebracht. Der Gips stammt aus der Baustoffmanufaktur Hundisburg. (mz)