Einsparungen Aegidiifriedhof und Blasii-Friedhof in Quedlinburg werden geschlossen

Quedlinburg - Die Evangelische Kirchengemeinde Quedlinburg schließt aus Kostengründen zwei ihrer sechs Friedhöfe. Die Bestattungskultur habe sich völlig geändert, sagt Kirchmeister Frank Mente zur Begründung. „Großer Trend ist die Urnenbestattung in Urnengemeinschaftsanlagen“, so Mente.
Die Evangelische Kirchengemeinde Quedlinburg betreibt in der Stadt sechs Friedhöfe mit einer Gesamtfläche von rund 2,6 Hektar. Doch die Bestattungskultur hat sich in den vergangenen 15 Jahren vollständig verändert, sagt Kirchmeister Frank Mente. Insbesondere die Erdbestattungen - „die gibt es so gut wie gar nicht mehr“ -, aber auch Urnenbestattungen auf eigenen Grabstellen seien stark zurückgegangen. „Großer Trend ist die Urnenbestattung in Urnengemeinschaftsanlagen“, so der Kirchmeister.
Der Gemeindekirchenrat der Evangelischen Kirchengemeinde Quedlinburg hat beschlossen, dass der Aegidii- und der Blasii-Friedhof geschlossen und zum 1. Januar 2050 entwidmet werden. Ab dem 1. Januar 2017 werden daher keine Nutzungsrechte an neuen Grabstellen mehr vergeben.
Beisetzungen können nur noch in vorhandene Gräber erfolgen: Erdbestattungen bis zum 31. Dezember 2025, Urnenbeisetzungen bis zum 31. Dezember 2030. Grabstellenverlängerungen ab dem 1. Januar 2031 sind nicht mehr möglich. „Die Friedhofsverwaltung ist bemüht, alle Grabnutzungsberechtigten, sofern sie ausfindig gemacht werden können, durch einen Brief bzw. an den Schautafeln der Friedhöfe zu informieren“, sagt Kirchmeister Frank Mente.
Ab dem 1. Januar 2017 haben Grabnutzungsberechtigten die Möglichkeit, sich zu den Sprechzeiten im Gemeindebüro in der Carl-Ritter-Straße mittwochs von 9 bis 12 Uhr und donnerstags von 13 bis 16 Uhr bei Kirchmeister Frank Mente oder dem Gemeindesekretär Andreas Kaufmann zu informieren. Für Fragen stehen auch die beiden Friedhofsmitarbeiter vor Ort, Frank Luscher und Walter Müller, zur Verfügung, erklärt der Kirchmeister.
Wirtschaftliche Probleme, weil Einnahmen sinken
Damit würden Einnahmen geringer, was die Kirchengemeinde vor große wirtschaftliche Probleme stelle. Verwaltung, Friedhofs- und Finanzausschuss sowie der Gemeindekirchenrat hätten sich mit der Situation befasst und seien zu der Entscheidung gekommen, zwei Friedhöfe - den Aegidii- und den Blasii-Friedhof - zu schließen und zum 1. Januar 2050 zu entwidmen. „Wir haben uns damit sehr schwer getan“, sagt Frank Mente.
Der Beschluss des Gemeindekirchenrates bedeutet, dass ab dem 1. Januar 2017 keine Nutzungsrechte an neuen Stellen mehr vergeben werden. Neben dem Aegidii- und dem Blasii-Friedhof verwaltet die evangelische Kirchengemeinde auch die ebenfalls in ihrem Eigentum befindlichen Servatii-, Wiperti- und Marktfriedhöfe sowie für die katholische Gemeinde den Mathilden-Friedhof.
Dafür fallen jährlich rund 70.000 Euro Personalkosten und 40.000 bis 50.000 Euro Sachkosten an. 1,8 Mitarbeiter im technischen Bereich - ein Friedhofsgärtner in Vollzeit und einer in 80 Prozent seiner Arbeitszeit - kümmern sich um die sechs Anlagen, pflegen sie und sichern Beerdigungen ab.
Im Verwaltungsbereich gibt es 0,65 Stellen; hier kümmern sich zwei Mitarbeiter in einem Teil ihrer Arbeitsaufgaben um die Friedhöfe.
Es gibt keine Zuschüsse
Wie Frank Mente erläutert, gibt es laut kirchlichem Finanzgesetz keine Zuschüsse für die Friedhöfe. Es müsse nach Möglichkeiten zur Kostendeckung gesucht werden. „Wir haben eine Friedhofskasse für alle Friedhöfe. Wenn wir jeden für sich behandeln würden, würde es gar nicht gehen“, sagt Frank Mente und verweist zum Beispiel darauf, dass der Wiperti- und der Servatii-Friedhof unter Denkmalschutz stehen, und auf die sehr unterschiedliche Frequentierung der sechs Anlagen.
Die meisten Beisetzungen finden auf dem Marktfriedhof statt, gefolgt vom Wiperti- und dem Servatii-Friedhof, erklärt Frank Mente. Auf letzterem gibt es übrigens eine Erdbestattungsgemeinschaftsanlage - die erste und seines Wissens nach einzige im Landkreis, so Mente - sowie die Möglichkeit zu Urnenbestattungen an Bäumen.
Im Jahr 2000 fanden auf allen sechs Friedhöfen insgesamt rund 125 Beisetzungen statt, davon 24 Erdbestattungen; in diesem Jahr waren es bislang 89, darunter 6 Erdbestattungen. Am wenigsten gefragt sind dabei der Aegidii- und der Blasii-Friedhof, auf denen es in diesem Jahr drei bzw. eine Beisetzung gab, sagt Frank Mente.
Manchmal gar keine Bestattungen
In manchen Jahren fanden hier gar keine Bestattungen statt; durchschnittlich waren es in den vergangenen zehn Jahren auf beiden Friedhöfen zusammen ein bis zwei pro Jahr.
Auch die Entwicklung, die auf allen Anlagen zu sehen ist - „es werden immer weniger Grabstellen, aber die Friedhöfe müssen gepflegt und sauber gehalten werden“, - zeigt sich hier am stärksten: Auf dem etwa 8.500 Quadratmeter großen Aegidii-Friedhof sind noch rund 30 Grabstellen in Nutzung, auf dem etwa gleich großen Blasii-Friedhof etwa 15 bis 20, so der Kirchmeister.
Bei den Inhabern handelt es sich überwiegend um ältere Bürger, deren Ehemann oder -frau bereits auf den Grabstellen beigesetzt sind. „Das war für uns Beweggrund zu sagen, wir ermöglichen auf den vorhandenen Grabstellen noch bis zum 31. Dezember 2025 Erdbestattungen und bis zum 31. Dezember 2030 Urnenbeisetzungen.“ Die Ruhezeiten betragen für ein Erdwahlgrab 25 und für ein Urnengrab 20 Jahre. (mz)