50 Mertik-Mitarbeiter waren die ersten AWG-Mitglieder
Quedlinburg/MZ. - Heute betreut die Genossenschaft 1 687 Wohnungen, in der Süderstadt 546 und auf dem Kleers 1 127 sowie in Warnstedt 14. Die Genossenschaft hat zurzeit rund 2 100 Mitglieder, die zugleich Miteigentümer sind.
Begonnen hatte die Geschichte der Quedlinburger Genossenschaft im Herbst des Jahres 1956. Damals wurden im VEB Meßgerätewerk (Volkseigener Betrieb) Gespräche zur Gründung einer Arbeiter-Wohnungsbau-Genossenschaft, kurz AWG, geführt. Eile war geboten, weil sonst für das kommende Jahr keine Gelder für den ersten Wohnblock zur Verfügung gestanden hätten. 50 Werksangehörige erklärten sich bereit, in die AWG Mertik einzutreten. Damit konnte kurz vor Jahresende, am 28. Dezember 1956, die AWG gebildet werden. Die Stadt Quedlinburg stellte ein erstes Baugelände an der heutigen Albert-Schweitzer-Straße zur Verfügung. Zunächst waren zwei Blöcke mit zwölf Wohnungen geplant, für die im Februar 1957 der erste Spatenstich erfolgte.
Zweite AWG
Wenige Monate später, am 31. Mai, wurde der Grundstein gelegt. Im Herbst 1957 erhielten die zukünftigen Mieter für die zwölf Wohnungen die Zusage, Einzug war im August 1958. Am 2. Juli 1957 gründeten fünf Quedlinburger Betriebe, VEB Union, VEB Walzengießerei, VEB Bau, VEB Ziegelei und die Waggonfabrik, eine zweite AWG mit dem Namen "Einheit".
Bis 1975 entstanden in der Süderstadt 560 Wohnungen. Das Wohngebiet Kleers nahm ab 1980 Konturen an. Innerhalb von fünf Jahren wurden für die AWG 1 255 Wohnungen gebaut. Angesichts der Wohnungsknappheit in den DDR-Jahren war die Mitgliedschaft in der AWG sehr begehrt. Mit dem Einigungsvertrag galt für beide AWG das Genossenschaftsgesetz, das 100 Jahre zuvor am 5. Mai 1889 zum Deutschen Reichsgesetz erhoben worden war. Beide AWG wurden mit der Gründung der Wohnungsgenossenschaft im Jahr 1990 zusammengeführt. Schritt für Schritt sind danach die Wohnungen modernisiert worden. 1994 entstanden 13 alters- und behindertengerechte Wohnungen im Lindengarten, 1997 / 98 folgten 24 weitere Wohnungen dieser Art im selben Gebiet.
Mit seinem Genossenschaftsanteil ist jedes Mitglied gleichberechtigter Anteilseigner, sowohl materiell als auch ideell. Die Genossenschaft wird durch den Aufsichtsrat mit Horst Reckziegel als Aufsichtsratsvorsitzenden und Dieter Baumann als Stellvertreter sowie den Mitgliedern Jutta Eichner, Michael Heunecke und Eberhard Höhle, durch die Vertreterversammlung und den Vorstand gelenkt. Seit etwa zwei Jahren hat die Wohnungsgenossenschaft Quedlinburg mit Jeannette Zedschack und Peter Stentzel einen neuen Vorstand. Sie stehen nach innerbetrieblichen Problemen (die MZ berichtete) und der Ablösung des alten Vorstandes für den Neuanfang der Quedlinburger Wohnungsgenossenschaft. Insgesamt sind zusammen mit den Vorständen elf Mitarbeiter für das Wohl der Mieter da. In den zurückliegenden fünf Jahren wurden rund 3,2 Millionen Euro investiert, um die Wohnungen und Wohnblöcke weiter zu modernisieren. Mit rund sieben Prozent Leerstand steht die Wohnungsgenossenschaft im Vergleich zu anderen Unternehmen gut da. Mit neuen Ideen wird mit Erfolg versucht, dieses Niveau zu halten. So wurden Wohnungen in der oberen Etage neu zugeschnitten und verkleinert. Nach der Schließung des Internats der Berufsbildenden Schulen stellt die Genossenschaft Ein-Raum-Wohnungen zur Verfügung und leistet so einen Beitrag für die Attraktivität der Stadt für junge Leute.
Dauernutzung
"Wer in einer Genossenschaft Mitglied ist, wohnt sicher wie ein Eigentümer und flexibel wie ein Mieter" unterstreichen Jeannette Zedschack und Peter Stentzel: "Jedes Mitglied hat mit seinem Dauernutzungsvertrag ein lebenslanges Wohnrecht in seiner Genossenschaft. Wer mehr Wohnraum für Kinder braucht oder wenn der Zugang barrierefrei notwendig wird, so ist die Genossenschaft flexibel." Das Mitspracherecht bei allen Entscheidungen durch die Vertreterversammlung stelle eine Besonderheit der Genossenschaft dar und sichere das Wirken im Sinne der Mitglieder.
Zum 50-jährigen Bestehen der Wohnungsgenossenschaft sind alle Mitglieder am Sonnabend, 7. Juli, ab 15 Uhr zu einer Feier im Lindengarten eingeladen. Bis 24 Uhr gibt es Tanz, Musik und Kabarett. Für die Kinder ist ein großes Extra-Programm geplant. Im Umfeld präsentieren sich Partnerfirmen der Genossenschaft.