100 Dialyse-Patienten werden an zwei Standorten betreut
Quedlinburg/MZ. - Bis vor wenigen Monaten nutzten sie für die Dialyse und ihre Sprechstunden Räumlichkeiten des Krankenhauses. Mit dem 1. Januar 2007 haben sie eine eigene Praxis im Ditfurter Weg 21 eröffnet. Nicht nur das, unweit des Klinikums ist ein Neubau entstanden, der "optimale Bedingungen für die Patienten und das Personal bietet", wie Gerd Rettig gegenüber der MZ sagt. Die Gemeinschaftspraxis betreut unter anderem 100 Dialyse-Patienten in Quedlinburg und Balkenburg, wo ebenfalls ein Neubau entstanden ist.
Die Dialyse, die Nierenwäsche bei hochgradigem Organversagen, wurde bereits 1997 aus dem Bereich des Klinikums ausgelagert und von den beiden niedergelassenen Ärzten übernommen. Den Neubau unweit des Krankenhauses zu errichten, hatte praktische Erwägungen, sind die Fachärzte doch zugleich ständig für Patienten im Klinikum tätig. Neben der Dialyse befassen sich die beiden Ärzte mit der Therapie und Behandlung von Nierenerkrankungen, bei Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruckproblemen. Nierenerkrankungen sind oft die Folge von Diabetes, erklärt Facharzt Rettig. Deshalb gibt es, nicht nur für Zuckerkranke, eine Ernährungsberatung in der Praxis.
Zur Blutwäsche müssen die Patienten, deren Niere nicht mehr richtig funktioniert, dreimal in der Woche kommen. Dann werden sie für rund 4,9 Stunden im Durchschnitt an die modernen Maschinen zum Auswaschen der Schadstoffe aus dem Blut angeschlossen. 29 Plätze für die Dialyse gibt es in der Gemeinschaftspraxis in Zwei- bis Drei-Bett-Zimmern. "Wir hätten auch Gemeinschaftssäle aufbauen können, doch so wird die Intimssphäre der Patienten doch mehr gewahrt", bekennt der Facharzt. Natürlich sei es so etwas teurer für die Praxis. "Doch es sollte nicht vergessen werden, eine Nierenwäsche ist wie ein 800-Meter-Hürdenlauf. Es strengt den Patienten sehr an", weiß Gerd Rettig. Die Dialyse-Patienten können von Montag bis Sonnabend Termine erhalten. Als besonderes Angebot für Berufstätige steht die Praxis auch in der Nacht bereit. Der Patient kann bei der Blutwäsche schlafen, erklärt Gerd Rettig.
Zur Vorbeugung sollten Frauen ab 40 Jahre, Männer ab 45 regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen vornehmen lassen, rät der Spezialist. Für alle Nierentransplantationen reichen die Spenderorgane in Deutschland nicht. Etwa drei Patienten der Praxisgemeinschaft bekommen im Jahr eine neue Niere. Auf einer Warteliste stehen 20 Erkrankte. Eine Transplantation ist zudem nicht bei jedem möglich. Durch den Anstieg der Zuckerkrankheit erhöht sich auch die Zahl derjenigen, deren Niere angegriffen ist bis hin zum totalen Versagen, wo nur noch die ständige Blutwäsche oder die Transplantation hilft.
100 Dialyse-Patienten ist für die beiden Ärzte die Höchstgrenze, die sie nach den kassenärztlichen Vorgaben betreuen dürfen. In ihrer Praxen in Quedlinburg und Blankenburg sind 30 Mitarbeiter beschäftigt. Der Neubau in Quedlinburg wurde im August vergangenen Jahres begonnen und war Mitte Dezember bezugsfertig. Auf dem Gelände standen zuvor nicht mehr genutzte Gewächshäuser einer ehemaligen Gärtnerei. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit haben die Nierenspezialisten auch eine Selbsthilfegruppe von Dialysepatienten und eine Sportgruppe angeregt. 15 Teilnehmer hat die Gruppe derzeit.