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Zu Gast bei Nachbarn Zu Gast bei Nachbarn: Das Thüringische Rom

Von Wieland Führ 07.01.2016, 09:15
Der Naumburger Dom mit seinen weithin sichtbaren Türmen ist das mit Abstand wohl wertvollste architektonische Zeitzeugnis im heutigen Burgenlandkreis. Seiner Erhaltung hat sich seit über einem Vierteljahrhundert der Förderkreis für den Naumburger Dom verschrieben.
Der Naumburger Dom mit seinen weithin sichtbaren Türmen ist das mit Abstand wohl wertvollste architektonische Zeitzeugnis im heutigen Burgenlandkreis. Seiner Erhaltung hat sich seit über einem Vierteljahrhundert der Förderkreis für den Naumburger Dom verschrieben. Torsten Biel

Arbeitsteilung: Unterstützt der Verein Freunde und Förderer der Vereinigten Domstifter in erster Linie Kunst- und Kulturvorhaben sowie die kultur- und kunstgeschichtlichen Sammlungen in den Kirchenbibliotheken und Archiven der Vereinigten Domstifter ebenso wie den Rückerwerb solcher Schätze, so kümmert sich der Förderkreis für den Naumburger Dom vor allem für die Finanzierung von Fördermaßnahmen zur Erhaltung von Naumburgs größtem Gotteshaus.

Vereinsgründung zur DDR-Zeit

Und das schon seit einem Vierteljahrhundert. „Die Initiative, im Jahr 1990 diesen Förderkreis zu gründen, kam vom damaligen Dechanten des Domkapitels Ernst Schubert“ blickt Ronald Gillner zurück. Der in der Domstadt geborene und jetzt in Leipzig lebende freie Architekt ist aktueller Vorsitzender des Vereins. Dieser Schritt sei in der damals noch existierenden zweiten deutschen Republik außergewöhnlich und ohne Beispiel gewesen. Standen doch in der DDR fast 40 Jahre lang Vereinsgründungen nicht auf der Agenda, weil bis in die Wendezeit eine gesetzliche Grundlage fehlte. Die kam erst Ende Februar 1990. Auf Basis des damals von der Volkskammer verabschiedeten Vereinigungsgesetzes sollte ein Förderkreis entstehen, der sich den Erhalt einer Domkirche auf die Fahne geschrieben hatte.

Offensichtlich war die internationale Bedeutung des einmaligen Sakralbaus in Naumburg auch den damaligen Verantwortlichen in der Region bewusst. Nach der am 28. Juni 1990 beim damaligen Kreisgericht Naumburg erfolgten Antragstellung zur Aufnahme eines Vereins mit oben erwähntem Namen in das Vereinsregister ging nämlich alles relativ schnell.

Eintragung unter der Nummer 55

„Am 8. Juli 1990 fand die Gründungsversammlung mit 17 Teilnehmern statt“, sagte Ronald Gillner. „In der Versammlung wurde die Satzung angenommen.“ Und schon reichlich zwei Wochen später erfolgte die Registrierung unter der laufenden Nummer 55 des Vereinsregisters des Kreisgerichtes. Zwar wurde erwähntes Gesetz dann im Rahmen des deutsch-deutschen Einigungsvertrags aufgehoben. Einher ging aber gleichzeitig die Maßgabe, dass auf der Grundlage dieses Gesetzes gegründete Vereine Bestand haben. Damit ist die Registereintragung bis auf den heutigen Tag rechtlich gültig. „Mit dem Gründungsdatum 25. Juli 1990 steht der Verein Förderkreis für den Naumburger Dom zeitlich gesehen an erster Stelle von solchen Vereinsgründungen in der DDR“, sagt Gillner nicht ohne Stolz.

Sichern und erhalten: Der Titel des 1993 vom Verein herausgegeben ersten Informationsblatts steht auch programmatisch für seine Arbeit. So wurden 1994 Sicherungsarbeiten an der Wehrtrumruine im hinteren Domhof, an der Fachwerküberbauung und am schützenden Dach abgeschlossen, im Jahr darauf Ausschachtungsarbeiten in der Ruine durchgeführt. Der Förderkreis übernahm damals nicht nur die Kosten für die Instandsetzung der Turmuhr im Südostturm - Wertumfang von über 18000 D-Mark, sondern bezahlt auch die jährliche Wartung dieses Zeitmessers.

Rund 15 weitere Maßnahmen, so bilanziert der Vereinsvorsitzende, wurden in den folgenden Jahren in Angriff genommen, angefangen von denen zur besseren Ausleuchtung der Gebäude des Dom-Ensemble, so der schrittweise erfolgten Installation von Kronleuchtern in der Hauptkirche, über die Neugestaltung des westlichen Domhofes bis zur Umgestaltung des Kellergewölbes der Westklausur zum Domschatzgewölbe.

In 21 Jahren über 116000 Euro

Insgesamt hat der Förderkreis von 1993 - damals erhielt er die Anerkennung als gemeinnütziger Verein - bis 2014 Forschungs- und Restaurierungsarbeiten in einem Wertumfang von mehr als 116000 Euro unterstützt. Das wurde nur möglich durch die großzügigen Spenden der Vereinsmitglieder und weiterer Sponsoren.

Und auch 2015 gab es bei den Sanierungsarbeiten keinen Stillstand. Mit Zuwendungen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Höhe von 11000 Euro nahm der Förderkreis im Sommer dieses Jahres die Instandsetzungsarbeitern an der Südfassade des Westchors in Angriff. Der Verein übernahm dafür im Rahmen eines Vertrages zwischen der Denkmal-Stiftung und den Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg die Eigenmittel der Domstifter in Höhe von 4000 Euro zur Finanzierung der Fördermaßnahme. Ebenso beinhaltet der Vertrag auch Arbeiten am Hauptgesims und am Blattkapitell des Fensterstabwerks.

Steinschäden durch Verwitterung

Die Steinschäden durch Verwitterung des Laubfrieses und des Fensterstabwerks seien dramatisch und könnten bei Fortschreiten zum Verlust der Originals aus dem 13. Jahrhundert führen, schätzt Gille ein. Aufgehalten wird der Prozess durch Reinigen der Ornament-Oberflächen mit einem nach dem Sandstrahlerprinzip arbeitendes Mikrofeinstrahlgerät.

Anschließend steht eine Tränkung des Gesteins mit Kieselsäureester an. Der verhindert ein Auseinanderkrümeln der lockeren Oberfläche und schützt gleichzeitig vor weiterer Verwitterung.