Ziegen vertilgen Gehölze
GROSSWILSDORF/BALGSTÄDT. - Am Rödel, dem Hochplateau zwischen Großwilsdorf und Freyburg, wo seit 2009 Wildpferde grasen, werden bald auch Ziegen als vierbeinige Landschaftspfleger eingesetzt. Über die weitere Gestaltung des Projektes im Naturschutzgebiet informierte Rainer Helms, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde des Burgenlandkreises, während eines Lokaltermin auf dem einstigen Panzerübungsgelände.
Einzäunung beginnt in Kürze
In den nächsten Tagen beginnt die Einzäunung von fünf Ziegen-Weiden bei Balgstädt, wo die "Heppen" auf teilweise sehr steilen Hängen Büsche und junge Bäumen vertilgen sollen, die den Lebensraum von Orchideen und anderer geschützter Pflanzen bedrängen. Mitte April, so Helms, werden, etwa 20 Burenziegen ausgesetzt. Die Tiere der aus Südafrika stammenden Rasse vertilgen nicht nur Krautiges, sondern auch Gehölze. Laut Helms werden die Kletterspezialisten künftig von Ende März bis November in einem Rhythmus, der sich an der Blütezeit der Pflanzen orientiert, zwischen den Weiden wechseln. In die Zäune werden Schwingtore eingebaut, so dass die Koppeln für Wanderer passierbar bleiben. Die Weide, auf der sich die Ziegenherde jeweils befindet, bleibt aber versperrt. "Anders als Pferde neigen Ziegen zum Ausbrechen", begründet das Helms.
Projekt langfristig angelegt
Die Zahl der Rödel-Pferde wurde inzwischen von knapp 30 auf ein reichliches Dutzend reduziert. Die Erfahrungen habe gezeigt, dass diese Zahl reicht, sagte Helms. Auf Rinder, werde man verzichten, erklärte der Amtsleiter weiter. Eine Entscheidung die nicht zuletzt vom Freyburger Heimatverein begrüßt wird. "Über den Rödel führen Wege, die schon vor Jahrhunderten genutzt wurden und die auch heute noch bei Wanderern beliebt sind", macht Martin Bertling, der Vorsitzende, aufmerksam. Wildrinder bringen Wanderer in Gefahr, hatte der Heimatverein stets gewarnt.
Das Ziegenprojekt umfasst zehn Hektar und ist bemerkenswert langfristig ausgelegt. Seine Finanzierung ist laut Helms für 20 Jahre gesichert. Das Geld stammt aus Ausgleichsmaßnahmen, die Investoren für den Naturschutz leisten müssen. Nach einer Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes können Eingriffe in die Natur nun nämlich auch durch die Finanzierung von Bewirtschaftungs- und Pflegemaßnahmen kompensiert werden. Damit, so der Amtsleiter, müssen nun nicht in jedem Fall Neuanpflanzungen vorgenommen werden, die in der Vergangenheit oft in die Kritik geraten waren, weil dafür mitunter hochwertiger Boden einer landwirtschaftlichen Nutzung entzogen worden war.
Führungen in Aussicht gestellt
Wissenschaftlich betreut wird die Beweidung von der Hochschule Anhalt. Dort will man Interessierte Gelegenheit geben, sich über das Projekt zu informieren. So sei geplant, dass Studenten zweimal im Monat am neu angelegten Aussichtspunkt (Tageblatt / MZ berichtete) Erläuterungen geben, auch Führungen anbieten, kündigten die Betreuer René Kretschmer und Georg Hiller an. Der Rödelist Teil des Naturschutzgebietes "Tote Täler". Dort gibt es Orchideen und auch andere seltene Pflanzen- und Insektenarten in bemerkenswerter Vielfalt. Deren Lebensräume sind durch Vergrasung und Verbuschung bedroht. Auf rund 70 Hektar weiden seit 2009 Konik-Pferde, die die Flächen offen halten. Parallel dazu werden auch weiterhin Hanglagen durch Schafe beweidet. Die Ziegenweiden werden auf den drei Hängen, auf "Naumannsberg", Lissenberg" und "Alter Weinberg" angelegt. Ziegenhalter und Pächter der Flächen ist die Agrargesellschaft Großwilsdorf. Neben den Weidetieren sollen künftig auch Arbeiten durch Landschaftspflegebetriebe erfolgen. Finanziert werden können diese laut Untere Naturschutzbehörde über Ausgleichsmaßnahmen.