Wärme dank eigener Gülle
WISCHRODA. - Die ein paar Stunden alten Ferkel genießen sichtlich die Muttermilch und gleichzeitig die Wärme, die die Fußbodenheizung unter ihnen ausstrahlt und die neuerdings ebenfalls von ihren Müttern mitproduziert wird. Denn frisch sind nicht nur die kleinen Vierbeiner. Nagelneu sind auch die Fußbodenheizungen in vorerst 180 von 500 Abferkelbuchten in der Wischrodaer Ferkelaufzucht und die Anlage selbst, die die Wärme für die 2 000 Sauen samt deren Nachwuchs liefert.
Erst Mitte September nahm Paul Wellen die Biogasanlage in Betrieb, die er nahe seiner Ferkelaufzucht errichtete. Seither vergärt in der Anlage die Gülle seiner Schweine und der in Burkersroda gehaltenen Rinder zusammen mit Tonnen von Mais. Für die Nachgärung kommt der Mist aus der benachbarten Putenzucht hinzu. Der bakterielle Prozess spielt sich in zwei grünen zirkuszeltgleichen Behältern der Biogasanlage ab - dem Fermenter und dem Gärer.
Mit der Anlage schließt Wellen einen Kreislauf: Schweine-, Rinder- und Putengülle werden verwertet. Mit der in der Biogasanlage entstehenden Wärme beheizt er die Ställe der Ferkel und jene der benachbarten Putenküken. "Ich spare dadurch zwischen 40 000 und 50 000 Euro im Jahr Wärmekosten für die Ferkelanlage", überschlägt Wellen. Auch die Landwirtschaft zieht daraus doppelten Nutzen. Die Gärreste werden auf die Felder ausgebracht. "Besseren Dünger gibt es nicht", meint der 43-Jährige. Und von den Feldern kommt die vierte Zutat für die Biogasanlage. "Mit sieben Ackerbauern habe ich Maisverträge", so Wellen. Dass es ein schöner Kreislauf und zudem umweltfreundlich sei, sei das eine. Das andere: "Man muss ein gutes Wärmekonzept haben, damit alles aufgeht", so der Viehwirt. So ließ er zuvor seine Biogasanlage-Pläne von einem Betriebsberater prüfen. Der fand das Projekt gut. Läuft in der Praxis tatsächlich alles bestens, würde Wellen über eine Erweiterung nachdenken. Immerhin könnte die Putenanlage noch mehr Wärme gebrauchen. Dort werden derzeit nur drei der acht Ställe mit der Biogaswärme beheizt (wir berichteten). Bauplatz und Gülle sei für eine Erweiterung ausreichend vorhanden. Lediglich um mehr Mais müsste Wellen sich kümmern.