Vorstandstagung Vorstandstagung: Gremium sieht "eine Durchführung 2015 als unmöglich an"

Naumburg - Werden Winnetou und Old Shatterhand 2015 durch Naumburg reiten? Oder 2017? Oder gar nicht? Am kommenden Wochenende muss sich die renommierte Karl-May-Gesellschaft (KMG) entscheiden. Während der Mitgliederversammlung, die vom 4. bis 6. Oktober als 22. Kongress an traditionsreicher Stätte in Radebeul stattfinden wird, will der Naumburger Reinhard F. Gusky mit seinem Antrag auf ein Votum für das Karl-May-Treffen 2015 in der Domstadt drängen.
Nietzsche, Klinger und Schneider
„Ich verstehe nicht, weshalb man von einer von den Mitgliedern der Karl-May-Gesellschaft beschlossenen Entscheidung abrücken und den Kongress statt in Naumburg nun in Bamberg veranstalten will“, sagt Gusky unserer Zeitung. Der Karl-May-Sammler, der 1984 die DDR verlassen und danach in Bochum gelebt hatte, nach der Wende jedoch wieder in seine Heimat zurückkehrte und 2001 zusammen mit Willi Olbrich im Karl-May-Verlag Bamberg den Band „Auf Karl Mays Fährte“ veröffentlichte, hat sich als Mitglied der Gesellschaft bereits seit Jahren für den Kongress-Ort Naumburg eingesetzt.
„Es gibt viele Verbindungen zu Karl May, so durch Friedrich Nietzsche und das Schaffen Max Klingers, der in Großjena lebte, sowie dessen Freundschaft zu Sascha Schneider, der May-Werke illustrierte“, argumentiert Gusky, der kurz nach seinem Wechsel in den Westen der Karl-May-Gesellschaft beigetreten war. Außerdem seien Städte in Ostdeutschland bei den Kongressen bislang eher weniger berücksichtigt worden.
2011 in Wolfenbüttel beschlossen
Bereits in den 90er Jahren hatte Gusky - damals mit Hilfe des früheren Oberbürgermeisters Curt Becker - immer wieder Vorstöße unternommen, um Naumburg ins Gespräch zu bringen. 2011 schließlich beschloss die Mitgliederversammlung in Wolfenbüttel, den Karl-May-Kongress 2015 in Naumburg zu veranstalten. Der Ratskellersaal sollte als Tagungsort dienen, eine Ausstellung zu May, Nietzsche, Klinger und Schneider wäre möglich gewesen, Hotelzimmer sind ebenfalls genügend vorhanden.
Vom „Euroville“ nicht angetan
Nun jedoch rückt der Vorstand der Gesellschaft vom ursprünglich gefassten Beschluss ab. Nach einem Besuch in Naumburg, bei dem er von Bürgermeister Gerd Förster begleitet und über die Stadt informiert worden war, kam KMG-Geschäftsführer Ulf Debelius zum Ergebnis, Naumburg sei derzeit nicht als Ort für einen Kongress dieser Größe und Art geeignet. Hauptargument dabei: Da der Ratskeller derzeit saniert wird, steht dessen Saal nicht zur Verfügung. Das am Stadtrand gelegene Sport- und Freizeitzentrum „Euroville“ entspreche nicht dem Charakter einer solchen Veranstaltung. Diese Einschätzung wurde auch dem KMG-Vorstand vorgetragen (siehe Beitrag „Vorstandstagung“). Andererseits hatte „Euroville“-Marketingverantwortlicher Gunter Looß im Juni der Karl-May-Gesellschaft ein Angebot für den Kongress übergeben und auf die Tagungs- und Übernachtungsmöglichkeiten für bis zu 200 Teilnehmer hingewiesen. Zudem sprach Oberbürgermeister Bernward Küper an KMG-Vorsitzenden Johannes Zeilinger ebenfalls eine Einladung zum Besuch Naumburgs aus, der noch vor dem kommenden Wochenende und damit vor dem Radebeuler Kongress hätte stattfinden sollen. Unterstützung kam ebenso vom Kreistagsvorsitzenden und CDU-Bundestagsabgeordneten der Region, Dieter Stier. Zeilinger dagegen dankte in einer E-Mail an Gusky zwar für die Offerte nach Naumburg, verschob den Termin jedoch. „Ab Mitte Oktober werde ich für einen Besuch zur Verfügung stehen“, schrieb er. Damit jedoch dürften sich die Chancen für 2015 nicht verbessert haben, dennoch scheint Naumburg weiter im Topf für spätere Bewerbungen zu sein. Zeilinger dazu: „Gern kommen wir auf Naumburg zurück, wenn der Ratskeller als Tagungsort saniert sein wird.“
Weiter Hoffnung auf Einladung
Und in den Karl-May-Nachrichten, dem KMG-Vierteljahresmagazin vom Dezember 2012, schreibt Debelius: „Wir haben der Stadt Naumburg mit Bedauern unsere Entscheidung mitgeteilt und unserer Hoffnung Ausdruck gegeben, dass sie ihre Einladung bis zum Abschluss der Sanierungsarbeiten des Ratskellersaals aufrecht erhält.“