Vorhaben Vorhaben: In Arbeit bringen - ein Modellprojekt

Freyburg/weissenfels - Shenja Gontscharow ist glücklich - sie hat seit April einen festen Job. Als Zimmermädchen im Parkhotel „Güldene Berge“ in Weißenfels. Sechs Jahre wurschtelte sie sich auf 400 Euro-Basis durch. „Sobald die Arbeitgeber hörten, dass ich ein Kind habe, fiel bei ihnen die Jalousie“, berichtet die gelernte 27-jährige Restaurantfachfrau. Nun ist die Weißenfelserin froh. Möglich machte die Einstellung vor allem ein Programm, das der Landkreis auflegte und sich Familiencoaching nennt. Als Melanie Albrecht, die Chefin des Hotels, davon hörte, machte sie sofort Nägel mit Köpfen und stellte die 27-Jährige ein. „Das war ein Geschenk für uns, sie ist eine Bereicherung für unser Haus.“
Es wird nicht viele Projekte geben, mit denen der Landkreis punkten kann. Doch das Vorhaben Familiencoaching gehört zweifelsfrei dazu (siehe Beitrag „Vorhaben“). Das ursprünglich gestellte Ziel, 90 Menschen in Arbeit zu bringen, ist erfüllt. Sogar übererfüllt. Etwas über 100 vornehmlich junge Menschen konnten an Arbeitgeber im Burgenlandkreis vermittelt werden.
Unkomplizierte Vermittlung
„Ich war vier Jahre Hartz-IV-Empfängerin, ich habe mich wahnsinnig gefreut, endlich wieder einen Job zu haben“, erklärt Katja Nickel. Die 26-jährige gelernte Köchin aus Gleina arbeitet seit August als Zimmermädchen im Berghotel „Edelacker“ in Freyburg. Sie habe vorher zahlreiche Bewerbungen an Unternehmen in der Region geschickt, aber sobald man von ihrem Kind hörte, hätten alle Abstand von einer möglichen Einstellung genommen. So wie bei Shenja Gontscharow. „Kinder werden aber nun mal krank, das ist einfach so“, sagt Sandra Engel. Die Direktionsassistentin des Hotels freut sich mindestens ebenso wie Katja Nickel über das Modellprojekt. „Als wir davon gehört hatten, haben wir sofort losgelegt und Gespräche geführt“, erzählt sie. Das Hotel habe Arbeitskräfte gesucht und hätte ansonsten auf Tippel-Tappel-Tour gehen müssen, sprich Anzeigen schalten oder auch Wege zur Arbeitsagentur einplanen müssen. Lobend hebt sie zudem die unkomplizierte Art und Weise der Vermittlung mit der Kreisverwaltung hervor. Innerhalb von zwei, drei Tagen sei alles über die Bühne gelaufen. Dass es der „Edelacker“ durchaus ernst meint, kann daran belegt werden, dass im September die zweite Frau und im Dezember die dritte eingestellt wurde. Alle drei sind ausgebildete Fachkräfte. Und in Bezug auf die Kinder meint die Direktionsassistentin, dass man generell familienfreundlich eingestellt sei. „Ich habe auch zwei Kinder, ich weiß also, wie das ist“, ergänzt sie. Die jeweiligen Arbeitszeit sei mit diesen drei Frauen so vereinbart worden, dass sie in Ruhe ihre Kleinen vom Kindergarten abholen können.
Zweimal auch am Wochenende
Zweimal im Monat werden die Frauen allerdings am Wochenende eingesetzt. Das funktioniere bis jetzt einwandfrei, an den Tagen würden die Großeltern oder auch Freunde aushelfen. „Wir können heute ein absolut positives Fazit ziehen, das Modellprojekt ist voll gelungen“, so Sandra Engel weiter. Es gehe letzten Endes um keinen Fall darum, die Frauen nur vorübergehend zu beschäftigen. Sandra Engel: „Es ist unser Bestreben, die Frauen auch nach Ablauf des Projektes weiterhin zu behalten.“ Und das sei selbstverständlich auch das Interesse von Katja Nickel und das der anderen zwei Frauen. „Dass ich hier nicht als Köchin arbeiten kann, ist überhaupt kein Problem“, so die 26-Jährige. Die Arbeit mache Spaß, es herrsche eine sehr gute Atmosphäre.
Glockengold verlängert Vertrag
Über ähnlich gute Erfahrungen kann Chris Dabbert, Geschäftsführer des Unternehmens Glockengold in Laucha, berichten. „Man sollte ernsthaft überlegen, dieses Projekt weiterzuführen“, spricht er und räumt zugleich ein, dass das Risiko für den Arbeitgeber in der Zeit des Projektes überschaubar bleibe. Die Übernahme von bestimmten Kosten seitens des Landes im Rahmen des Modellprojektes sei natürlich ein „Türöffner“, ergänzt er. Aber darum gehe es seiner Meinung nach am Ende gar nicht. Viel wichtiger sei, wie sich derjenige verhalte, wie er sich entwickle und in den Betrieb mit einbringe. Dabbert geht davon aus, dass der bis Ende Dezember befristete Vertrag mit Martin Fahnert verlängert werde. Auch Fahnert wurde über das Modell-Projekt Familiencoaching bei Glockengold eingestellt. Der alleinerziehende Vater eines dreijährigen Jungen aus Laucha zeigt sich erfreut, dass er wieder Arbeit hat. „Ich hoffe, dass ich bleiben kann“, erklärt der 26-Jährige, der im Lager der Firma in Laucha arbeitet.
Menschen, die Leistungen vom Jobcenter beziehen und Interesse an dem Modellprojekt haben, können sich unter 03445/73 16 88 melden.