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Von Dorf zu Dorf - Pomnitz Von Dorf zu Dorf - Pomnitz: Lücke und ein Geheimnis

Von Harald Boltze 27.04.2008, 09:14

Als nächstes erfasste die Schließungswelle den Konsum, etwas später ging die Hühnerintensivhaltung, die einst 27 000 Tiere zählte, in die Brüche. Heute bildet das immer stärker verfallende Gebäude am Ortseingang kein Aushängeschild. Doch auf die Frage, ob sie darüber traurig seien, gibt es von Kreisel und Leibnitz kein klares Ja, sondern eher ein "es nützt doch nichts". Jammern scheint nicht ihr Ding zu sein, und so sind sie bemüht, die schönen, die lebendigen Seiten von Pomnitz zu zeigen. Da wäre zunächst der Jugendclub, der sich vor einiger Zeit im Feuerwehrhaus eingenistet hat. Zwar kämen die Jugendlichen fast ausschließlich aus Nachbarorten, aber nicht ohne Stolz sagen Kreisel und Leibnitz: "Hier ist fast jeden Abend was los, und die jungen Leute sind anständig, haben gerade das ganze Dorf zum Maifeuer eingeladen." Anständigkeit ist auch das Stichwort, wenn sie über die Vermögensgemeinschaft Möllern, die ihren Verwaltungssitz in Pomnitz hat, sprechen. "Die tun wirklich was für unser Dorf." 15 Angestellte und zwei Auszubildende arbeiten im Moment unter Geschäftsführer Karl-Friedrich Altenburg und versorgen dabei insgesamt 500 Rinder und knapp 2 000 Hektar Land. In der Nachbarschaft stehen noch immer die beiden Neubaublöcke, deren gute Auslastung dafür sorgt, dass die Einwohnerzahl langsamer sinkt als in manch anderem Dorf.

Nur einmal, ein paar Meter weiter, scheint es Kreisel und Leibnitz etwas schwerer ums Herz zu werden. "Das war früher mal der Saal. Was denken Sie, was da getanzt wurde, Theaterstücke wurden da drin aufgeführt", sagt Kreisel. Auf die Frage, ob sie dort auch mit ihren heutigen Frauen getanzt hätten, antworten sie lachend: "Nicht nur mit denen". Doch die dörfliche Geselligkeit hat heutzutage in Pomnitz gelitten. Eine Lücke, in die die Kirche stoßen könnte. "Wir versuchen das ja, machen Angebote, aber nach 40 Jahren DDR-Kirchenverdrossenheit ist es schwer", sagt Pfarrer André Wiethölter, der auch am Spaziergang teilnimmt. Lobende Worte findet er dagegen für die Ordnung in und um die Kirche, zu der die Pomnitzer beitragen.

"Unser Taufstein ist 1 000 Jahre alt, älter als der Naumburger Dom", sagt Heinz Leibnitz. Ein Kind hat Pfarrer Wiethölter allerdings noch nie darin getauft. Auch den beiden Dorfchronisten fällt nach langem Überlegen nicht ein, wann die letzte Taufe war. Was sie allerdings rausgefunden haben, ist ein geschlossener Hohlraum im Altar. Genau wie bei der verschlossenen Truhe, die im Gotteshaus steht, weiß man nicht, was darin versteckt ist. "Sicher nur Notenblätter", sagt Wiethölter ohne jede Abenteuerromantik. Schade, denn ein wertvoller Schatz wäre in der jüngeren Pomnitzer Geschichte eine Wende, der keine Schließung, sondern eine Öffnung vorausging.