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Naumburger Sommertheather Vom Kampf zurück in den Alltag

Präsentiert wird im Marientor ab Freitag die Inszenierung „Elling“.

Von Jana Kainz Aktualisiert: 14.06.2021, 16:04
Auf der Freilichtbühne im Marientor liegen die Proben fürs diesjährige Naumburger Sommerthetater „Elling“ mit Selena Bakalios, Jörg Vogel (r.) und Claus Becker in den letzten Zügen. Freitag, 4. Juni,  ist Premiere.
Auf der Freilichtbühne im Marientor liegen die Proben fürs diesjährige Naumburger Sommerthetater „Elling“ mit Selena Bakalios, Jörg Vogel (r.) und Claus Becker in den letzten Zügen. Freitag, 4. Juni, ist Premiere. (Foto: Torsten Biel)

Naumburg - Der normale Vor-Corona-Alltag ist weit entfernt wie der altbekannte Theateralltag. Auch wenn sich nach Monaten des Lockdowns kurz vor Spielzeitende der Vorhang für das Theater Naumburg doch noch heben darf, sind dafür aber einige Hürden zu nehmen. Für Nicht-Geimpfte führt der Eintritt zum Sommertheater im Marientor nicht am Schnelltest vorbei. Wer es schließlich geschafft hat, sitzt sozusagen mit den Protagonisten der Sommertheaterproduktion „Elling“ - ein Stück von Axel Hellstenius unter Mitwirkung von Petter Næss nach dem Roman „Blutsbrüder“ von Ingvar Ambjørnsen - in einem Boot: Man ist der Normalität entrückt - wenn die Ursachen auf der Bühne und im Zuschauerbereich auch verschieden sind.

Schicksalsschlag hebt Leben aus den Angeln

Bei Elling (Jörg Vogel) war es ein Schicksalsschlag, der sein Leben aus den Angeln hob und ihn in eine Psychiatrie führte, wo er mit Kjell (Claus Becker) in einem Zimmer untergebracht wurde. Als sie entlassen werden, ziehen sie in eine WG. Alltägliche Dinge wie das Klingeln des Telefons bringt sie aus der Fassung, vor allem Elling. Doch von einer Sozialarbeiterin (Selena Bakalios) betreut, versuchen sie in den Alltag zurückzufinden - kein einfaches Unterfangen für die unterschiedlich tickenden Männer. Während der eine erstmals in Liebe entbrennt, seine tiefe Zuneigung gilt der schwangeren Nachbarin (Pia Koch), entdeckt der andere seine poetische Ader.

Im Lexikon des internationalen Films heißt es zum 2001 von Næss nach Ambjørnsen Romanvorlage gedrehten norwegischen Spielfilm „Elling“: Dass es eine hintersinnige Komödie sei, „die mit viel Sympathie für die beiden Protagonisten die Normalität hinterfragt und skurriles Denken als mögliche Überlebensstrategie anbietet.“

Claus Becker gibt in „Elling“ dem Affen  nicht nur als Kjell Zucker. Ebenso spielt er einen  schrillen Lyrik-Interpreten.
Claus Becker gibt in „Elling“ dem Affen nicht nur als Kjell Zucker. Ebenso spielt er einen schrillen Lyrik-Interpreten.
(Foto: Torsten Biel)

Für die Naumburger Theaterinszenierung, die am 4. Juni, 20.30 Uhr, Premiere hat, führt Georg Münzel Regie. Seit gut fünf Wochen probt er mit dem vierköpfigen Ensemble und genießt dies sichtlich. „Seit einem Jahr habe ich nicht mehr im Theater gearbeitet oder nur unter bestimmten Bedingungen. Da sind zwei Inszenierungen entstanden, die aber coronabedingt nicht aufgeführt wurden“, erzählt er. In Naumburg ist inzwischen ein kleines Stück Normalität möglich. Die beiden Hauptdarsteller sind geimpft. Somit dürfen sie wieder ohne Abstand spielen. Einzige Änderung, die Münzel entsprechend der personellen Gegebenheiten vornahm, war, an die Stelle des Sozialarbeiters eine Frau zu setzen. Wie diese die Männer mit ihren Phobien und Schrullen wieder alltagstauglich bekommen will, verleihe der Komödie zusätzlichen Charme. Was dem Stück innewohnt? Münzel dazu: „Der individuelle Freiheitsgedanke, dass jeder nach seiner Fasson glücklich werden soll.“

Bühnenbild vom 2020 geplanten Sommerstück

Glück im Unglück hatte das Theater. Das 2020er-Sommertheaterstück, geplant war Woody Allens „Mitternachts-Sex-Komödie“, konnte nicht aufgehführt werden. Das Bühnenbild allerdings war schon fertig. Weil dieses bestens zum aktuellen Stück passt, kommt sie in diesem Jahr zum Einsatz. Die aus Brettern gefertigte Kulisse sei inzwischen wegen der rasant gestiegenen Holzpreise ein Vermögen wert.

Weitere Termine unter www.theater-naumburg.de und Kartenreservierungen unter Telefon 03445/273480

Weitere Hinweise für Besucher: Auch für die Aufführung des Sommertheaters gibt es ein Hygienekonzept und einige Corona-Regeln zu beachten. Aufgrund der Abstandsregeln sind die Plätze im Freilufttheater auf 50 begrenzt. Familien können entsprechend der allgemeinen Regeln zur Personenanzahl zusammen sitzen. Auf dem Sitzplatz kann die Maske abgesetzt werden. Der Ausschank wird geöffnet haben, der Verzehr allerdings nur auf den Plätzen erlaubt sein. Für den Einlass wiederum benötigt der Zuschauer entweder einen Beleg für eine Impfung, Genesung oder negative Testung innerhalb der letzten 24 Stunden. Anderenfalls müssen die Zuschauer einen Selbsttest mitbringen, der unter Kontrolle des Theaterpersonals in der Maria-Magdalena-Kirche durchgeführt werden muss. Zudem gibt es einen Bogen zur Kontaktnachverfolgung.