Tickets Tickets: Noch Hörplätze im Westchor zu haben

Naumburg - Etwas ganz Besonderes wagt die Naumburger Domkantorei für das diesjährige Kirschfestkonzert im Naumburger Dom: Zum ersten Mal soll in Sachsen-Anhalt oder gar, soweit es Domkantor KMD Jan-Martin Drafehn bekannt ist, in den neuen Bundesländern das „Liverpool-Oratorium“ des einstigen „The Beatles“-Mitgliedes Paul McCartney aufgeführt werden (wir berichteten). Das Werk, für das McCartney den Text und Carl Davids die Musik schrieb, trägt autobiografische Züge. Es berichtet in acht Teilen aus McCartneys Leben und auch wieder nicht. Denn obwohl sich seine Lebensstationen, ausgehend von seiner Kindheit und Jugend in Liverpool, darin wiederfinden, würden verschiedene Abschnitte des Lebens allgemein thematisiert. Entstanden ist das Oratorium 1990/91 als Auftragswerk für das 150. Gründungsjubiläum der Königlichen Philharmonischen Gesellschaft Liverpool.
Für die nahende Naumburger Aufführung stecken die Mitwirkenden in den letzten Proben. Diese haben es in sich - nicht nur inhaltlich, sondern auch organisatorisch. Immerhin werden am Sonnabend, 27. Juni, ab 19.30 Uhr nicht nur der Naumburger Domchor sowie die Kinder und Jugendlichen der Naumburger Domsingschule das gut anderthalbstündige chorsinfonische Konzert bestreiten. An dem Kooperationsprojekt wirken ebenso der Domchor und der Jugenddomchor Meißen sowie vier Solisten aus Dresden, Radebeul und Leipzig mit.
Nach den monatelangen Einzelproben seit Jahresbeginn ist es nun an Drafehn als Leiter des Konzerts, „in der heißen Phase“ alle Akteure zusammenzuführen. Dafür wird nicht nur viel Zeit investiert, sondern werden auch viele Kilometer zurückgelegt. Während vor 14 Tagen die Meißner Sänger in die Naumburger Marienkirche am Dom gekommen waren, um sechs Stunden lang an der Werks-Aufführung zu feilen, sind jüngst die Naumburger Chöre nach Meißen gereist. Morgen geht es nach Riesa und Donnerstagnachmittag machen sich der Domchor und die Domsingschule, der Schüler ab der fünften Klasse angehören, erneut auf den Weg nach Meißen. Es ist die Hauptprobe. Zurücksein werden sie gegen 23.30 Uhr. Der Domkantor hofft, dass die Schüler für den nächsten Tag von der Schule freigestellt werden.
Die Aufführung wird den Chören eine besondere Konzentration abverlangen. „Das hängt mit dem Stil zusammen, der Mischung aus Filmmusik und Musical“, erklärt Drafehn. Wegen der Handlung, die von den Solisten bestritten wird, sind es viele kleine Passagen, kurze Abschnitte, in denen die Chöre zum Einsatz kommen. Dabei haben die Sänger schwere Akkorde und Akkordverbindungen zu meistern - so eben auch in dem Abschnitt „Krise“. In dem Streit eines jungen Ehepaares übernimmt der Chor eine Warnfunktion - mit dem Wort „stay“. Eben dieses kommt in einem Akkord daher, der schwer zu treffen ist. Und da deutet sich die nächste Hürde an, die genommen werden musste: Das Stück ist in englischer Sprache verfasst. Nicht alle Sänger beherrschen diese. „Da waren auch viele Sprechübungen nötig, eine große Hilfe war uns da Familie Winkler, die aus Südafrika stammt und deren zweite Muttersprache Englisch ist“, so Drafehn.
Bis Sonnabend muss alles sitzen. „Dann wird es ernst“, so der Konzertleiter. Von 15 Uhr bis 18.30 Uhr ist im Dom die Generalprobe. Ab 19.30 Uhr ist dieser mit Publikum gefüllt. Mit dem letzten Ton wird das Stück dann aber nicht endgültig verklingen. Noch einmal aufgeführt wird es von den Akteuren einen Tag später. Dann treten sie ab 18 Uhr im Meißener Dom auf.
