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Handball-Oberliga Teilerfolg für Burgenländer auf dem Weg zum Titel

HCB-Männer bieten Publikum im Spitzenspiel gegen Plauen einen wahren Krimi. Eine besondere Regel verhindert in der Schlusssekunde aber den Sieg.

Von Harald Boltze und Torsten Kühl 27.03.2023, 08:34
Der Bundesliga-erfahrene und aus Leipzig zum HCB gewechselte Marc Esche zeigte als Linksaußen  beim 27:27 eine tadellose Leistung und kam, auch dank fünf von fünf verwandelten Siebenmetern, am Ende auf 13 Treffer.
Der Bundesliga-erfahrene und aus Leipzig zum HCB gewechselte Marc Esche zeigte als Linksaußen beim 27:27 eine tadellose Leistung und kam, auch dank fünf von fünf verwandelten Siebenmetern, am Ende auf 13 Treffer. (Foto: Kassandra Maul)

Naumburg - Es war eigentlich alles für die große Party angerichtet. In der Halbzeit des Oberliga-Spitzenspiels gegen den Tabellendritten SV Plauen-Oberlosa führte der HC Burgenland nach einer starken ersten Hälfte mit 17:10 und Hallensprecher Stephan Meyer hatte soeben die Niederlage des ärgsten Verfolgers aus Köthen angesagt. Der Weg zur Meisterschaft - auch wenn noch einige Wochen hin - schien geebnet.

Doch eine Dreiviertelstunde später wussten die Zuschauer im „Euroville“ nicht so recht, wohin mit ihren Gefühlen. Freuen, dass man ein rassiges Top-Spiel und einen Krimi zugleich gesehen hatte, man zudem den Abstand auf Plauen konstant halten konnte? Oder ärgern, dass die Sieben-Tore-Führung noch den Bach herunterging und Plauen schon mit abgelaufener Uhr einen Siebenmeter zum 27:27-Endstand verwandelte?

Es war ein Spiel mit zwei Halbzeiten, wie Tag und Nacht, wie Sonne und Gewitter.

HCB-Trainer Svajuna Kairis

„Es war ein Spiel mit zwei Halbzeiten, wie Tag und Nacht, wie Sonne und Gewitter“, meinte HCB-Trainer Svajunas Kairis nach der Partie. 42 Sekunden vor Schluss hatte sich Florian Pfeiffer durchgetankt und zum vermeintlichen Siegtreffer eingenetzt, denn in der Folgezeit warf sich die HCB-Deckung zunächst erfolgreich in die Wurfversuche der Gäste, ehe praktisch in der Schlusssekunde der Arm von Marcel Popa bei einem ebensolchen Blockversuch wohl im Gesicht von Plauens Louis Hertel landete. Die Schiedsrichter entschieden auf Rot für Popa - und aufgrund der speziellen Regel, dass ein solcher Platzverweis in den letzten 30 Sekunden des Spiels immer einen Strafwurf nach sich zieht, durfte der nimmermüde Gäste-Spielmacher Ivan Kucharik noch einmal an die Siebenmeter-Markierung treten und ausgleichen.

„Wir haben geduldig begonnen, aber nach der Pause unsere Linie verloren. Da spielte auch viel Psychologie eine Rolle“, meinte Coach Kairis. Zufrieden konnte er vor allem mit dem Start seines Teams sein. Die ersten zwei Würfe der beiden Außen Marc Esche und Janko Pesic? Beide drin. Die ersten zwei Würfe aufs Tor des HCB? Beide von Marius Göbner gehalten. 5:2 ging man in Führung, doch Plauen steigerte sich, vor allem defensiv, so dass es den Hausherren immer schwerer fiel, Lücken für freie Würfe zu finden. Vor allem die Einbindung von Kreisspieler Tim Bielzer konnten die Gäste immer wieder erfolgreich verhindern.

All u folgenschwer war dies in Hälfte eins aber nicht. Vorn zeigte sich der überragende Marc Esche, der auf insgesamt 13 Treffer kam, sowohl von außen als auch aus sieben Metern extrem nervenstark, und hinten parierte Marius Göbner etliche gute Würfe. Eine 17:10-Halbzeitführung war die Folge - und vor allem die Wechselmöglichkeiten des enorm breiten HCB-Kaders ließen ein Einbrechen in Hälfte zwei unwahrscheinlich erscheinen.

Doch das kümmerte Plauen-Oberlosa nicht. Mit enormer Kampfkraft kamen die Vogtländer zurück ins Spiel. Flink schlossen sie hinten jede Lücke, und vorn trieben Kucharik und Franz Schauer die Burgenland-Keeper in den Wahnsinn, die nun kaum noch eine Hand an den Ball bekamen, was nach einer ersten starken Parade vor allem für den eingewechselten Marian Voigt galt. Hinzu kam, dass der HCB vorn einige Lattentreffer zu verzeichnen hatte.

Tor um Tor wurde aufgeholt, und spätestens beim 23:23 knapp zehn Minuten vor Schluss wurde den Zuschauern klar, dass sie hier nicht nur ein gutklassiges Handballspiel, sondern auch einen Krimi zu Gesicht bekommen, was sich in der Schlussminute dann bewahrheitete.

Ein Beinbruch war das Remis für den HCB aber keineswegs. Mit 39:5 Punkten verfügt er acht Spiele vor Saisonende über ein ordentliches Polster auf die Konkurrenz aus Köthen und Plauen (jeweils 32:12). Er liegt weiter auf Titelkurs, auch wenn am Sonnabend nur ein Teilerfolg gelang.

 Benas Vaicekauskas stand am Sonnabend im  Plauener Kasten und wird  in der kommenden Saison  für den HCB  die Bälle halten - vielleicht sogar in der 3. Liga? Die Chancen stehen gut.
Benas Vaicekauskas stand am Sonnabend im Plauener Kasten und wird in der kommenden Saison für den HCB die Bälle halten - vielleicht sogar in der 3. Liga? Die Chancen stehen gut.
(Foto: Kassandra Maul)

Um für die nächste Saison - im Idealfall dann wieder in der 3. Liga - gerüstet zu sein, sind Clubpräsident Uwe Gering und seine Mitstreiter schon auf dem Transfermarkt unterwegs. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf der Verpflichtung eines Linkshänders für den rechten Rückraum, weil Tom Hanner und Steve Baumgärtel gehen werden. Vollzug konnte Gering indes schon auf der Torhüterposition vermelden. Mit Benas Vaicekauskas kommt ausgerechnet der Keeper des Gegners vom Sonnabend aus Plauen-Oberlosa zu den Burgenländern, der seine künftigen Teamkollegen vor allem im Hinspiel mit 13 Paraden förmlich entnervt hatte. Der 27-jährige Litauer hatte in seinem Heimatland mit Meister Dragunas Klaipeda im EHF-Cup gespielt; 2021 kam er vom Oberliga-Rivalen Pirna/Heidenau zum damaligen Drittliga-Aufsteiger nach Plauen.

Mitteldeutsche Oberliga, Männer: HC Burgenland - SV Plauen-Oberlosa 27:27 (17:10). HCB: Marian Voigt, Marius Göbner; Stefan Remke 2, Laurenz Kröber, Florian Pfeiffer 2, Niklas Seifert, Steve Baumgärtel 1, Tim Bielzer 2, Kevin Szep-Kis 2, Tom Hanner 2, Richard Vogel 1, Marcel Popa, Marc Esche 13/5, Janko Pesic 2 - Siebenmeter: HCB 5/5, Plauen 3/3; Zeitstrafen: HCB 2, Plauen 4.

Gemischte Gefühle auch bei den anderen HCB-Teams: Die Oberliga-Damen gewannen als Tabellenführer ihrer Staffel bei Schlusslicht HSV Magdeburg nach holpriger erster Hälfte mit 31:20 und festigten damit ihre gute Ausgangslage im Titelrennen. Abstiegskampf ist hingegen weiter das Thema für die zweite Herrenmannschaft in der Sachsen-Anhalt-Liga. Dort setzte es für den HC Burgenland als Drittletzten eine 27:36-Niederlage beim TuS Radis, dem Tabellenachten.

Mitteldeutsche Oberliga, Frauen: HSV Magdeburg - HC Burgenland 20:31 (13:13). HCB: Wiebke Detjen, Maria Pfüller; Linda Uhlig 1, Julia Pöschel 6, Juliana Maul 1, Marie Knappe 1, Lea Guderian 6/1, Theresa Hähnel, Jasmin Heinz 3, Lena John 3, Lea Schönefeld 2, Patrizia Sturm 2, Carmen Ringler 3, Celine Knorr 3 - Siebenmeter: Magdeburg 3/3, HCB 4/1; Zeitstrafen: Magdeburg 3, HCB 2.

Sachsen-Anhalt-Liga, Männer: TuS Radis - Burgenland II 36:27 (21:13). HCB II: Max Knoblauch, Paul Taube; Marcus Deibicht, Marcus Födisch 3, Eric Emmerich 3, Tim Kurrat 5, Stephan Fichtner 6/4, Paul Zänker 5, Martin Tillmann, Jonas Hassenmeier 5 - Siebenmeter: Radis 2/2, HCB II 7/5; Zeitstrafen: Radis 4, HCB II 4.