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Millionen-Defizit Technische Werke Naumburg: Chefs müssen gehen

Nach dem aufgetauchten Millionen-Defizit werden die Verträge der bisherigen TWN-Geschäftsführer nicht verlängert. Schadenshöhe noch unbekannt.

Von Harald Boltze Aktualisiert: 05.05.2022, 16:06
Die Mitarbeiter der  Technischen Werke Naumburg werden zum 1. September dieses Jahres einen neuen Geschäftsführer bekommen.
Die Mitarbeiter der Technischen Werke Naumburg werden zum 1. September dieses Jahres einen neuen Geschäftsführer bekommen. (Foto: Torsten Biel)

Naumburg - Das Millionen-schwere Defizit der Technischen Werke Naumburg (TWN, wir berichteten mehrfach): Bisher war von den Gesellschaftern vor allem die welt- und energiepolitische Lage als Ursache genannt worden. Und noch im Januar sagte Andreas Auerbach, Vorstand des Mitgesellschafters EnviaM, gegenüber unserer Zeitung, dass es nicht um personelle Konsequenzen gehe.

Nun aber werden diese doch gezogen. „Wir haben uns im Konsens darauf geeinigt, dass die zum 31. August dieses Jahres eh auslaufenden Verträge der TWN-Geschäftsführer Ulrich Klose und Detlef Apel nicht verlängert werden“, sagte am gestrigen Mittwoch der Aufsichtsratsvorsitzende und Oberbürgermeister Armin Müller im Namen der Stadt (51 Prozent TWN-Anteile) sowie der EnviaM (47 Prozent) und Stadtwerke Aachen (zwei Prozent).

Nach einer Begründung gefragt, meinte Müller, dass bei der jüngsten Aufarbeitung der TWN-Krise auch persönliche Versäumnisse bemerkt worden seien. „Ich bedauere aber, dass wir diesen Schritt gehen mussten, da die Geschäftsführer mit ihrer Arbeit viel dafür getan haben, dass die TWN bis zum jüngsten Vorfall stets schwarze Zahlen schreiben konnten.“ Auch lobte der OB, dass sowohl Apel als auch Klose derzeit mit voller Transparenz und täglich großem Einsatz dafür sorgten, „das Schiff wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen“.

Wie hoch der finanzielle Schaden ist, der der Stadt Naumburg und damit dem Steuerzahler entstanden ist, könne noch nicht genau beziffert werden. Er gehe derzeit von einem einstelligen Millionendefizit aus, das höher sei als die von einer Bürgschaft der Stadt abgedeckten drei Millionen Euro, so der OB. Genauere Zahlen erwarte er Ende Mai. Ursache für das enorme Defizit war ein Versäumnis in der Beschaffung von Strom und Gas. Vor der Explosion der Preise auf dem Energiemarkt waren Großverträge abgeschlossen worden, für die aber nicht entsprechend eingekauft worden war. „Trotz der Krise, die wir jetzt zu bewältigen haben, lässt die mittelfristige Finanzplanung der TWM aber Hoffnung zu“, sagte Armin Müller. Erneute Preiserhöhungen für die Kunden, wie zu Beginn des Jahres erfolgt, seien derzeit auf jeden Fall nicht geplant.

Die Geschäftsführerstelle der TWN werde nun ausgeschrieben, um sie ab 1. September neu besetzen zu können, dann aber nur mit einer Person. „Es war ja bisher schon so, dass sich Ulrich Klose zu zehn Prozent um die TWN und um 90 Prozent um die städtische Kurbetriebsgesellschaft gekümmert hat“, so Müller. Ob Klose diesen Posten, der vor allem die Verantwortung für die beiden Bäder Bulabana und Kösalina beinhaltet, weiterführen darf, sollte eigentlich am gestrigen Mittwoch im Aufsichtsrat der Kubi entschieden werden; dies wurde aber vertagt. „Ich würde es aber aufgrund seiner technischen Kenntnisse begrüßen“, so Müller.

Klose selbst reagierte auf Tageblatt/MZ-Anfrage gestern gelassen. Er sei von der Entscheidung nicht überrascht. Es sei nichts völlig Außergewöhnliches, dass Geschäftsführerverträge nicht verlängert werden. Auch sei es für ihn selbstverständlich, dass er bis zum Ende seiner Vertragszeit mit vollem Einsatz für eine Bewältigung der Krise arbeiten werde.

Diese Bewältigung wird neben der Umschichtung von Krediten auch Sparmaßnahmen mit sich bringen, erklärte OB Müller. Die Reduzierung auf einen Geschäftsführer gehöre dazu. In diesem Zusammenhang werde aber überlegt, die Energiebeschaffung auf einen externen Dienstleister zu übertragen. Dass die TWN neben dem ureigentlichen Energiegeschäft auch als Unterstützer vieler kultureller und sportlicher Angebote im gesellschaftlichen Leben der Stadt Naumburg tätig ist, soll laut Müller „auf gleichem Niveau“ erhalten bleiben. Hinsichtlich der beiden städtischen Badeanstalten Bulabana und Kösalina werde man jedoch weiter überprüfen müssen, wo es Einsparmöglichkeiten geben kann.