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Hilfsorganisation Tafeln im Burgenlandkreis unter Druck

In Leipzig kann Verein derzeit keine weiteren Menschen mehr aufnehmen, um sie zu versorgen. Wie ist die Lage hier?

Von Alexander Kempf Aktualisiert: 20.04.2022, 09:11
Tafel-Mitarbeiterin Petra Rauchbach räumt Lebensmittel in die Regale der Ausgabe.
Tafel-Mitarbeiterin Petra Rauchbach räumt Lebensmittel in die Regale der Ausgabe. (Foto: Torsten Biel)

Naumburg/Weißenfels - Vor einigen Tagen haben die Leipziger Tafeln die Notbremse gezogen. Die Hilfsorganisation wird vorerst nur noch ihre gut 18.000 Bestandskunden mit Lebensmitteln in der Messestadt versorgen. Neue Menschen werden zunächst nicht mehr aufgenommen. Die Tafeln reagierten damit in Leipzig auf weniger Lebensmittelspenden, hohe Spritpreise und die gestiegene Zahl Bedürftiger.

Nur einmal pro Woche

Es sind Entwicklungen, die auch der Naumburger Tafel-Chef Mathias Gröbner kennt, welcher zugleich der Tafel in Weißenfels vorsteht. „Wir bekommen immer weniger Lebensmittel“, berichtet er. Anders als in Leipzig werden in Weißenfels, Naumburg und der kleinen Außenstelle in Laucha aber noch neue Bedürftige aufgenommen. Möglich ist das, weil die Tafel den Zugang für die Bedürftigen seit April eingeschränkt hat. Seither kann jeder der rund 3.000 Bestandskunden nur noch einmal pro Woche Lebensmittel abholen und nicht mehr wie bis dato zweimal pro Woche.

„Wir wollen damit eine breitere Masse erreichen“, erklärt Mathias Gröbner. Der beobachtet derzeit insbesondere, dass der Ansturm in Naumburg sehr groß ist. Was damit zusammenhängen könnte, dass dort noch mehr Menschen geflüchtete Ukrainer aufgenommen haben als in Weißenfels. Mit den Kriegsflüchtlingen könnte der Bedarf nach vergünstigten Lebensmitteln in den nächsten Wochen weiter steigen.

Wir bekommen immer weniger Lebensmittel.

Mathias Gröbner, Naumburger Tafel-Chef

Mathias Gröbner
Mathias Gröbner
(Foto: Torsten Biel)

„Ich gehe davon aus, dass wir auch diese Herausforderung meistern werden“, sagt der Naumburger Tafel-Chef. Er verweist auf zwei schwierige Jahre Pandemie, die bereits eine echte Anstrengung für die ehrenamtlichen Mitarbeiter gewesen seien. Nun würden die hohen Spritpreise mehr und mehr zur Belastung. Dass bei der Tafel auch weniger Lebensmittelspenden ankommen, erklärt sich der Tafel-Chef damit, dass viele Regale in Supermärkten angesichts von Hamsterkäufen gar nicht mehr voll werden. Auch hätten Supermärkte teils selbst Lebensmittel für die Menschen in der Ukraine gespendet. So bleibt am Ende weniger übrig, was verteilt werden kann.

„Wir halten uns gerade so über Wasser“, sagt auch Tristan Alt, Leiter der Tafel in Zeitz, welche zudem die Lützener Außenstelle mit Lebensmitteln versorgt. Wie Alt berichtet, habe sich die Zahl jener, die sich in Zeitz in der Schlange für Lebensmittel einreihen, in den vergangenen Wochen nahezu verdoppelt. Ein Aufnahmestopp von Bedürftigen - wie in Leipzig - sei bisher aber kein Thema. „Wir versuchen jeden zu betreuen“, sagt der Leiter. Wenn die Lebensmittelspenden aber weiter stetig weniger werden und die Zahl der Bedürftigen zugleich weiter steigt, könnte es sein, dass in Zeitz Lebensmittel dann nur noch alle zwei Wochen abgeholt werden dürfen. Noch seien das aber nur Überlegungen, so Tristan Alt. Er beobachtet, dass infolge der gestiegenen Lebensmittelpreise auch viele Altkunden wieder den Weg zur Lebensmittelausgabe suchen, die dort länger nicht gesehen wurden.

Gerangel bei Losvergabe

Inzwischen würden sich bei den Terminen bis zu 150 Leute einfinden. „Darunter ist ein großer Teil Ukrainer“, sagt Tristan Alt. Ihre Zahl könnte noch steigen. Denn die Geflüchteten brauchen Wohnraum, und Zeitz sei eine Stadt mit Leerstand. Da die Tafel in Zeitz auch eine Möbelbörse und eine Kleiderkammer betreibt, ist sie eine zentrale Anlaufstelle für die Neuankömmlinge.

Deren Wohnungen mit Möbeln aufzufüllen, das sei angesichts des Ansturms gar nicht so einfach, berichtet Tristan Alt. Ihn treibt auch die Sorge um, dass es angesichts geringer werdender Ressourcen der Tafel bei der Essensausgabe künftig zu Spannungen kommen könnte. Schon jetzt käme es bei der Vergabe der Lose für die Reihenfolge auch mal zu Gerangel. „Das ist die Realität“, sagt er.