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Splitter Splitter: Sänger Handballer

29.06.2015, 07:43
Max Kurth, Auszubildender im zweiten Lehrjahr in der Bad Kösener Dachdeckerfirma Holger Fritzsche, schneidet Schiefer zu.
Max Kurth, Auszubildender im zweiten Lehrjahr in der Bad Kösener Dachdeckerfirma Holger Fritzsche, schneidet Schiefer zu. Biel Lizenz

Naumburg - Eine Topfbürste soll es sein. Am Stand von Bürstenmacherin Ursula Römer wird Oberbürgermeister Bernward Küper, festlich im historischen Gewand gekleidet, fündig. „Die Plastikdinger gehen doch immer so schnell kaputt“, sagt Küper und greift nach einem edlen Stück mit Holzgriff. Das Stadtoberhaupt hat zuvor die Peter-Pauls-Messe eröffnet und prominente Gäste begrüßt - zünftig begleitet vom Flemminger Posaunenchor. Allen Teilnehmern wünschte er ein gutes Handeln. Für die Naumburger Bürstenmacherin ist die Messe ein Muss, seit vielen Jahren schon. Nur einmal, als ihr der Weisheitszahn Schmerzen bereitete, blieb sie dem Treiben fern. „Ich bin der Peter-Pauls-Messe immer treu geblieben. Ich bin doch eine echte Naumburgerin und brenne für meine Stadt“, betont Ursula Römer. Auch das Herz von Sabine Köhler schlägt für Naumburg, obwohl die Töpfermeisterin schon seit ein paar Jahren in Lübars bei Burg lebt und arbeitet. Der Kirschfestsonntag biete ihr und ihrem Mann Frank nicht nur die Chance für einen Besuch in ihrer Heimatstadt. Sie nutze hier die Gelegenheit, mit Besuchern ins Gespräch zu kommen, ihre aufwendige Arbeit zu erklären. „Als Handwerker sollte man immer am Ball bleiben, auf die Leute zugehen“, sagt die 53-Jährige, die einst in der Naumburger Poststraße ansässig war. Ihre Waren zeigen Sinn für Humor; darunter Tassen mit Gesichtern und Geiern, die hoffentlich kein böses Omen bedeuten.

Blick auf technisches Denkmal

Während der Tross weiterzieht, steigt am gemeinsamen Stand des Bad Kösener Heimatvereins und des Gradierwerkvereins über einer riesigen Pfanne heißer Dampf auf. Mit dem Schausalzsieden wollen beide Vereine eine Tradition der Kurstadt zeigen. Und nicht nur das, wie Thomas Budde verrät: „Wir wollen Präsenz zeigen, Differenzen zwischen Naumburg und Bad Kösen besänftigen.“ Zudem sei es ein Anliegen, das Interesse für das technische Denkmal Gradierwerk und seine Tradition zu wecken.

Nach und nach wächst der Menschenstrom, der sich durch die Marienstraße, auf dem Marienplatz und in die Fischstraße hinein bewegt. Ganze Familie sind unterwegs. Viele Passanten haben sich mit Kirschen geschmückt. Am Stand von Katja Stimmer ist die süße Frucht ebenfalls zu entdecken. Die 34-Jährige aus Jena verkauft unter dem originellen Geschäftsnamen „Fräulein Meier“ allerdings kein Obst, sondern Schmuck und selbst genähte Sachen. Zum zweiten Mal ist sie zur Peter-Pauls-Messe nach Naumburg gekommen. Jüngst hatte sie einen Stand im Domgarten anlässlich des Kunsthandwerkermarktes. Mit dem Kaufinteresse zeigt sich die studierte Erziehungswissenschaftlerin, die ihr Hobby zum Beruf gemacht hat, zufrieden. „Außerdem kommen ja auch Thüringer nach Naumburg“, merkt sie an.

Nach dem Messerundgang führen die Wege des Stadtoberhaupts und dessen Gefolge traditionell ins Marientor; das Peter-Pauls-Mahl steht an. Bereits seit 1997 schwingen Andreas Heinze, Chef des im Gewerbegebiet Schönburg beheimatetet Bistros zum Küchenmeister, und seine Familie dafür den Kochlöffel. Eine Herausforderung und Ehre zugleich sei es für ihn, meint Heinze. Die Speisen und Rezepte sind schon traditionell. Neben Fettbemmchen werden eine Wurstsuppe sowie die Naumburger Kirschpfanne serviert. Zwischen den erheiternden Einlagen der Hussiten auf der Bühne gibt es das eine oder andere ernste Wort: Paula Herold, die Bertholdin, erinnert an den Tod von Jan Hus vor 600 Jahren, an dessen Wirken und Erbe als „Vordenker und Urvater des reformatorischen Gedankens“. Die Gedanken von Oberbürgermeister Küper gehen indessen in Richtung Unesco und die Entscheidung in Bonn. Er glaube zwar nicht mehr an eine uneingeschränkte Empfehlung des Komitees und damit an den Titel, aber er hoffe, dass es mit der Bewerbung irgendwie weitergeht. „Unsere Region ist ein Welterbe, ob mit oder ohne Titel. Und dies ist eine Verpflichtung für uns.“ Für diese Worte erhält Küper Applaus.

Blick von oben auf den Trubel rund um die Marien-Magdalenen-Kirche: Zahlreiche Gäste strömen von der Marienstraße auf den Marienplatz.
Blick von oben auf den Trubel rund um die Marien-Magdalenen-Kirche: Zahlreiche Gäste strömen von der Marienstraße auf den Marienplatz.
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