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Spezialistenarbeit made in Bad Kösen

Von MICHAEL HEISE 12.01.2009, 16:26

BAD KÖSEN. - Es gibt Unternehmen, die mögen vielleicht vom Namen her geläufig sein, doch was sie tun, weiß kaum einer. VS Schaltanlagen in Bad Kösen gehört dazu. Der 15 Mann starke Betrieb allerdings fertigt - wie der Name erahnen lässt - elektrotechnische Schaltanlagen, und das in großem Stile.

Ob Bundeswehr, das Max-Planck-Institut Leipzig, der Kosmetikhersteller L'Oreal, die Rotkäppchen-Sektkellerei Freyburg, Jenoptik Jena oder der Flughafen in Frankfurt - für viele namhafte Adressen haben die Bad Kösener schon Schaltanlagen produziert, vom kleinen "Kasten" bis hin zum 4 000-Ampere-Schrank. Spezialistenarbeit, die gewissermaßen in zweiter Reihe geleistet wird, denn wer weiß schon, dass die gerade geöffnete Rotkäppchen-Sektflasche in einer Anlage befüllt wurde, die ihre Kraft aus einer Schaltanlage made in Bad Kösen speist? Das Unternehmen montiert dabei keine Produkte von der Stange, sondern stets auf den Auftrag zugeschnitten. Eine VS-Schaltanlage ist also immer ein Unikat. So auch jene, die der Betrieb dem Bad Kösener Karnevalsverein im Wert von über 2 000 Euro spendierte. Gebaut zum Regeln und Schalten der Licht- und Studiotechnik. Somit muss in die Anlage des "Ritter", der neuen Spielstätte des KKV (wir berichteten), nicht eingegriffen werden.

Geleitet wird der Betrieb von einer Doppelspitze, den Gesellschaftern und Geschäftsführern Michael Behrens und Bernd Fritzsche. Auf einem Teil des ehemaligen Holzwerkgeländes (Versandhalle) in der Rudelsburgpromenade hatten sie 2003 eine seit elf Jahren in der Branche tätige Firma übernommen und konsequent ausgebaut, dessen Umsatz vervierfacht. Knapp 500 000 Euro sind seitdem in Immobilie, Technik und Technologie investiert worden.

Ein Kraftakt, der sich auszahlte. Michael Behrens: "Die Auftragslage war immer gut, die letzten Jahren haben wir nicht einmal eine saisonale Nachfragedelle spüren können." Und Bernd Fritzsche hat die große Hoffnung, dass auch die globale wirtschaftliche Krise einen Bogen ums Unternehmen macht. "Möglicherweise kommt eine Abschwächung. Nach jetzigem Ermessen aber kein starker Einbruch." 2,5 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften die Bad Kösener ährlich, 70 Prozent der Produkte werden in die alten Bundesländer geliefert. Problematisch ist bei alledem jedoch eines: Immer dann, wenn der Betrieb auf Hochtouren läuft, die Auftragsbücher voll sind, würde man gern auf eine größere Mitarbeiterzahl zurückgreifen.

Doch Schaltanlagenbauer sind Exoten und auf dem Arbeitsmarkt quasi nicht vorhanden. Michael Behrens: "Personelle Engpässe haben wir seit zwei Jahren, da ist auch kaum mit Lehrlingsausbildung gegenzusteuern." Zwei Fachleute wurden in Bad Kösen bereits ausgebildet und eingestellt, ein dritter hat den Weg noch vor sich.