Sechs Kilometer Genuss im Zeichen der Schnecke
ROSSBACH/BAD KÖSEN. - Wieviele werden es diesmal sein: 20 000, 30 000 oder noch mehr? So genau weiß das keiner, doch sicher ist: auch die Saale-Weinmeile 2011 wird wieder Tausende Gäste zählen. Pfingstsonnabend und -sonntag gehört die sechs Kilometer lange Piste entlang der Weinberge zwischen Bad Kösen und Roßbach wieder denen, die dem Wein und der Muse frönen. Inzwischen zum zehnten Mal ist das in dieser organisierten Form möglich, doch noch nie war das Angebot an Einkehrmöglichkeiten so groß: 27 Hobby- und Nebenerwerbswinzer plus sieben Weingüter schenken aus, was der Keller hergibt, dazu gibt's überall kalte oder warme Küche, meist Musik, hier und da etwas Theater, und auch an die Kinder ist gedacht. Summa summarum können die Weinmeile-Pilger an 34 Stationen einkehren. Zu Fuß selbstverständlich, denn seit die Meile den Kinderschuhen entsprungen ist und auf der Strecke dichtes Gedränge herrscht, sollte das Fahrrad tunlichst außen vor bleiben.
Toiletten und Shuttle-Service
Abgesehen davon, dass mit Familie Kloss in Roßbach (Nummer 31) ein weiterer Anlaufpunkt hinzugekommen ist, gibt es weitere Neuigkeiten und Änderungen. Sie sind das Ergebnis akribischer Vorbereitungen des Vereins Saale-Weinmeile, der sich heute angesichts des Gästezustroms weitaus größeren logistischen und organisatorischen Herausforderungen gegenüber sieht als vor zehn Jahren. Beispiel Toiletten, um mit einem profanen Beispiel anzufangen. Hatten vorerst solche bei den Winzern und den Straußwirtschaften ausgereicht, war das in den letzten Jahren längst nicht mehr der Fall. "Deshalb werden entlang der Strecke vier Toilettenwagen aufgestellt, die gegen eine Gebühr von 50 Cent genutzt werden können", verdeutlicht Vereinsvorsitzende Ines Müller. Damit die Tourengeher diese in einem ordentlichen Zustand vorfinden, ist Personal vor Ort. Winzer und Vereinsvorstandsmitglied Stephan Herzer lässt durchblicken: "Mit nichts anderem haben wir uns so schwer getan, wie mit dem Toilettenproblem." Rechnung zu tragen war auch der Verkehrssituation vor Ort, vor allem den Umständen, die die Vollsperrung der Bundesstraße 87 in Schulpforte bereitet. Denn anders als erhofft, wird sie nicht vorfristig beendet sein, was die Frage aufwarf: Was wird mit dem Shuttle-Service zwischen Roßbach und Bad Kösen? Verein und PVG haben sich darauf verständigen können, dass extra Busse fahren, die die für den Linienverkehr freigegebene Straße entlang des Bahndammes nutzen - und das im 30-Minutentakt zwischen 10.30 und 23 Uhr. Und auch zwischen Naumburg, Roßbach und Freyburg fahren Busse, hier stündlich von 10 bis 14.30 Uhr. Aus Roßbach verbannt wurden die Taxis. Für diese ist am Bolzplatz extra eine Haltespur eingerichtet worden, der Ort ist für sie passé. Für Motorisierte stehen mehr Parkplätze zur Verfügung, so neben Mios und am Gleisdreieck am "Fischhaus", ebenso kann das Gelände der Landesschule in Pforte genutzt werden. In Bad Kösen wird ab Schmettaustraße für den Durchgangsverkehr gesperrt, weshalb Ines Müller appelliert, möglichst dort nicht mit dem Pkw anzureisen, stattdessen den Shuttle-Service zu nutzen. "In Bad Kösen gibt es nur die öffentlichen Parkplätze, mehr geht nicht", so Müller. Halbseitig kann noch auf der zur Sackgasse gewordenen B 87 in Pforte geparkt werden.
Gute Kunde gibt es für jene, die nicht ohne Schnecke auf die Weinmeile gehen, gemeint ist die von Thomas Schulz kreierte Trinkschnecke, die es zu 5,50 Euro an jedem Stand zu kaufen geben wird. 1 000 Stück hat der inzwischen von Roßbach nach Naumburg umgezogene Töpfer gefertigt.
Glas und Anstecker
Wer stattdessen lieber aus dem Glas trinkt, kann auch das mit auf Reisen nehmen. Erstmals gibt es ein für Weiß- und Rotweine gleichermaßen geeignetes Weinmeile-Glas zu kaufen, das an einem Bändchen mit Halterung getragen werden kann. Das Glas (Auflage 5 000 Stück) ziert die Weinmeile-Schnecke und ist ebenso wie das Bändchen (1 000 Stück) überall zu haben, beides kostet jeweils ein Euro. Ein günstiger Preis, der auch einem Sponsoring der Burgenlandkreis-Sparkasse zu verdanken ist. Stephan Herzer: "Mit dem Glas wollen wir den Wünschen vieler entgegenkommen. Bewusst haben wir uns dabei gegen eine rustikale Variante entschieden." Zu guter Letzt hat der Verein einen metallenen Anstrecker als hübschen Werbeträger kreieren lassen - natürlich eine Schnecke. Preis 50 Cent.
Allen Ganztagsgenießern sei gesagt, dass die Saale-Weinmeile wie gehabt an beiden Tagen bereits 9 Uhr startet, wobei das Ende flexibel gehandhabt wird. Besonders hoch her geht es üblicherweise bis spät an den Endpunkten der Tour in Roßbach und Bad Kösen. Offizielle Eröffnung mit allerlei Prominenz ist hier und da zeitgleich 14 Uhr. Übrigens: Auch die Kirche Roßbach hat geöffnet und lädt am Sonntag. 9.30 Uhr, zum ökumenischen Gottesdienst - gemeinsam gestaltet von evangelischer und katholischer Kirchengemeinde.