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Jahn-Museum erhält Objekte aus Schweizer Sammlung Schwere Hanteln aus Basel

Einrichtung hat zudem neue Internetseite. Wie der aktuelle Stand bei Neu- und Umbau ist.

Von Constanze Matthes 26.05.2021, 09:23
Museumsleiterin Manuela Dietz zeigt am Eingang auf die neue Plakette, die das Freyburger Jahn-Museum als Ort der Demokratiegeschichte ausweist.
Museumsleiterin Manuela Dietz zeigt am Eingang auf die neue Plakette, die das Freyburger Jahn-Museum als Ort der Demokratiegeschichte ausweist. (Foto: C. Matthes)

Freyburg - Die Schweiz ist ein Nachbarland. Aber wie aufwendig und mühevoll es sein kann, Museumsstücke über die Grenze zu bringen, erfuhr Manuela Dietz, Leiterin des Jahn-Museums. Anlass war die Auflösung des Sportmuseums Basel infolge von finanziellen Problemen. Das Haus beherbergte die größte sporthistorische Sammlung in der Schweiz, die nun auf mehrere Einrichtungen verteilt wurde. Der Hilferuf über die Deutsche Arbeitsgemeinschaft von Sportmuseen, Sportarchiven und Sportsammlungen erreichte auch das Jahn-Museum. „Wir haben die Listen gesichtet, geschaut, was es aus der Turngeschichte gibt. Es war eine bedeutende Sammlung, es wurde umfassend und systematisch gesammelt“, erzählte Manuela Dietz.

Neben dem Sportmuseum in Leipzig, das ebenfalls Exponate erhielt, kamen letztlich 300 historische Objekte nach Freyburg - mit der Hilfe einer Spedition und nach der Abstimmung mit dem Zoll. Denn die Schweiz gehört zwar zum Schengen-Raum, aber nicht der EU und der Zollunion an. „Wir konnten glücklicherweise alle Stücke als eine Warengruppe erklären. Für den Transport haben wir einen Sponsor gefunden“, so die Museumsleiterin. Freyburgs stellvertretender Bürgermeister Jörg Schneider und Mitarbeiter des städtischen Bauhofes halfen beim Verladen in das Museumsgebäude in der Schloßstraße.

Es war eine bedeutende Sammlung, es wurde umfassend und systematisch gesammelt.

Museumsleiterin Manuela Dietz

Zu den Objekten gehören eine 150-Kilogramm-Hantel genauso wie ein Schwimm-Gymnastik-Apparat oder ein Tennisball. Darüber hinaus finden sich unter den Stücken reichlich Kleidung, aber auch Wanderstöcke und Trinkgefäße. Alle Objekte werden in den Fundus eingearbeitet, einige sollen auch in der kommenden neuen Dauerausstellung zu sehen sein, wenn das historische Wohnhaus saniert und der Neubau errichtet worden ist.

Dafür laufen die Vorbereitungen weiter auf Hochtouren. Die Leistungsphase 3 ist abgeschlossen, die Planungen der Architekten weisen eine Kostenschätzung aus. Derweil arbeitet die Verwaltung am Bauantrag, gibt es Abstimmungen mit der Investitionsbank des Landes sowie des Wirtschaftsministeriums. Die inhaltliche Konzeption der neuen Dauerausstellung steht genauso fest wie die Pläne für die museumspädagogische Vermittlung. Der Neubau wird komplett barrierefrei, es gibt ein Blindenleitsystem, Angebote für Menschen mit Hör- und Sehbehinderungen sowie Texte in leichter Sprache. Der nächste Schritt sieht die optische Gestaltung der Ausstellung vor.

Mit der Absage des diesjährigen Jahn-Turnfestes wird damit auch das 100. Jahn-Turnfest, das in der Vergangenheit als Anlass für die Eröffnung des neuen Museums genannt wurde, frühestens 2024 stattfinden. „Wir sind ganz optimistisch, dass wir das Vorhaben im Herbst 2024, Anfang 2025 komplett abschließen können“, schätzt Manuela Dietz ein.

Auch diese Turnergürtel zählen zu den neuen Stücken.
Auch diese Turnergürtel zählen zu den neuen Stücken.
(Foto: C. Matthes)

Mit dem Wegfall der Bundesnotbremse und der nunmehr gültigen 13. Landesverordnung ist das Museum seit Dienstag wieder geöffnet. Anfragen bezüglich Führungen ab 1. Juni werden bereits entgegengenommen. Auch in digitaler Hinsicht macht der Mai einiges neu: Die Internetseite des Museums ist komplett überarbeitet worden. Über die wichtigsten Informationen zum Turnvater, zu Museum und Jahn-Gesellschaft hinaus enthält die Webpräsenz einen Login-Bereich für Schüler, Studenten und Wissenschaftler sowie einen Museumsshop.

Seit einiger Zeit weist eine Plakette das Haus als Ort der Demokratiegeschichte aus. Träger der bundesweiten Initiative ist eine gleichnamige Arbeitsgemeinschaft. Deren Ziel ist es, die Wahrnehmung der deutschen Demokratie- und Freiheitsgeschichte lokal, regional und deutschlandweit zu fördern und darüber demokratische Teilhabe und Zivilcourage anzuregen. Neben Orten wie Gedenkstätten, Archiven oder Museen zählen zur Liste auch Vereine sowie Stiftungen.

Diese Kugelhantel stammt ebenfalls aus dem Sportmuseum in Basel.
Diese Kugelhantel stammt ebenfalls aus dem Sportmuseum in Basel.
(Foto: C. Matthes)