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Rückblick Rückblick: Sowjetsoldaten als Helfer zugeteilt

30.01.2014, 09:08
Bringen Ständchen für Fritz und Elisabeth Wege: die Musiker von „Dacapo“ aus Possenhain.
Bringen Ständchen für Fritz und Elisabeth Wege: die Musiker von „Dacapo“ aus Possenhain. Speck Lizenz

naumburg - Nomen est Omen: Er heißt Wege und hat in seinem Leben viele Kilometer Wege gepflastert. Jetzt feierte er auf seinem Lebensweg ein besonderes Jubiläum. Fritz Wege wurde 90 Jahre alt. Der Geburtstag wurde in der Naumburger Gaststätte „Zur Henne“ gefeiert. Im kleineren Familienkreis.

Überraschung im Nachbarzimmer

Was der Jubilar nicht wusste: Im Nachbarzimmer hatte sich hinter verschlossener Tür eine größere Gesellschaft zusammen gefunden: Ehemalige Arbeitskollegen, Weggefährten und sein einstiger Arbeitgeber. Der Steinsetzer Fritz Wege gehörte nämlich zu den ersten vier Mitarbeitern der Naumburger Bauunion. Dazu sollte man wissen: Wege, in Großjena am 24. Januar 1924 geboren, hatte Stellmacher gelernt. Nach Krieg und Gefangenschaft machte er eine Umschulung zum Steinsetzer und arbeitete seitdem in diesem Beruf, pflasterte in Leuna, beim „Erd- und Tiefbau Leipzig“ und gehörte von 1969 bis 1984 zum städtischen Bauhof in Merseburg. Dann holte ihn 1985 der damalige stellvertretende Stadtbaudirektor Rüdiger Kürbs nach Naumburg.

Eigentlich schon im Ruhestand

Als Torsten Kürbs mit Bruder Rüdiger und dessen Frau Veronika am 1. Februar 1989 eine eigene Firma, die „Kürbs Straßen- und Tiefbau“ gründeten, holten sie Fritz Wege, eigentlich schon im Ruhestand, als vierten Angestellten in das kleine Unternehmen. „Da geht ihr kein Risiko ein“, soll der Fritz damals gescherzt haben. „Als Rentner könnt ihr mich jederzeit wieder entlassen.“ Das geschah indes nicht, und Wege erlebte noch als Vorarbeiter den Aufstieg der in Görschen ansässigen Naumburger Bauunion mit, die heute 300 Beschäftigte zählt und im Landkreis sowie in Teilen von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zu einem führenden Bauunternehmen im Bereich Straßen- und Tiefbau wurde.

Maschine vom Begrüßungsgeld

Doch nun die Überraschung, die Firmengründer und Geschäftsführer Rüdiger Kürbs für seinen ersten Mitarbeiter vorbereitet hatte. Als sich die Türen zum Nebenzimmer öffneten, sah Fritz Wege nicht nur eine große, reich geschmückte Tafel, sondern auch alte Weggefährten: Neben der Familie Kürbs Andreas Weineck, den ersten Schlosser, der fünfter Mitarbeiter wurde, seine alten Kollegen aus der Merseburger Bauhof-Zeit, die er seit 30 Jahren nicht mehr gesehen hatte, Manfred Schmuck und Hans-Joachim Nawak, Kollegen vom Naumburger Bauhof mit Hans Dutz und viele, viele andere. Ja, und dann erschien noch die Band „Dacapo“ mit fröhlicher Blasmusik und brachte dem Geburtstagskind ein zünftiges Ständchen.

Manche Episode wurde zum Besten gegeben. Wie die „Vier“ gleich nach dem Mauerfall in den Westen fuhren um vom zusammen gelegten Begrüßungsgeld eine kleine Baumaschine kaufen wollten und dann auf den Bauunternehmer Peter Bickhardt trafen. „Mit so was Kleinem fangen wir gar nicht erst an“, sagte der zu den Naumburgern und bald trafen die ersten Baumaschinen und Bauwagen in der Domstadt ein. Geräte, wie man sie nur aus dem West-Fernsehen kannte. Da konnte auf vielen Baustellen, die es nach der Wende gab, so richtig losgelegt werden. Am 1. August 1990 wurde die Naumburger Bauunion gegründet mit Rüdiger Kürbs als Geschäftsführer und damals Teilhaber. Fritz Wege, nun Vorarbeiter der Straßenbaukolonne, war da weiterhin dabei. Erst 1994 – da war er dann immerhin schon 70 Jahre alt - ging er in den verdienten Ruhestand.

Seit 1947 mit Elisabeth verheiratet

Zu tun gab es danach noch manches für den fleißigen Mann. Jetzt 20 Jahre später lässt er es ruhiger angehen. „Den Garten hab ich vergangenes Jahr abgegeben. Aber Fahrrad fahre ich noch“, sagt der rüstige Rentner. Ehefrau Elisabeth, zwei Jahre jünger als ihr Mann, erfreut sich wie er guter Gesundheit, altersbedingte Beschwerden mal außer Acht gelassen. Bei der Geburtstagsfeier war die Elisabeth selbstverständlich an seiner Seite. Seit 1947 sind sie verheiratet. Den Beruf seines Vaters wählte auch Sohn Frank, arbeitete ebenfalls in der Bauunion. „Aber so lange wie der Vater habe ich nicht durchgehalten“, verrät er. Der heute 66-Jährige ging zeitiger in die Rente.

Die ersten Vier der Naumburger Bauunion (Bild links): Fritz Wege und Torsten Kürbs (vorn), Rüdiger und Veronika Kürbs.
Die ersten Vier der Naumburger Bauunion (Bild links): Fritz Wege und Torsten Kürbs (vorn), Rüdiger und Veronika Kürbs.
Speck Lizenz