Rotkäppchen-Lager wird Feld bereitet
NAUMBURG. - Sie und ihr Mann waren früher als Pfarrerin beziehungsweise Pfarrer in und um Laucha tätig. Für beide ist internationaler Besuch am Fest der Feste nicht ungewöhnlich. Bereits mehrfach hatten sie in der Vergangenheit Lehrgangsteilnehmer des Bundessprachenamtes zu Weihnachten zu Gast. Seit dem Jahr 2000 ist diese besondere Form der Naumburger Gastfreundschaft Tradition, öffnen hiesige Familien die Türen für jene ausländische Studenten. "Wir sind da schon alte Hasen", scherzt Christoph Müller. Und so wissen beide auch, dass für ihren besonderen Besuch der traditionelle Kartoffelsalat mit Würstchen mit einem guten Tropfen vom eigenen Weischützer Weinberg nahezu passé ist. Denn sowohl der junge Mann aus Mali als auch die junge Frau aus Kasachstan sind Muslime, essen kein Schweinefleisch und trinken keinen Alkohol. Deshalb steht auf der Speisekarte der Müllers zu Heiligabend unter anderem Käsefondue, Tee und Traubensaft.
Doch nicht nur das leibliche Wohl wird gepflegt. Zu Beginn des Abends besucht man gemeinsam den Gottesdienst im Dom. An der Festtafel in der Wohnung in der Burgstraße wird geplaudert und diskutiert. In deutscher Sprache. Denn Abdoulaye Maiga und Leila Tanatatarowa sollen sich darin üben. Und die bisherigen Kenntnisse beider überraschen die Gastgeber. "Sie sprechen schon sehr gut unsere Sprache", versichert der 74-Jährige, der bis vor wenigen Jahren gemeinsam mit seiner vier Jahre jüngeren Frau noch in der Klopstockstraße nahe des Bundessprachenamtes wohnte.
Gesprochen wird im bunten Kreis über vielerlei. Über Persönliches und Politisches, ist ein Thema beispielsweise die Situation in der afrikanischen Sahelzone. Am späten Abend verabschiedet sich das internationale Quartett voneinander, verspricht sich, später die entstandenen Fotos auszutauschen. Und die Müllers laden ihre Gäste ein weiteres Mal zu sich ein. "Diese Begegnungen erweitern unseren Horizont. Wir sind immer neugierig, was in anderen Ländern geschieht", so Annemarie Müller.