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Rettung Rettung: Zivilcourage gezeigt

17.10.2014, 07:10
Tradition seit mehr als 200 Jahren: Nach einem Festgottesdienst in der Prießnitzer Kirche ziehen die Einwohner zum Angstplatz, um der Ereignisse von 1806 zu gedenken.
Tradition seit mehr als 200 Jahren: Nach einem Festgottesdienst in der Prießnitzer Kirche ziehen die Einwohner zum Angstplatz, um der Ereignisse von 1806 zu gedenken. Torsten Biel Lizenz

priessnitz - Gudrun Tröger, Doris Krautzberger und Roswitha Kulinski unterstützt von Harald Müller und Klaus Kulinski, alle vom Heimatverein Prießnitz, haben ganze Arbeit geleistet, sind von Haus zu Haus gegangen und haben private Bilder gesammelt, kopiert und zu einer einmaligen Fotoausstellung im Heimatmuseum des Dorfes zusammengestellt.

Zum diesjährigen Brandfest konnte sie eröffnet werden. Mehrere hundert Bilddokumente sind zusammen gekommen, eine Rückschau auf Alltag und Handwerk auf dem Lande vor mehr als einem halben Jahrhundert. Da gab es noch die Gaststätte von Erich Manja, die Sattlerwerkstatt von Alfred Müller, die Schmiede von Krosse und August Willem, den Dorfbarbier. Auch Boettgers Deckstation, wo ein kräftiger Bulle viel zu tun bekam, ist so verschwunden wie die Seidenraupenzucht von Käthe Ewert. Deren Tochter Ingrid Lindau hat dazu eine bebilderte Erläuterung in die Ausstellung gebracht.

Kurios dabei: Für das Verpuppen der Raupen wurde das Klassenzimmer der Dorfschule genutzt, was praktischerweise immer in den großen Ferien geschah. Die Kokons wurden dann per Eilpost über den Bahnhof Molau zur Spinnhütte Plauen gesendet. Erntebilder mit Pferd und Wagen und Ochsengespann sind zu sehen, Kinderspiele und Elfriede Zweigler beim Abbrühen des Federviehs vor dem Rupfen. Was auf dem Hof geschah. Die Gerätschaften dazu kann man ebenfalls im Museum bestaunen. „Es ist unsere siebente Ausstellung zu einem Brandfest“, sagt Gudrun Tröger. „Und immer zu einem anderen Thema.“ Da gab es schon Hochzeitsbilder und Gebäude, wie sie einmal aussahen. So entsteht mit den Jahren eine bebilderte Chronik, wie sie nicht gleich wieder ein Dorf hat. Wie auch so ein Fest wie das Brandfest, das seit 1806 begangen wird, nachdem Christian Großmann den Ort gerettet hatte.

Vom 10. bis 19. Oktober wird in diesem Jahr gefeiert. Jeden Tag mit einer anderen Veranstaltung im Festzelt. Nach einer Rockparty folgte etwas Besinnliches, ein festliches Konzert für Trompete und Orgel in der Kirche. Die Kirchengemeinde hatte dazu zwei junge Musiker eingeladen, die zu begeistern wussten: Jonas Wilfert (1991 geboren) an der Orgel und Trompeter Toni Fehse (1989 geboren), beide Musikstudenten an der Universität der Künste Berlin beziehungsweise an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ in Dresden.

In der sehr gut besuchten Kirche spielten sie Werke des Barocks und der Romantik, wobei die Kompositionen aus letzterer Epoche von den jungen Musikern für das Zusammenspiel von Orgel und Trompete bearbeitet wurden. Pfarrer Michael Greßler und Kirchenälteste Margit Tomm dankten den Gästen aus Berlin und Dresden, die übrigens heute, 19 Uhr in der Freyburger Marienkirche anlässlich der Posaunentage zu hören sind.

Mit einem kleinen, aber feinen Markt mit Obst, Gemüse, schönen Herbstkränzen, Büchern, Getränken und Imbiss auf dem Prießnitzer Kirchplatz klang die Veranstaltung aus.