Projekt Projekt: Neues Zuhause Possenhain

Tauhardt - Die Nerven liegen blank bei Tauhardter Einwohnern. Zur jüngsten Sitzung des Gemeinderates Finne in Lossa gaben sie ihrem Unmut Ausdruck. Dort stand die Hähnchenmastanlage unmittelbar am Ortsrand des kleinen Finne-Dorfes auf der Tagesordnung. Die Bewohner der nahen Häuser sehen sich, sobald der Wind aus Richtung Osten weht, von übelriechender Abluft behelligt und fürchten darin enthaltene toxische Keime.
Belästigung durch Abluft
„Wir können unsere Grundstücke nicht normal nutzen, unsere Kinder können nicht draußen spielen, Wäsche kann nicht draußen getrocknet werden und die Abluft kann die Gesundheit schädigen. Das hat nichts mit üblicher Landluft zu tun“, klagte eine Tauhardterin. Auch andere Bürger ließen Dampf ab. Einige Häuser im Ortsteil der Gemeinde Finne liegen keine 120 Meter von den Hähnchenställen des Geflügelhofes Tauhardt entfernt. Das Unternehmen ist eine Tochtergesellschaft der Kahlwinkel Agrar GmbH und Co. KG. Auch die Nachrüstung der Filteranlagen, die Erhöhung der Abluftschlote um zwei Meter und eine Verringerung der Anzahl der Tiere verringere die Belastung nicht spürbar.
Die Mastanlage in Tauhardt wurde auf dem Gelände früherer Rinderställe errichtet. Ursprünglich war eine Anlage für 350 000 Tiere geplant. Die Bürgerinitiative hatte schon 2008 im Genehmigungsverfahren gegen das Vorhaben mobil gemacht, so dass der Antragsteller 2010 einen Neuantrag auf Genehmigung mit 250 000 statt der ursprünglich geplanten 350 000 Hähnchen gestellt hatte. Gegen die Genehmigung dieser Anlage durch das Land hatte die Bürgerinitiative geklagt und Recht bekommen. Das Landesverwaltungsamt hat Berufung gegen das Urteil beantragt. Es werfe „die Frage nach der weiteren Anwendbarkeit von bisher in der Rechtsprechung anerkannten objektiven Entscheidungshilfen“ auf.
Im Januar, so wurde den Räten mitgeteilt, sei mit neuem Tierbesatz die erste Aufzuchtphase in diesem Jahr angelaufen. Einige der zur Ratssitzung anwesenden Tauhardter gehören zu einer Bürgerinitiative (BI), die sich gegen den Betrieb der Hähnchenmast wehrt und die im vergangenen Jahr eine Klage gegen das Landesverwaltungsamt als Genehmigungsbehörde gewonnen hatte. Das Verwaltungsgerichtsverfahren ist allerdings noch nicht abgeschlossen, da derzeit geprüft werde, ob Berufung in der nächsten Instanz zugelassen wird. Weil der Rechtsentscheid noch ausstehe, könne der Geflügelhof die Hähnchenmast weiter betreiben, erklärte Andreas Ilse, Sprecher und Mitinitiator der BI.
Nun allerdings wolle das Unternehmen, ohne das Ende des gerichtlichen Verfahrens abzuwarten, einen weiteren Bauantrag stellen, um den Geflügelhof um zwei Stallanlagen zu erweitern. Das hat den Frust der Tauhardter weiter befeuert und schürt Befürchtungen, dass die Lebensqualität im Dorf und der Wert ihrer Grundstücke noch weiter sinkt. Vor diesem Hintergrund appellierte Ilse an den Gemeinderat, dieser Planung die Zustimmung zu verweigern.
Abstand zu Wohnhäusern zu gering
Der Tauhardter hatte sein Rederecht genutzt, um über das laufende Verfahren zu berichten. Insbesondere, so Ilse, habe die BI Recht erhalten, weil der Abstand zwischen Wohnbebauung und Stallanlage unzureichend sei. Mitarbeiter vom Verwaltungsgericht hätten sich im Ort ein Bild von der Situation gemacht, die im Urteil zugunsten der BI berücksichtigt wurde. So hieß es, dass selbst bei funktionsgerechter Nutzung der Stallanlage ein Weiterbetrieb nicht zulässig sei. Ilse dazu: „Wir wollen, dass die Anlage geschlossen wird.“ Finne-Bürgermeister Detlef Hartung und Verbandsgemeindebürgermeisterin Monika Ludwig erklärten ihre Bereitschaft, sich als Mediatoren einzubringen, zwischen Stallbetreiber und Bürgern zu vermitteln. Sie wolle sich kurzfristig in den Sachstand des Verfahrens einarbeiten, so die Bürgermeisterin. „Wir werden schnellstmöglich einen Gesprächstermin einrichten.“