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Probleme mit der Freistellung

Von Julia Reinard 11.02.2013, 08:05

LÜTZEN. - Ralph und Wolfgang Kerger bestätigen das Problem für die Einsätze der Freiwilligen Feuerwehr in Bothfeld. Und Lutz Blech, Leiter des Amts- und Katastrophenschutzes im Landkreis bestätigt: "Das Thema ist ein Dauerbrenner." Einfache Lösungen gebe es nicht, beide Seiten hätten ihr Recht.

Kerger und Tewes sprachen das Problem bei der Kreisbereisung von Ministerpräsident Reiner Haseloff (Tageblatt / MZ berichtete) an. Der hatte im Lützener Museum nach einem Rundgang zu einem Gespräch mit Ehrenamtlern eingeladen. Haseloff (CDU) betonte, dass das Treffen Anstoß für Ideen und Austausch über Probleme bieten sollte. Eines der genannten Probleme: Freistellungen.

Wolfgang und Ralph Kerger sind selbst Unternehmer, betreiben im Lützener Ortsteil Bothfeld eine Firma mit 18 Angestellten, erzählt Junior Ralph Kerger. Von denen seien Vier bei der Freiwilligen Feuerwehr, wenn sie während der Arbeitszeit zum Einsatz müssten, schmerze ihn das. Aber als Wehr-leiter sagt er: "Die schicke ich natürlich weg." Nicht alle Unternehmer halten es so, ist seine Erfahrung. "Ich habe von Firmen schon gehört: ... aber die Maschinen laufen doch weiter, da kann ich keinen gehen lassen." Die jeweilige Gemeinde kommt für ausfallenden Lohn während der Einsätze auf, aber die liegen bleibende Arbeit muss trotzdem erledigt werden. Lutz Blech, im Kreis für Brand- und Katastrophenschutz und Rettungswesen zuständig, erläutert: Die Einsatzkräfte haben keinen Rechtsanspruch auf Freistellung, Kulanz - oder Einsicht in die Notwendigkeit ist da von Arbeitgebern gefragt. Und so kommt es zu Antworten wie der, von der Ralph Kerger berichtet: Dass manche Arbeitgeber von ihren Mitarbeitern fordern: "Feuerwehreinsatz oder die Firma." Haseloff versprach, das Thema in der Runde der Ministerpräsidenten anzusprechen. Denn in der Tat: Es ist zwar das Problem der jeweiligen Wehr, die erst durch Freistellungen arbeitsfähig wird. Aber es taucht in allen Bundesländern auf.

Ein weiteres Problem ist die Tages-Einsatzbereitschaft überhaupt. In manchen Orten gebe es kaum Arbeitsplätze, von denen aus die Feuerwehrleute starten könnten, berichtet Blech. In Naumburg werde derzeit überlegt, durch Einsatz am Arbeitsort Abhilfe zu schaffen. Doch es gebe Hemmschwellen. Das Feuerwehrmitglied bräuchte dann am Arbeitsort eine weitere Ausrüstung - wobei Schutzsachen nicht unter 1 000 Euro zu haben sind.

Haseloff wurde drastisch, als er sagte, wenn diese Rettungsdienste auf freiwilliger Basis aus diesem oder anderem Grund nicht mehr funktionieren, müsse darüber nachgedacht werden, das Rettungswesen anders zu strukturieren. Damit müsse sich die gesamte Gesellschaft auseinandersetzen.

Blech sagt, man könne für Freistellungen nur an die Unternehmer appellieren. Er sagt, der Kreisfeuerwehrverband plane eine Gesprächsrunde mit der Industrie- und Handelskammer, wie Unternehmer dazu animiert werden können, freizustellen. Olaf-Hartwig Tewes vom Technischen Hilfswerk ergänzt,: "Wir haben eine Veranstaltung mit Arbeitgebern gemacht." Dabei hätten die Helfer den Arbeitgebern erklärt, was sie tun, wenn sie für einen Notfall freigestellt werden. Der Einladung seien viele Unternehmer gefolgt.