Organist ist jung und preisgekrönt
VON HELGA HEILIG NAUMBURG. - "Die Berufung zum Organisten der Hildebrandt-Orgel an St. Wenzel in Naumburg erfüllt mich mit Freude und Stolz", so David Franke gestern im Rahmen eines Pressegesprächs, das in der Superintendantur des Evangelischen Kirchenkreises stattfand. Der erst 28 Jahre alte Freiberger hat bereits eine respektable Musikerkarriere hinter sich und verschiedene Preise gewonnen. So erst kürzlich den Publikumspreis des "Grand Prix de Chartes" in Orgelimprovisation beim Internationalen Orgelwettbewerb im niederländischen Haarlem. Franke hat in Stuttgart Kirchenmusik studiert und an der Universität der Künste in Berlin Solisten-Klassen für Orgel und Orgelimprovisation absolviert.
Organist
Der Kirchenmusiker ist Nachfolger von Irene Greulich, die seit 1971 an der Naumburger-Hildebrandt-Orgel wirkte. "Ich möchte Menschen durch die Musik bewegen und ihnen dieses herrliche Instrument nahe bringen, damit sie den einzigartigen Klang und seine frohe Botschaft in ihren Herzen mit auf den Weg nehmen", umschreibt der Organist seine Aufgabe. Bewusst wolle er durch seine Programmgestaltung "Musiker wie Laien, kirchliche wie kirchenferne Menschen, Kinder wie Erwachsene, die internationale Öffentlichkeit wie auch das Publikum vor Ort ansprechen". Dabei werde er an die Arbeit seiner Vorgängerin anknüpfen und gleichzeitig auch neue Akzente setzen. David Franke nennt Orgelführungen für Kinder in Zusammenarbeit mit Schulen oder durch Improvisationskonzerte.
Neu ist, dass es künftig eine enge Zusammenarbeit und Abstimmung mit dem ebenfalls neu ins Amt berufenen Domkantor Jan-Matrin Drafehn geben soll. Beide Stellen wurden neu strukturiert, informierte Superintendent Reinhard Voitzsch. David Franke übt künftig das Amt des Organisten aus, die Chorarbeit liegt ausschließlich in den Händen von Jan-Martin Drafehn. Es sei bemerkenswert, dass in einer Stadt wie Naumburg gleich zwei Kirchenmusikerstellen besetzt wurden, so der städtische Kulturmanager Stefan Klaschik. Da die Hildebrandt-Orgel im Besitz der Stadt Naumburg ist, soll es auch künftig die Zusammenarbeit mit dem Organisten der Hildebrandt-Orgel geben, insbesondere im Hinblick auf die Konzerte, so Klaschik.
Beide Musikerstellen waren offenbar sehr begehrt. Auf die Ausschreibung für den Domkantor gab es 23 Bewerber und die des Organisten rund 50, so Voitzsch. Es gingen Bewerbungen als aller Welt ein, auch aus den USA und Irland. Sechs davon sind in die engere Wahl gekommen. Die Entscheidung über die Besetzung habe eine Auswahlkommission getroffen, in der Mitglieder des Kirchenkreises, der Stadt Naumburg und der Landeskirchenmusikdirektor mitgewirkt haben. Die letzte Entscheidung oblag dem Kreiskirchenrat. David Franke erreichte die Nachricht, dass er künftig in Naumburg wirken kann, als er gerade in den Niederladen am Wettbewerb teilnahm.
Ihm obliegt nicht nur die konzertante Tätigkeit und die Planung von Veranstaltungen. Er hat auch die Aufgabe, die Gottesdienste musikalisch zu begleiten. Von besonderem Reiz sei dabei, dass es in St. Wenzel üblich ist, nach der Predigt an der Orgel zu improvisieren. "Das kommt mir sehr entgegen", sagte der junge Mann, der das Konzert-Examen Orgelimprovisation bei Professor Wolfgang Seifen an der Universität der Künste Berlin noch in diesem Semester abschließen will. "Dass die Stelle des Organisten an der Hildebrandt-Orgel wieder besetzt wurde, haben wir den Kirchengliedern zu verdanken", so der Superintendent. "Schließlich tragen die Mitglieder der Kirche die finanzielle Last", setzte er hinzu. "Ich bin dankbar, dass Irene Greulich mich unterstützt", betonte Franke. Er würdigte ihr Lebenswerk, insbesondere ihren Einsatz für die Rekonstruktion der Hildebrandt-Orgel und die Einführung der Mittagsmusiken.