Nachfolge Nachfolge: CDU nominiert Thomas Reiche als Kandidaten

Freyburg - Es ist das Filetstück im sonnenbeschienenen Freyburger Schweigenberg. Auf alle Fälle sein Mittelpunkt: Ein 1,5 Hektar großer Weinberg, terrassiert und über 100 Meter von der Unstrut an steil ansteigend. Über 600 Stufen muss man klettern, um da ganz hinauf zu kommen. Zudem stehen im Gelände mehrere Weinbergshäuschen. Und natürlich Weinstöcke, 13000 an der Zahl, drei Viertel davon Riesling.
Das alles klingt nach einem Grundstück in bester Lage mit Bilderbuchaussicht ins Unstruttal, aber auch nach viel Arbeit, die vor dem Genuss des Weines kommt. Der Vorbesitzer musste das Handtuch werfen, weil der Winzer, der den Berg bearbeitete, aufgrund seines Alters das Ganze nicht mehr stemmen konnte. Seit Mai 2014 gibt es nun einen neuen Besitzer. Es ist Jörg Gabert, promovierter Biochemiker und Geschäftsführender Gesellschafter von Genolytic, einem Labor für molekularbiologische Diagnostik, in Leipzig.
Von einem eigenen Weinberg habe er schon länger geträumt, sagt der Weinliebhaber, der Bordeaux-Weine und die Rieslinge liebt. Schon als Kind sei er öfter an Saale und Unstrut gewesen. Sein Vater hat in Schulpforte Abitur gemacht und er selber hin und wieder bei der Weinlese geholfen. In der Familie fand der Weinbergserwerb indes geteiltes Echo. „Muss das denn sein, hat die Frau gesagt“, erzählte Gabert. Nur die beiden Töchter, 19 und 26 Jahre alt, finden es gut, was der Vater vorhat.
Nun galt es vor allem, einen Pächter zu suchen, denn selber kann Gabert den Berg nicht bewirtschaften. So fragte er beim Weingutsbetreiber Bernard Pawis, mit dem er befreundet ist, nach. Der war allerdings nicht sofort bereit. Mit seinen Weinbergen, darunter auch etliche Steillagen, ist seine Mannschaft arbeitsmäßig ausgelastet. „Fragen wir doch mal beim Verein ’Wein Rockt!’ nach“, schlug Pawis vor. Schließlich hätten die jungen Leute schon allerhand bewältigt. Die baten sich Bedenkzeit aus. „Zwei Tage“, legte Pawis fest. Nach Ablauf hatte er die Zusage. Jetzt ist das Dreigestirn perfekt: Der Besitzer, der erfahrene Winzer als Pächter und die Jugend, die die Rebstöcke pflegt. Das Ganze steht auf solidem Fundament. Ein Kern von sechs jungen Leuten aus der Region ist der Motor. An der Spitze junge Winzer und Agrarwissenschaftler wie Marika Böhme (Weingut Böhme und Töchter), Marcus Pawis (Weingut Pawis) und Sandro Sperk (Winzervereinigung Freyburg) und andere. Unterstützt werden sie von den Vereinsmitgliedern aus den Universitätsstädten im Umland.
Inzwischen wurde mit notwendigen Arbeiten im Berg vor der jetzt beginnenden Lese begonnen. Riesling soll auch künftig die vorherrschende Rebsorte bleiben, doch Schritt für Schritt muss der Berg rekonstruiert werden. Die Erhaltung der Terrassen ist ein großes Problem. Immerhin sind gut 500 Quadratmeter Mauern eingestürzt. Auf eine Sanierung warten auch die Weinbergshäuser unterschiedlicher Größe und Bauzeit, darunter eines, dessen Ursprung im Barock des 18. Jahrhunderts liegt. Markant ist ein direkt in eine Mauer eingebauter Turm mit Zinnen.
„Unser Ziel ist es“, bekräftigen Gabert und Pawis, „einen historischen Weinberg zu erhalten und ihn gleichzeitig zu einer modernen Nutzung zu führen.“ Dafür haben sie sich die Architekten Huber Fuchs und Gert-Ingulf Müller ins Boot geholt, die nun begonnen haben, den baulichen Bestand aufzunehmen, nach Fördermitteln zu suchen und Vorschläge für Rekonstruktion der Anlage zu erarbeiten.