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Modernisierung Modernisierung: Ausbau für eine höhere Geschwindigkeit

19.08.2014, 16:31
Der Mais neben der Bahnstrecke gedeiht prächtig. Am unbeschrankten Übergang bei Reinsdorf erschwert das die Sicht.
Der Mais neben der Bahnstrecke gedeiht prächtig. Am unbeschrankten Übergang bei Reinsdorf erschwert das die Sicht. Hans-Dieter Speck Lizenz

FreyburG/Nebra - Viel Wärme, ausreichende Niederschläge, da steht der Mais gut im Unstruttal, und auch die Sonnenblumen gedeihen. Den Landwirt freut das, doch nicht die Bahn. Die sah sich veranlasst, bei Reinsdorf das Tempo auf der Unstrutstrecke zu drosseln, weil die frohwüchsigen Ackerkulturen Passanten und Kraftfahrern am unbeschrankten Bahnübergang der Bergstraße im Nebraer Ortsteil Reinsdorf die Sicht nehmen.

Ultimative Forderung

Das Ordnungsamt der Verbandsgemeinde wurde aufgefordert, kurzfristig Abhilfe zu schaffen, da sonst die Burgenlandbahn, deren Züge auf dieser Strecke fahren, ihren Vertrag mit dem Land nicht erfüllen könne. Daraus entstehende Kosten werde man der Verbandsgemeinde in Rechnung stellen. Diese hat den Bahnübergang inzwischen für Autos und Passanten gesperrt. Betroffen seien zwei Bewohner eines Hauses am Umspannwerk.

Man habe zunächst versucht, die Landwirtschaftsbetriebe, die diese Flächen bewirtschaften, zu bewegen, die geforderten Sichtdreiecke freizuschneiden, informierte Unstruttal-Bürgermeisterin Jana Grandi. Dort aber habe man auf Granit gebissen. Ärgerlich, findet Grandi: Zum einen, weil die Forderung der Bahn nach sofortigem Handeln an einem Freitagnachmittag eingegangen sei, zum anderen, weil die Landwirte sich weigerten, obwohl sie nach Grandis Auffassung hätten wissen müssen, dass sie mit ihren Kulturen den Verkehr nicht gefährden dürfen.

„Ich mache das sofort, wenn man mir sagt, wer die Kosten übernimmt“, so Gerd Beberhold von der Agrargenossenschaft Burgscheidungen-Laucha. Zudem: Damit die Forderung rechtens wäre, müsste eine Dienstbarkeit auf den Flächen liegen. Das aber sei nicht der Fall. Und es sei ja ohnehin die Frage, was die Sicht mehr behindert, Mais und Sonnenblumen oder das Unkraut am Bahndamm.

Landwirtin: Ernte in vier Wochen

Auch Silvia Diers, Inhaberin eines Nebraer Landwirtschaftsbetriebes, will den Mais erst ernten, wenn er dran ist, in vier Wochen also. Darauf habe sie sich mit der Verbandsgemeinde verständigt. Solange müsse der Übergang eben gesperrt bleiben. Es sei ja sowieso sicherer, auf den beschrankten Bahnübergang auszuweichen, der nur 500 Meter entfernt sei, findet sie. Wie Genossenschafts-Chef Beberhold sagt, sei die Freihaltung von Sichtdreiecken von der Bahn gegenüber seinem Unternehmen erstmals gefordert worden.

Problem für Tempo 80

Damit kündigt sich ein Problem an: Bisher fahren die Triebwagen der Unstrutbahn mit 50 Stundenkilometern. Wenn die Bahn, wie sie es angekündigt hat, das Tempo auf 80 Stundenkilometer erhöhen will, muss sie auch die Übergänge ertüchtigen. An der Strecke Naumburg-Nebra, so weiß Thomas Müller von den Unstrutbahnfreunden, gibt es 31 Bahnübergänge. 13 davon sind technisch gesichert und wurden oder werden auf den Stand der Technik gebracht. Die Frage ist, was mit den 18 unbeschrankten Bahnübergängen geschieht.

Viele davon sollen offenbar wegfallen. Zwischen Kommunen und Bahn wird das bereits eine ganze Weile diskutiert. Manche Lösung, die im Gespräch ist, hat durchaus ihren Charme für die Kommunen. So soll zum Beispiel ein ungesicherter Übergang kurz hinter Laucha in Richtung Burgscheidungen wegfallen. Damit Nutzer die nächsten gesicherten Übergänge erreichen können, könnte zwischen Laucha und Kirchscheidungen ein befestigter Weg entlang des Bahndamms angelegt werden - womit Laucha und Kirchscheidungen die Radwegverbindung erhielten, die sie schon lange wollen.

Balgstädt hat sechs Übergänge

Schwieriger dürfte die Situation in Balgstädt werden. Dort gibt es einschließlich des Übergangs an der Zeddenbach-Mühle sechs Passagen. Nur eine ist gesichert. Der Übergang bei Zeddenbach soll wegfallen, der Zugang über einen Weg aus Balgstädt erschlossen werden. Vor zwei Jahren hatte sich eine Bahn-Projektgruppe in Balgstädt umgesehen. Die Verbindung Richtung Zeddenbach, so der Stand, den Bürgermeister Arno Krause kennt, solle von der Unterführung am Balgstädter Campingplatz aus gewährleistet werden.

Dass die unbeschrankten Bahnübergänge schon beim jetzigen Tempo der Züge gefährlich sind, hat Krause vor Jahren selbst erfahren müssen, als der Zug ihm einen Kotflügel abrasierte. Und erst vor sechs Wochen, so weiß der Bürgermeister, hatte es am Zeddenbach-Übergang erneut ein Auto erwischt, auch da zum Glück nur Blechschaden.