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Nach Stammzelltransplantation Luca erhält „Rückenwind“ für Genesung

Der 18-Jährige aus Lossa kommt Schritt für Schritt zu Kräften. Nach zwischenzeitlicher Sorge gibt es nun Hoffnung.

Aktualisiert: 20.4.2021, 09:07

Lossa - Auf dem Kopf zeigt sich das deutlichste Zeichen, dass der 18-jährige Luca Bisch, der im Vorjahr wegen einer erneuten Leukämie-Erkrankung monatelang im Jenaer Uniklinikum behandelt worden war, Schritt für Schritt zu Kräften kommt. Inzwischen sprießt auf dem Haupt des Lossaers wieder ein üppiger Haarschopf. „Wir sind alle ganz begeistert von dieser Pracht, was dafür sorgt, dass Luca jetzt noch mehr Streicheleinheiten bekommt, weil wir ihm so gern mit unseren Fingern durchs Haar fahren“, sagt Mutter Susann Bisch lachend.

Und lässt dennoch durchblicken, dass der Genesungsprozess bei ihrem Sohn nach dessen im September 2020 empfangener Stammzellspende keine „Einbahnstraße“ mit stetiger Aufwärtsentwicklung ist, sondern auch Stockungen und sogar Rückschläge auftreten. „Bei den weiterhin kontinuierlich durchgeführten Nachsorge-Untersuchungen in Jena hatten sich plötzlich Auffälligkeiten gezeigt. Das hat uns bis zur nochmaligen Überprüfung, die aus Gründen der Aussagekraft erst vier Wochen später erfolgen konnte, in tiefste Ängste gestürzt. Ich habe in diesem Zeitraum zehn Kilo abgenommen, weil ich vor lauter Sorge kaum was essen konnte“, schildert die 40-Jährige das Drama.

Immunsystem weiterhin geschwächt

Letztlich hatte es, wie ihr die behandelnden Ärzte erklärten, aufgrund spezifischer Umstände bei Luca ein „falsch positives Testergebnis“ gegeben. Entwarnung also! Und eben auch nicht: Denn der genannten Begrifflichkeit sehen wir uns derzeit ja auch an anderer Stelle gegenüber - was die Brücke zu Corona und der aktuell gewiss größten Bedrohung für das nach wie vor geschwächte Immunsystem des jungen Mannes schlägt.

„Um eine Ansteckung nach menschlichem Ermessen so gut wie auszuschließen, halten wir - wenn auch schweren Herzens - den Kreis derer, die Luca wirklich nahe kommen dürfen, fürs Erste weiter klein. Ein, zwei meiner engsten Freundinnen und Lucas langjährige Ergotherapeutin Annett Weiss, die allesamt in ihren Jobs ohnehin regelmäßig getestet werden; dazu unlängst - und ebenfalls mit negativem Covid-Test - Opa Frank sowie Onkel Tobias, den Luca jetzt zwei Jahre lang nicht gesehen hatte: Das war es dann auch schon mit den unmittelbaren Bezugspersonen momentan - zu denen natürlich auch noch mein Mann Mario sowie Lucas Geschwister Maya und Linus gehören“, berichtet Susann Bisch. Von Beruf Altenpfleger, wurden beide Elternteile bereits gegen Corona geimpft.

Ziel: Luca soll im nächsten Jahr wieder Förderschule besuchen

Was viele Außenstehende nicht wissen dürften: Nach einer Stammzelltransplantation sind sämtliche in der Vergangenheit verabreichten Impfungen quasi „wie weggewischt“. Das bedeutet: „Luca wird in den nächsten Wochen und Monaten im Klinikum nach einem genau festgelegten Prozedere und unter engmaschiger Kontrolle zunächst alle im Kindesalter vorgenommenen Grundimmunisierungen neu erhalten. Obwohl er als Leukämie-Patient und wegen seines Down-Syndroms bereits Anspruch auf eine Corona-Impfung hätte, wird ebendiese definitiv nicht am Anfang stehen“, erläutert die Mutter, die ihren Sohn zu Hause betreut.

Wir sind alle ganz begeistert von dieser Pracht.

Mutter Susann Bisch zu Lucas neuen Haaren

Ziel bleibe, dass Luca ab dem kommenden Schuljahr wieder seine angestammte Finneck-Förderschule in Rastenberg besuchen kann. Dank seines fröhlichen und aufgeweckten Naturells dürfte dem 18-Jährigen auch die Rekonvaleszenten-Zeit nicht allzu lang werden. „Er habe viel zu tun, sagt Luca immer, bevor er sich dem stundenlangen Spiel mit seinen geliebten Playmobil-Figuren widmet“, verrät Susann Bisch schmunzelnd. Wenn das Wetter gut sei, drehe ihr Sohn zudem leidenschaftlich gern und ausgiebig Runden auf seinem Quad, mit dem die Familie ihren tapferen Kämpfer nach dessen Krankenhaus-Entlassung als Willkommensgeschenk überrascht hatte.

Und noch zwei weitere gute Nachrichten sind jüngst in Lossa eingegangen. „Wenn alles klappt, werden wir ganz in Familie vom 25. Juli bis 1. August auf dem niederländischen IJsselmeer an der Segeltour ’Sailing Kids’ teilnehmen, die alljährlich vom Jenaer Medizinprofessor Bernd Gruhn als Erholungsprojekt für krebskranke Kinder und deren Angehörige veranstaltet wird“, sagt Susann Bisch voller Vorfreude. Überdies sei ihnen eine vierwöchige familienorientierte Reha-Kur an der Spezialklinik in Bad Oexen (Nordrhein-Westfalen) bewilligt worden. (Andreas Löffler)