Literatur Literatur: Eltern und Jury lauschen

Rossleben - Vor 125 Jahren sind die Gleisanlagen und Bahnhöfe der Unstrutbahn zwischen Naumburg und Artern ihrer Bestimmung übergeben worden. Damit wurde der florierenden Unstrutschifffahrt der Todesstoß versetzt. Nach der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten und dem Rückgang der Wirtschaft an der Unstrut war auch das Ende für die einst voll besetzten Schichtzüge und den Güterverkehr vorhersehbar.
Aktionen entlang der Strecke
Wegen der Unwirtschaftlichkeit bestellte das Land Thüringen am 9. Dezember 2006 den Schienenverkehr ab. Dass man in diesem Jahr trotzdem das 125-jährige Bestehen der Strecke feiern kann, ist der Interessengemeinschaft (IG) Unstrutbahn zu verdanken. Mit persönlichem Engagement setzen sich die Eisenbahnfreunde rund um ihren Vorsitzenden Thomas Müller (Nordhausen) für den Erhalt und die Belebung des Bahnverkehrs zwischen Nebra und Artern ein.
Der Unstrut-Schrecke-Express ist am Donnerstag, 1. Mai, auf Tour ab Erfurt über Artern nach Donndorf nahe des Naturschutzgebietes „Hohe Schrecke“. In Donndorf kann auch die dortige Klosteranlage besucht werden. Das Angebot beinhaltet Fahrt, Imbiss und eine Naturführung.
Während der Mitgliederversammlung der IG am vergangenen Sonnabend im Roßlebener Heimathaus zog Thomas Müller Bilanz der Arbeit in den vergangenen zwei Jahren. Immer wieder rückten die Mitglieder zu Arbeitseinsätzen an den Bahnanlagen aus, um durch Grünverschnitt die Befahrbarkeit zu gewährleisten. Es wurden Hinweisschilder finanziert und aufgestellt sowie regelmäßig die Schnittstellen zwischen Bahn und Bus gepflegt. Diese Initiative ist auch deshalb eindrucksvoll, weil die über dreißig Mitglieder der IG verstreut in der Region wohnen. Sie kommen unter anderem aus Naumburg, Freyburg, Laucha, Nebra, Roßleben, Wiehe, Donndorf, Sangerhausen, Nordhausen und Halle und finden sich trotzdem zu regelmäßigen Versammlungen, Arbeitseinsätzen und Festen zusammen.
60 Sonderfahrten in 2013
Nachdem vor einigen Jahren der Haltepunkt in Wangen eingerichtet wurde, waren Zugfahrten bis Roßleben und darüber hinaus möglich. Mit Stolz verwies Thomas Müller auf die 60 Sonderzugfahrten an neunzehn Tagen im vergangenen Jahr. Das sei nicht nur ein organisatorischer, sondern auch ein finanzieller Kraftakt gewesen, bemerkte der Vorsitzende. Aber die Leute dankten es den Freizeitbahnern mit ihrem Interesse: Insgesamt 2 000 Fahrkarten konnten verkauft werden. Sonderfahrten zum Hussiten-Kirschfest in Naumburg, zum Weinfest in Freyburg, zum Naumburger Weihnachtsmarkt, aber auch zu Himmelfahrt, Pfingsten und an anderen Wochenenden wurden gut angenommen. Sehr beliebt sind bei sowohl Hiesigen als auch Touristen zudem die Bahnhofsfeste. Der Vorsitzende dankte seinen Mitstreitern für die Fest-Einsätze und die Betreuung von Ständen bei Volksfesten und Weihnachtsmärkten in der Region. Hierdurch wurde ein Teil des Geldes eingespielt, das man zur Pflege der Bahnanlagen und Bauwerke einsetzen konnte.
Kassenwart Ralph Helwig aus Naumburg zeigte sich mit der Zahlungsmoral der Mitglieder zufrieden. Im Jahr 2013 gab es zwar zwei Ausschlüsse wegen Beitragsschulden, aber auch drei Neuaufnahmen. Ausgegeben wurden die eingenommenen Spenden und Beiträge auch zur Qualifizierung von Mitgliedern, denn diese sei nötig, um Sonderzüge personell begleiten zu dürfen. Die Kassenprüfer Wolfgang Heidenreich (Roßleben) und Bernd Schade (Donndorf) bescheinigten dem Kassenwart eine gute Arbeit. Nach der Entlastung des Vorstandes wurde Thomas Müller als Vorsitzender, Ferdinand Fischer als Stellvertreter, Ralph Helwig als Schatzmeister, Heiko Kern als Pressesprecher sowie Ingo Heidenreich als Schriftführer gewählt. Im Programm stehen in diesem Jahr wieder 60 bestellte Sonderzugfahrten, ein Bahnhofsfest in Laucha, ein Ausflug und wieder viele Arbeitseinsätze.
