Literatur Literatur: Aus Bücherwürmern werden Vorlesehelden

Naumburg - Claudia Wahlbuhl ist als Musikerin nicht nur mit Konzerten bekannt geworden. Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern kennen sie als Honorardozentin der Musikschule „Heinrich von Veldeke“ im Fach Violine - und das schon seit elf Jahren. Derzeit unterrichtet sie an zwei Standorten, in Naumburg und Weißenfels, sowie privat in Schulpforte. Zudem betreut sie zwei Streichquartette.
In Jena geboren, studierte Claudia Wahlbuhl in Dresden und in St. Petersburg und hat zwei Diplome - als Orchestermusikerin und Musikpädagogin. Im Januar trat sie mit der Pianistin Irina Krümmling in der Reihe „Klangzeit Naumburg“ auf. Schon ihre Mutter war als Musikschullehrerin, ebenfalls im Fach Geige, tätig.
Doch dies wird sich ändern. Die Naumburgerin wird die Einrichtung verlassen. Der Grund: die Enttäuschung über Personalentscheidungen. Mit dem Ruhestand eines Geigenlehrers wurde nur eine halbe Stelle am Standort Zeitz ausgeschrieben und der Naumburgerin auch angeboten. Doch das ist untragbar für die gebürtige Thüringerin. Nicht nur, dass Aufwand und Nutzen dann im Missverhältnis stehen. Sie würde auch ihre Schüler abgeben müssen. Schon die aktuelle Lage als Honorarkraft erscheint ihr ungerecht gegenüber den fest angestellten Kollegen. Da sind nicht nur Fahrgeld und Kosten für die Noten zu tragen, sondern auch Versicherungen. Und in den Schulferien gibt es kein Honorar. „Ich möchte mich in diesem Zweiklassen-System nicht mehr unter Wert verkaufen“, betont die vierfache Mutter, die in ihrem Fall auch die Familienfreundlichkeit im Landkreis infrage stellt. Gehofft hatte sie auf eine volle Stelle. Selbst Eltern ergriffen Partei für sie, verfassten Briefe an den Kreis und eine Unterschriftenliste. So schreibt Sabine Kautz: „Es ist ein hohes Maß an Professionalität und pädagogisches Geschick, dass sie kontinuierlich die Schüler bis zum Ende ihrer Schulzeit begleitet.“ Und es gab Gespräche: mit Musikschulleiter Mathias Büttner sowie Landrat Harri Reiche. „Mir sind die Hände gebunden. Dabei bin ich sehr zufrieden mit ihr“, sagte Musikschulchef Mathias Büttner auf Tageblatt/MZ-Nachfrage. Aus dem Kreispersonalamt war zu hören, dass zwar der Kreis die Schule unterstützt und als wichtig erachtet, aber jene Kosten auch zu den freiwilligen Aufgaben zählen. Die Stellenverteilung und Ausschreibungen werden im Vorfeld besprochen, sagte Dagmar Junghanns, stellvertretende Amtsleiterin. Um wie viel die Personalkosten in den vergangenen Jahren mit der Halbierung von Stellen und der Verpflichtung von Honorarkräften zurückgefahren wurden, konnte sie nicht konkret beziffern. In einem Brief des Landrats heißt es klar: „Es wird in Zukunft keine Erweiterung vorhandener Planstellen geben.“ Claudia Wahlbuhl schätzt, dass der Anteil der fest angestellten Lehrer an der Schule etwas mehr als 60 Prozent betrage und auch nicht unter 50 Prozent fallen dürfe, weil es dann keine Fördermittel mehr gebe. Das Angebot, neben der halben Stelle in Zeitz auch die Schüler in Weißenfels und Naumburg zu behalten, das das Personalamt gegenüber unserer Zeitung verkündete, kennt die Musikerin indes nicht. „Laut Satzung ist es auch nicht möglich.“ Und ob eine Ausführung an den verschiedenen Orten zudem mit Konzerten, Lehrerkonferenzen und Koordination mit der jeweiligen Klavierbegleitung möglich wäre - das bezweifelt sie.
Claudia Wahlbuhl schaut in die Zukunft. Gemeinsam mit Pianistin Irina Krümmling will sie eine private Musikschule gründen. Auf die Eltern könnten sicherlich höhere Kosten kommen. „Ich bin allerdings überzeugt davon, dass sie gern mehr investieren, wenn sie sehen, dass ihr Kind auch nach der Schule und sogar das Leben lang sein Instrument mit Freude spielt“, meint die 41-Jährige. Räumlichkeiten wurden von der Montessorischule und der katholischen Kirche angeboten, ein eigenes Domizil in der Innenstadt sei jedoch das Ziel. „Eine Zusammenarbeit mit dem Kunstverein könnten wir uns gut vorstellen“, betont sie.