Lauscheberg gibt nun sein Geheimnis preis
Kleinjena. - Franken oder Thüringer? Eine Nuss haben die Wissenschaftler des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie in Halle noch nicht knacken können. Sicher ist jedoch, dass einige der jüngst entdeckten Grablegungen auf dem Lauscheberg - einem Unstrutsporn zwischen Kleinjena, Großjena und Nißmitz - aus dem sechsten Jahrhundert stammen. Krieger der kämpferischen Auseinandersetzungen von 531 könnten darunter sein, denn zutage kamen auch gut erhaltene Überreste von 13 Pferden, die den Menschen beigelegt worden sind.
Im September 2006 wurden die Grabungen auf dem Lauscheberg im Vorfeld der Tiefbauarbeiten zur Begradigung der Bundesstraße 180 begonnen. Die Archäologen waren sicher, dass sie hier fündig werden. Und tatsächlich wurden auf einer Grabungsfläche von 6 500 Quadratmetern Siedlungsreste aus der Römischen Kaiserzeit und bislang 98 Körpergräber eines frühmittelalterlichen Gräberfeldes. "Wahrscheinlich sind diese Gräber dem Stamm der Thüringer zuzuschreiben" meint Dr. Alfred Reichenberger vom Landesamt.
Imposant eine große Grablege mit zwei Pferden und zwei Menschen, wobei einer zuvor enthauptet worden war. Der andere Mann wurde zirka 60 Jahre alt und muss dem Zustand seiner Wirbelsäule zufolge ein aktiver Reiter gewesen sein, erläuterte Grabungsleiterin Xandra Dalidowski. Dass hier nicht irgendein Krieger bestattet wurde, darüber sind sich die Archäologen schon wegen der wertvollen Steigbügel der Pferde, die sie mit ins "Jenseits" nehmen durften, einig. Muss nun die Geschichte der Fränkisch-Thüringischen Auseinandersetzungen von 531 neu geschrieben werden? "Wohl eher nicht, aber die Auswertung der Funde bringt vielleicht ergänzende Erkenntnisse", meinte Reichenberger. Über mehrere Jahrhunderte, ja sogar Jahrtausende wurden auf dem Lauscheberg Menschen bestattet. Das war auch Raubgräbern bekannt. Und die gab es schon von Hunderten von Jahren, wie ein ausgeraubtes Grab beweist. In der Eile vergessen haben die Räuber allerdings die bronzenen Ohrgehänge des oder der Toten. Erstaunlich die Beigaben, auf die die Archäologen stießen: Ein aufwändig verzierter Kamm aus Bein, goldene Ohrgehänge, Lanzen und sogar Vogeleier, von den noch die Schalen erhalten sind. Sie wurden in den Kindergräbern entdeckt.