Kreuzkraut für Pferde gefährlich
NAUMBURG. - Ratlos sah Pferdehalter Lothar Benseler zu, wie ein Fohlen auf der Weide plötzlich stirbt. Er schickte es zur Untersuchung in die Uniklinik Leipzig ein. Ergebnis: Es starb an Leberversagen durch Vergiftung. Damit nicht genug. Vier seiner Pferde magerten trotz ausreichender Fütterung und Wurmkuren stark ab. Der Tierarzt habe keinen Rat gewusst. In einer Pferdezeitschrift kam Benseler der Ursache auf die Spur. Dort las er vom heimischen Jakobs-Kreuzkraut und davon, dass dessen Gift die Leber der Pferde, die es frisch oder getrocknet fressen, schädigt. Heilung ausgeschlossen. Die tödliche Dosis für Pferde liege bei 40 bis 80 Gramm der Frischpflanze pro Kilogramm Körpergewicht, bei Rindern sind es 140 Gramm. Während erfahrene Tiere auf der Weide die frische Pflanze mit ihrem Bitterstoffen meiden, könnten sie es im Heu kaum ausmachen. Vor allem junge Tiere seien gefährdet.
Mit seinem neuen Wissen habe sich der Görschener die Grünflächen im Burgenlandkreis, von denen er das Heu bezieht, genauer angeschaut und fand das Kreuzkraut. "Eine Blüte entwickelt bis zu 150 000 Samen, die bis zu 70 Meter weit fliegen, so dass auch Flächen im Kreis immer gelber werden", meint er besorgt. In der Tat habe der Bestand des Jakobs-Kreuzkrautes stetig zugenommen, bestätigt Hermann Weinert, Leiter des Sachgebietes Pflanzenschutz beim Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Süd. Dass sich das Kraut ausbreitet, liege an der unzureichenden Pflege der Grünflächen. Die sollten gedüngt werden, damit das Gras und nicht das Kraut wächst. Außerdem rät er zur Nachmahd und dazu, die Giftpflanze auszustechen. "Jedoch können wir keinen dazu zwingen, es zu bekämpfen", so Weinert. Pferdehalter sollten die Augen offen halten. Das rät auch das Kreis-Veterinäramt, dem keine tödlichen Fälle durch eine Jakobs-Kreuzkrautvergiftung bekannt seien.
Benseler versteht nicht, dass es in Sachsen-Anhalt keine rechtlichen Regelung zur Bekämpfung der Giftpflanze gibt. Also lasse er sich beim Kauf bestätigen, dass das Heu kein Jakobs-Kreuzkraut enthalte. Zudem bevorzuge er Heu von Überschwemmungswiesen, denn auf denen wachse das Kraut nicht.