Lehrer und Erzieher lassen sich zum Kinderkirschfest in Naumburg viel einfallen. Kreativ dem Virus getrotzt
Hussiten-Spektakel: In Uta-Schule wird Stück aufgeführt, Programm auch in der Kita Am Holländer.

Naumburg - Kinder - und nicht nur die (!) - lieben Wiederholungen und Traditionen. Der große Luftballonstart auf Vogelwiese und Marktplatz am Kirschfestfreitag ist deshalb immer etwas Besonderes, obwohl doch immer das Gleiche. So besonders, dass der durch die bunten Ballons verzierte Naumburger Kirschfest-Himmel stets das Titelbild unserer Samstagausgabe zum Kirschfest ist. Doch schaut man diesmal nach oben - kein Ballonstart...
Es ist eben alles anders, erneut. Doch in der einzig sinnvollen Chance, nämlich aus jeder Misere noch das Beste rauszuholen, wurde in vielen Naumburger Schulen und Kindergärten, wobei Letztere extra ein Bastel- und Spiele-Set von der Stadt bekommen hatten, am Freitag dennoch Kinderkirschfest gefeiert.
Keine Mühen gescheut hatten unter anderem die Pädagogen der Uta-Schule. In historisch anmutenden Kostümen versammelten sie sich auf dem Schulhof vor der gespannt wartenden Schülerschar, „um euch an eurem Kirschfesttag etwas ganz Besonderes zu bieten“, wie Schulleiterin Garnet Meiß frohlockte.

Verkleidet war sie dabei als Prokop und musste erst einmal mit „Wir sind doch nicht zum Spaß hier!“ ihre als Hussiten verkleideten Kolleginnen disziplinieren, die sich rauften und mit Bierkrügen zuprosteten. Das sorgte natürlich für viele Lacher in der Schülerschar, die sich nachfolgend die Aufführung anschauen durfte, wie die Belagerung Naumburgs dank des einfallsreichen „Lehrers von der Schul“ und des erfolgreichen Gnadengesuchs der Kinder beendet werden konnte.
„Ganz klasse, was euer tolles Lehrer-Team da in den Proben auf die Beine gestellt hat“, lobte Naumburgs Theater-Intendant Stefan Neugebauer, der beim Entstehen des Stücks hilfreich gewesen war. Auch der frisch vereidigte Oberbürgermeister Armin Müller, der ebenfalls in die Schönburger Straße gekommen war, zeigte sich voll des Lobes über das Ersatz-Kirschfest, das auch dank einer Requisitenspende des Kirschfestvereins zum Erfolg wurde. Müller schenkte den Kindern aber Zuversicht: „Ich hoffe, nächstes Jahr können wir das Kinderkirschfest wieder auf der Vogelwiese feiern.“
Die Uta-Schüler bejubelten das, und alle gemeinsam sangen mit Freude das Kirschfestlied, ehe sich die Kinder noch an vielen Stationen vergnügen durften, die von Erziehern des Horts gestaltet wurden, etwa beim Kirschkern-Weitspucken, Stoffkirschen-Basteln, Scherenschnitte puzzeln oder Bällewerfen.

Ein einfallsreiches Programm hatten auch die Erzieher der Lebenshilfe-Kita am Naumburger Holländer am Kirschfestfreitag auf die Beine gestellt. Mit dem Fahnenschwenker ging es auf zum Festumzug, mit Liedermacher Holger Vandrich stimmten alle das Kirschfestlied an. Danach gab es auch am Holländer Stationsbetrieb mit viel Spiel und Spaß. Dort und anderswo wurde sichtbar: Die Naumburger sind zwar traurig über den weitgehend ins Wasser fallenden Kirschfestrubel, lassen sich aber trotz Virus etwas einfallen, um ihre „fünfte Jahreszeit“ gebührend zu begehen.
