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Kontakt Kontakt: Im Web vertreten

24.08.2014, 08:25
Mitglieder der Mittelalter-Gruppe „Civitas Naumburg“ mit ihrer Gründerin Susann Anders, alias Sanna zu Naumburg (Mitte).
Mitglieder der Mittelalter-Gruppe „Civitas Naumburg“ mit ihrer Gründerin Susann Anders, alias Sanna zu Naumburg (Mitte). Torsten Biel Lizenz

Naumburg - Es ist nicht nur ein kurzweiliger Sprung zurück in die Vergangenheit. Vielmehr ist das Mittelalter ein Teil ihres Lebens, für den sie regelmäßig ihren Namen ablegen, in spezielle Rollen schlüpfen. So wird aus der Goseckerin Christina Mücke Kahlan Marie Ó Loégare, der 21-jährige Toni Weunitzka aus Naumburg zu Antonio von der Henne. Susann Anders verwandelt sich in Sanna zu Naumburg. Die Domstädterin hat mit ihrem Umzug von Merseburg saaleaufwärts die Mittelalter-Gruppe „Civitas Naumburg“ ins Leben gerufen. „Unser Anspruch ist es, authentisch zu sein“, sagt die 33-Jährige, die bereits in Merseburg einer Gruppe angehörte.

Seit der Gründung im vergangenen Jahr war die Truppe schon zu verschiedenen Festen mit von der Partie, beim Domänenmarkt auf Schloss Neuenburg, zum Naumburger Kirschfest und dem Schlossfest in Frankleben. Am letzten Septemberwochenende steht der Mittelaltermarkt auf der Wasserburg im thüringischen Heldrungen an. „Das ist einer der in der Szene bekanntesten Märkte. Wir sind stolz darauf, dabei sein zu können und schlagen unsere Zelte direkt neben den Templern auf. Das ist für uns eine Art Auszeichnung“, erzählt Susann Anders.

Doch die Auftritte bedeuten auch immer den Abschied von den Annehmlichkeiten des modernen Lebens. Kein Handy, keine Uhren, kein Strom, kein Herd zum Kochen. Der Aufbau der Zelte ist aufwendig, das Nähen der mittelalterlichen Gewänder, meist aus Leinen, ebenso. Man lebt für einige Tage so wie im Mittelalter und zeigt die Vielfalt der damaligen Handwerksberufe: vom Zinngießer und Korbflechter bis hin zum Schreiber und dem Sarwürker, der für die Herstellung der Kettenhemden verantwortlich war. Es gibt zudem eine Kräuterküche und eine Pflanzenfärberei.

Als Ausgleich für die Anstrengungen werden jedoch besondere Erfahrungen gesammelt. „Ich genieße die Ruhe vom Alltag und erlebe die Zeit anders und bewusster“, bemerkt Susann Anders. Außerdem sei die Gemeinschaft zwischen den verschiedenen Gruppen, die auf Festivals und Märkten zusammenkommen, sehr eng, die Reaktionen, die die Gruppe von Zuschauern erhält, positiv. Manche nehmen für kurze Zeit daran teil, schlüpfen flugs in ein ziemlich schweres Kettenhemd.

Um wirklich der damaligen Zeit zu entsprechen, eignet sich die Gründerin, die in Naumburg als Gästeführerin tätig ist, Wissen an. Denn nicht nur die Textilien der Kostüme, die Werkzeuge der Handwerker oder das Geschirr auf dem Tisch sollten stimmen. Farben und Kleidung hatten im Mittelalter eine besondere Bedeutung und waren Zeichen des Standes. „So galt Gelb als Farbe für eine Prostituierte, trugen Frauen meist ein Kopftuch“, erzählt Susann Anders.

Ihre Leidenschaft für jene längst vergangene Zeit teilt sie mit ihrem Mann Ilja, den sie auf einem Mittelaltermarkt in Berlin kennengelernt hatte. Die beiden Söhne Florian (8) und Lukas (2) sind Teil der Truppe, die mit ihren aktuell 15 Mitgliedern aus Naumburg und Umland einen recht jungen Altersdurchschnitt besitzt. „Wir sind auf der Suche nach neuen Mitgliedern, um zu wachsen. Wir brauchen auch ältere Mitstreiter, um alle Generationen darstellen zu können“, so die Gruppengründerin. Ziel sei es zudem, die Interessengemeinschaft in einen Verein umzuwandeln.