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Ideenschmiede Ideenschmiede: "Großstadttauglich gemacht"

Von albrecht günther 03.04.2013, 07:02
1993 wurde in Naumburg das alternative Kulturzentrum Ideenschmiede gegründet.
1993 wurde in Naumburg das alternative Kulturzentrum Ideenschmiede gegründet. Privat Lizenz

naumburg - Die Bilder scheinen aus einer anderen Zeit: Wimpelketten vor unsanierten Häusern, eine Musik-Session garniert mit urigen Grünpflanzen, ein gastronomischer Freisitz mit Faschingsdekoration. Ralph Steinmeyer und andere frühere Mitstreiter haben die Anfänge der Naumburger Ideenschmiede mit einer Vielzahl von Fotos dokumentiert.

Café-Kneipe und Teestube

Demnächst werden sie alle wieder hervorgeholt, um sie in einer Ausstellung zu zeigen. Anlass ist ein Klassentreffen der besonderen Art. Mit ihm wollen die Ideen-Schmiede an die Gründung des alternativen Kunst- und Kulturzentrums erinnern, das vor 20 Jahren in der Naumburger Jakobsstraße seine Pforten öffnete. Eine ganze Generation, die nach der Wende in der Kleinstadt Naumburg lebte, sei von der Ideenschmiede „großstadttauglich gemacht“ worden, ist sich Steinmeyer sicher. Mit anderen hatte er die Café-Kneipe mit Teestube, die insgesamt 40 Personen Platz bot, ins Leben gerufen.

Von Konzerten bis Ausstellungen

Zum Gründerkreis gehörten die Keramikerin Petra Töppe, Heike Kahl (heute Scheibert) und Ulrike Rüb (heute Wicharz). Hinzu kamen Elke Günther und Holger Wiegand, Christoph Scheibert und Andreas Neumann-Nochten. Entstehen sollte ein Gegenpol zu den städtischen Kulturangeboten. Denn diese entsprachen den Vorstellungen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen eher weniger. Jugendkneipen wie das Café C und der Wenzelskeller hatten bereits wieder geschlossen, die Diskothek Miami-Club am Linsenberg gab es ebenfalls nicht mehr. Bald fanden in der Schmiede deshalb Konzerte und Kleinkunstprogramme, Ausstellungen und Gesprächsrunden statt. Das alles aber war mit dem bisherigen Konzept der am 16. April 1993 eröffneten Ideenschmiede nicht mehr zu schaffen. Auch nicht finanziell.

Musikfestivals im Blütengrund

Steinmeyer: „Konzerte wurden mit einem Aufpreis von einem Euro pro Getränk finanziert, da kam selten die Gage wieder rein.“ Auch von der Stadt hatte die Ideenschmiede kaum etwas zu erwarten, wollte diese doch zunächst ihre eigenen Veranstaltungen bedient wissen. Vor allem deshalb würdigte unsere Zeitung die Schmiede mit ihrem ersten Wenzelspreis für besonderes ehrenamtliches Engagement. 1994, so erinnert sich Steinmeyer, folgte mit der Gründung des Kulturvereins Ideenschmiede ein wichtiger Schritt, um das Haus weiter betreiben zu können. Außerdem wurden nun Musikfestivals im Blütengrund und auf der Schönburg möglich, die zu Pfingsten stattfanden. Das Stadtmagazin „Der Naumburger“ wurde herausgegeben, die Kneipenmeile ins Leben gerufen und das Kirschfest mit einem eigenen Zelt bereichert. Dennoch war es für Verein und Kulturkneipe immer eine Existenz am Limit. Hinzu kam: Die Vorstände des Vereins wechselten häufig, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen fielen weg, Sponsoren orientierten sich um, von den einstigen Gründern wohnten nicht mehr viele in Naumburg. So löste sich der Verein im November 2001 auf. Dennoch hat die Ideenschmiede in Naumburg Spuren hinterlassen, gehört sie zur jüngeren Geschichte der Stadt. Ende Mai werden sich die Ideen-Schmiede in Naumburg treffen.