Historie Historie: Aussichtsturm in Form eines Bergfriedes

Zscheiplitz - Ein Wagnis bleibt er weiter - der Aufstieg zur Plattform des Zscheiplitzer Aussichtsturmes. Nun aber ist das nicht mehr ganz so groß, denn die schwere Luke öffnet sich jetzt auf Knopfdruck, und den Dachausstieg umgibt inzwischen ein Geländer. Dessen Metallstreben verhindern, dass jemand nach einem unbedachten Schritt in den Turm stürzt. Der Rand der Plattform selbst war schon vor einigen Jahren durch eine solide Reling gesichert worden. Dennoch: Aus Sicherheitsgründen ist der Zugang zur Plattform - schon aufgrund der steilen Leiter, über die das letzte Stück des Aufstiegs erfolgt - auch weiterhin nur für eine begrenzte Zahl von Personen zugelassen, und auch dann nur in Begleitung eines Vereinsmitgliedes, sagt Wolf-Dieter Seidel, der Vorsitzende der Klosterbrüder.
Seinem Verein war von der Stadt 2001 die Nutzung des markanten Bauwerkes übertragen worden, und seitdem hatten die Klosterbrüder dessen Sanierung Schritt für Schritt vorangetrieben. Deren Abschluss war zwar schon vor einiger Zeit vermeldet worden, doch in einem fünften Bauabschnitt ist die Ausstattung des Bauwerkes nun komplettiert worden. Die elektrische Öffnungsanlage für die Ausstiegsluke und deren Sicherung war die wesentlichste und teuerste Ergänzung. Zudem ist der Turm mit einer Dokumentation ausgestattet worden, die die einzelnen Bauabschnitte sowie die Abmessungen und Gliederung des Baukörpers erläutert. Am Natursteinmauerwerk der Innenwand ist zudem eines der früheren Turmfenster als historisches Relikt angebracht worden.
Im letzten Bauabschnitt wurden zudem eine Entwässerung im Bereich der Eingangstür geschaffen und eine Fuge auf der obersten Plattform dauerhaft abgedichtet. Schließlich gehören auch die neuen Bänke rechts und links der Kanone auf der Aussichtsterrasse vor der Klosterkirche zum letzten Bauabschnitt.
Die Instandsetzung des Turmes ist seit 2005 vom Amt für Landwirtschaft sehr kontinuierlich gefördert worden, wofür sie sehr dankbar sei, sagt Astrid Weide, die Bauamtsleiterin der Verbandsgemeinde Unstruttal. Insgesamt flossen 123000 Euro in die Turmsanierung. Bauherr war die Stadt Freyburg. Der Verein der Klosterbrüder allerdings hatte das Projekt stets als das seine betrachtet und dessen Umsetzung mit vielfältigem und dauerhaftem Engagement vorangetrieben. „Die Mitwirkung des Vereins an diesem Vorhaben verdient hohe Anerkennung“, hebt die Bauamtsleiterin hervor. Der Turm war 1866 vom einstigen Gutsbesitzer Bielas errichtet worden. Das Bauwerk überm Unstruttal prägt mit der wiedererstandenen Klosterkirche die Zscheiplitzer Silhouette. Nachdem es Ende der 1990er Jahre für die Wasserversorgung nicht mehr gebraucht wurde, sollte es wieder als Aussichtsturm zugänglich gemacht werden, fanden die Klosterbrüder.
„Ein für Besucher frei zugänglicher Aussichtsturm war allerdings nie geplant,“ gibt Bauingenieur Wilfried Kühne Auskunft. Er hat die Sanierung von Anfang an begleitet. Dazu sei die obere Plattform zu klein. Die Wendeltreppe habe man nicht bis zur obersten Plattform führen können, da dann mindestens zwei Fensterpaare verdeckt worden wären, so Kühne.
Wem die Klosterbrüder die Gunst eines Aufstiegs auf das Turmdach gewähren, der hat vom höchsten Punkt der Zscheiplitzer Höhe einen beeindruckenden Ausblick ins Unstruttal und zu seinen Füßen den in großen Teilen wiedererstandenen Klosterhof. Getrübt wird dieser Anblick nur von einigen Gebäuden nahe der Kirche. Die hatte die Stadt vor fünf Jahren versteigern lassen. Anders als zu hoffen war, hat der neue Eigentümer am traurigen Aussehen dieser beiden Häuser bisher nichts geändert.
