Hintergrund Hintergrund: Tickets kosten fünf Euro - Spiele gegen HFC und FCM winken

Leipzig - Er war der beste deutsche Spieler im Finale der Fußball-WM 2002 und hätte fast das Halbfinale der WM 2006 entschieden. In der Bundesliga schoss er für Eintracht Frankfurt und Bayer Leverkusen in insgesamt 296 Spielen immerhin 39 Treffer, stand zudem im Champions League- und DFB-Pokalfinale. Interessant für alle hiesigen Fußball-Fans ist aber, dass Bernd Schneider der wohl beste Fußballer ist, der im Umkreis von 100 Kilometern in den vergangenen 50 Jahren geboren ist. Aber nicht nur, dass er über viele Jahre das Trikot des FC Carl Zeiss getragen hat, nein, jüngst zog es ihn und seine Familie auch in seine Heimatstadt Jena zurück, wo er ein Haus gebaut hat und für die Hobbytruppe „Grashoppers“ gegen das Leder tritt.
Die Spieler der hiesigen Teams aus Freyburg, Laucha und Karsdorf kennen „Schnix“ bisher auch nur aus dem Fernsehen oder vielleicht dem Stadion. In nicht einmal zwei Wochen werden sie aber gemeinsam mit dem 41-Jährigen auf dem Hallenparkett stehen. Tageblatt/ MZ traf den „weißen Brasilianer“, wie Schneider ob seiner überragenden technischen Fähigkeiten genannt wird, in Leipzig. Dort sprach er mit unserer Zeitung über seinen Auftritt in Querfurt und sein Leben als Privatier.
„Bernd Schneider & Friends“: So heißt das Team, mit dem der Jenaer am 28. Dezember auch gegen die drei Mannschaften von der Unstrut antreten wird. Schneider nennt schon mal einige der früheren Profis, mit denen es die BSC-, RSK- und ZW-Kicker ebenfalls zu tun bekommen: die Ex-Carl-Zeiss-Spieler Torsten Ziegner, Mark Zimmermann und Christian Hauser sowie den 53-fachen Bundesliga- beziehungsweise auch U-21-Nationalspieler Mike Rietpietsch, der zum Beispiel für Union Berlin, den VfL Bochum, Fortuna Düsseldorf und Bayer Leverkusen aktiv war.
Der Edel-Techniker: Dem sympathischen Thüringer glaubt man aufs Wort, wenn er sagt, dass er gern an solchen Turnieren teilnimmt. Zu seinen Ambitionen meint er: „Wir sind doch alle irgendwie Offensivspieler, da macht man den Schritt zurück nicht so gern.“ Unterm Hallendach habe er schon immer gern gespielt. „Wir sind zweimal DDR-Hallenmeister geworden. Und mit Jena, Frankfurt und Leverkusen hatte ich mich für die Endrunde des DFB-Hallen-Masters qualifiziert, das es ja heute nicht mehr gibt.“ Seinen Gegnern, ob ehemals aus der Bundesliga oder aktuell aus der Kreisklasse, zollt Bernd Schneider stets Respekt: „Für mich war es doch früher auch immer ein tolles Gefühl, wenn ich meinen Idolen begegnet bin, wenn ich zum Beispiel in Jena auf der Straße Jürgen Raab getroffen habe und er mir ein Autogramm gab.“
Sein Fitness-Zustand: „Ich treffe mich einmal pro Woche mit Freunden in Jena zum Fußball. Außerdem spiele ich Badminton und fahre Mountainbike. In der Hallensaison kommen dann noch eine ganze Menge Turniere zusammen“, berichtet der 81-fache Nationalspieler, der vor fünf Jahren seine aktive Laufbahn wegen Rückenbeschwerden beenden musste. Sein Abschiedsspiel gegen eine Allstars-Auswahl (mit Michael Ballack, Dietmar Hamann, Oliver Neuville und übrigens auch „Spannemann“ Torsten Ziegner) fand am 10. Mai 2010 in Leverkusen statt.
Die Verbindung zur Saale-Unstrut-Region: Verwandtschaft im Burgenlandkreis hat Bernd Schneider nicht, „aber meine Mutter hat früher in Naumburg bei der Bahn gearbeitet“, erzählt der Jenaer. Wie eigentlich fast jeder bekannte Fußballer aus der DDR nahm auch Schneider als Schüler (heute D-Junioren) am Freyburger Knabenturnier teil. Und seine Verbundenheit mit dieser traditionsreichen Talenteschau ist geblieben. „Im vergangenen Jahr konnte ich leider nicht nach Freyburg kommen. Aber richtet den Organisatoren dort aus, dass sie mich wieder einladen können. Wenn es passt, komme ich gerne in den Jahnsportpark“, ließ Bernd Schneider via Tageblatt/MZ ausrichten. Ein bodenständiger Typ eben.
Über seine Zukunft: „Als Trainer würde ich nicht so gern arbeiten. Meine Ansprüche wären da zu hoch - sowohl meinen Spielern als auch mir gegenüber“, sagt Bernd Schneider. Einen Job als Sportdirektor könne er sich dagegen schon eher vorstellen. Das richtige Angebot sei ihm bislang aber noch nichts ins Haus geflattert.