Hintergrund Hintergrund: Reichsweite Bedeutung im Mittelalter

Memleben - Ein Schwarm Regenschirme setzt gegen das Grau jenes trüben Maitages Akzente. Gelbe und blaue Tupfer ziehen im sprichwörtlichen Mistwetter durch Memleben - von Haus zu Haus. Petrus zeigt mit der Jury des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ kein Erbarmen. Dabei hätte die Gruppe rund um Kreiswirtschaftsamtsleiter und Jury-Chef Thomas Böhm wahrlich etwas Wohlwollen von oben verdient. Bildet der Ort nahe Thüringen doch die letzte ihrer insgesamt 30 Stationen umfassenden Tournee durch den gesamten Burgenlandkreis, die in Rehmsdorf am 9. April begonnen hatte.
Der Rundgang nimmt in der Klosterpforte seinen Lauf. Neben dem Erlebnistierpark ist das historische Areal das touristische Aushängeschild Memlebens. Begrüßt wird die Runde vor Ort von Museumsleiterin Andrea Knopik, die von der Entwicklung, den Angeboten und den Besucherzahlen berichtet, während einige Teilnehmer einer Radtour durch die Pforte huschen, auch der Chef der Nebraer Jugendherberge, Thomas Lindner, mal kurz hereinschaut. „Wir sind mit den Gästezahlen schon zufrieden“, meint Andrea Knopik. In guten Jahren sind es rund 26 000 Besucher. Die museumspädagogischen Angebote für Schüler füllen genauso den Kalender wie die Veranstaltungsreihe „Belebtes Kloster“. Viel wurde in den vergangenen Jahren in das Kloster investiert. Auch dank stabiler Strukturen und mit einem Förderverein sowie einer Stiftung an der Seite, wie Böhm hinzufügt.
Ein etwas anderes Bild bietet da das Dorfgemeinschaftshaus, der einstige Konsum. Hier stehen zwar erste Zeichen auf Modernisierung. Aber Uwe Reiche und Horst Müller, Bürgermeister der Gemeinde Kaiserpfalz und dessen Stellvertreter, nehmen kein Blatt vor dem Mund. „Es wird Schritt für Schritt. Viele private Mittel und Engagement fließen hier hinein“, bemerkt Müller während der Stippvisite in dem Flach-Bau, der noch immer DDR-Nostalgie versprüht, aber eine besondere Bedeutung für den Ort hat. Als Veranstaltungsraum. Außerdem ist er Domizil eines kleinen Tante-Emma-Ladens, den ein Bäcker aus Bucha führt. „Das Dorfgemeinschaftshaus wird gut angenommen. Zu Veranstaltungen bleiben die Memlebener auch gern länger. Es trägt zur dörflichen Gemeinschaft bei“, betont Karin Bendix. Die Tierärztin und Vorsitzende des Heimatvereins engagiert sich in einer Theatergruppe, die in den vergangenen Jahren regelmäßig Märchen-Stücke auf die Bühne gebracht hat.
Und auch die kommenden Stationen der Tour durch den 750-Seelen-Ort beweisen, wie Vereine und aktive Bürger das Dorfleben attraktiv gestalten. Renate Konieczny, Schriftführerin des Feuervereins, führt die Jury durch das Domizil der Feuerwehr. Günter Ehmer, stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins der Kirche Sankt Martin, erzählt über die Geschichte des Gotteshauses und dessen kunsthistorische Schätze, wie jener schwebende Taufengel, der seit 1726 die Kirche ziert und 2006 zur Ausstellung „Tausend Jahre Taufen in Mitteldeutschland“ im Magdeburger Dom präsentiert wurde. Weiter geht es zum Gasthaus „Zum Storchennest“, wo Inhaber Horst Ihle Live-Bilder von den Rotstrümpfen zeigt. Vier Junge sind in diesem Jahr zur Welt gekommen. „Der Nachwuchs ist gesichert“, zeigt sich Ihle erfreut. In der Nachbarschaft hat sich die einstige Bäckerei zu einem schmucken Zuhause für die Ortsgruppe Memleben des Anglervereins „Unstruttal“ Nebra herausgeputzt. Dank ihrer insgesamt 73 Mitglieder. „Hier sind rund 1 000 Stunden Eigenleistung hineingeflossen“, sagt Vorsitzender Heiko Hammer und verweist zudem auf die regelmäßigen Arbeitseinsätze an der Unstrut und ihren Altarmen.
Das Heimathaus ist die letzte Station, wo Vereinschefin und Naturführerin Karla Würfel Bärlauch-Häppchen verteilt, Annerose Biewald über die Arbeit des Heimatvereins und den Erhalt des einstigen Tagelöhner-Hauses spricht. Hier im Trockenen legen die Jury-Mitglieder auf Stühlen und Sofas eine kurze Rast ein. Bevor sich das Gremium anschließend zur Auswertung nach Zeisdorf zurückziehen will, dankt der Jury-Chef den Einwohnern. Am Ausgang des Heimathauses wartet auf die Schar noch eine spezielle Runde: kleine Gläser mit Holunderschnaps. Zur Stärkung wohlgemerkt.

