Hintergrund Hintergrund: Namib-Wüste prägt das Land und ist Unesco-Weltnaturerbe

Neunter Tag, 25. Oktober: Der heutige Tag stand ganz im Zeichen der Victoria-Fälle. Mit einem Kleinbus fuhren wir am Morgen Richtung Grenze. Am Grenzübergang Botswana ging es sehr zügig, doch dann mussten wir in Simbabwe bei der Einreise lange warten. Die Papiere wurden mit Hand geschrieben und mit dreifachem Kohlepapierdurchschlag ausgefüllt. Für das Visum wurden wir um 60 US-Dollar erleichtert. Der Eintritt zu den Fällen kostete noch einmal 60 US-Dollar. Aber das war es uns auch wert, das Schauspiel ist grandios. Die Fälle sind 1 708 Meter breit. Das Wasser stürzt bis zu 110 Meter in die Tiefe. Da es seit März diesen Jahres nicht mehr geregnet hatte, fiel zwar nicht so viel Wasser von den Felsen, und stellenweise war es ganz trocken, aber mit ein wenig Fantasie konnte man sich vorstellen, welch gewaltige Wand aus Wasser die Fälle nach der Regenzeit bieten. Die Gischt war eine willkommene „Dusche“ bei den heißen Temperaturen.
Bis zur Abfahrt des Busses hatten wir noch Zeit, besorgten uns Karten und Briefmarken und schrieben an die Lieben zu Hause. Auf der Rückfahrt ging es an den Grenzen zum Glück sehr zügig, so dass wir rechtzeitig die Chobe-Safari-Lodge erreichten und mit unserem Camper sofort Richtung Grenze Botswana/Namibia brausten.
Zehnter Tag, 26. Oktober: Nach dem Frühstück setzten wir uns in Richtung Kaltimo-Mulino in Bewegung. An einer Tankstelle sollte noch ein wenig Luft auf die Reifen, aber der junge Mann dort hatte keine Ahnung, wie das geht, und mein Mann kannte sich mit der wahrscheinlich noch aus der Kolonialzeit stammenden „Hochtechnologie“ von 1910 nicht aus. 20 Kilometer hinter dem Ort platzte uns dann prompt der rechte Hinterreifen. Unter den neugierigen Blicken von rund 20 Kindern - darunter zwei ganz vorwitzige, die jede Bewegung und jede Geste von uns kopierten - wurde der Reifen gewechselt. In gemächlicher Fahrt ging es dann weiter zum Tagesziel: der Namushascha Country-Lodge. Unterwegs stellten wir fest, dass auch in Afrika am Sonnabend Fußball gespielt wird. Selbst in den kleinsten Dörfern. Dort stehen Kühe, Esel und Ziegen am und auf dem Spielfeld. Die Lodge liegt etwas abseits der Piste, ist schön angelegt und hat einen komfortablen Campingplatz. Die Toilette und die Duschen sind rustikal und werden nachts ab und zu von Elefanten und Flusspferden besucht.
Elfter Tag, 27. Oktober: Das Frühstück nahmen wir heute im Stehen ein. Unsere Campingstühle waren durch den nächtlichen Regen nass geworden. Die Fahrt zur 247 Kilometer entfernten Mahangu-Safari-Lodge bei Bagani konnte beginnen. Ein schöner Campingplatz am Okavango-River erwartete uns. Da heute wieder ein heißer Tag war, beschlossen wir nach der Ankunft, unseren Camper aufzubauen und bei einer Tasse Kaffee die Vogelarten am Fluss zu beobachten. Dabei ließ uns ein Rascheln aufhorchen. Zwei Meter weiter stand ein Longhorn-Stier und ließ sich das Schilf schmecken.
Für den Nachmittag hatten wir eine Angel-Bootstour mit Guide gemietet. Mein Mann ist im Angelverein, ich habe noch nie geangelt. Um es kurz zu fassen: Ich hatte erst einen kleineren Fisch und später einen Tigerfisch am Haken, der bis zu einem Meter lang werden kann. Da ich keine Erfahrung habe, hatten die Fische Glück. Sie konnten sich vom Haken befreien. Im Fluss waren massenweise Flusspferde. Der Sonnenuntergang über dem Okavango war herrlich.
Zwölfter Tag, 28. Oktober: Von Bagani ging es heute Richtung Rundu, wo wir in einer Toyota-Werkstatt unseren kaputten Ersatzreifen tauschen konnten. Jetzt war uns wieder wohler. Der Campingplatz der Kaiosi-River-Lodge ist sehr ansprechend angelegt. Im Pool genehmigten wir uns eine Abkühlung. Von dort aus konnten wir über den Okavango nach Angola blicken. Im Fluss badeten Kinder. Die Erwachsenen nutzten den „kleinen Grenzverkehr“ durch den Fluss, der hier nicht sehr tief ist und keine Krokodile zu haben scheint.
Dreizehnter Tag, 29. Oktober: Die Fahrt von Rundu nach Grootfontein verlief sehr ruhig. Es gab außer der Weite der Savanne nicht viel zu sehen. Auf dem Maori-Camp wurden wir vom Pächter, einem gebürtigen Hessen, begrüßt. Den Sonnenuntergang erlebten wir von einer Burg, die vom Pächter selbst erbaut wurde.
Vierzehnter Tag, 30. Oktober: Bevor wir starteten, deckten wir uns für die nächsten Tage beim Vermieter noch mit Oryx-, Springbock- und Zebrafleisch ein. Er empfahl uns zum Abschied noch einen Besuch im Museum Grootfontein. Das Museum ist ein altes deutsches Fort, in dem Ausstellungstücke der deutschen Schutztruppe sowie alte Arbeitsmaterialien, Maschinen und Transportmittel der damaligen Zeit und die Lebensweise der Einheimischen Urvölker wie Hereros, Himbas, San und andere zu sehen waren. Vom Turm des Forts hatten wir einen herrlichen Blick in die Ebene. Über Outjowarongo - diesen Ort kannten wir noch von unserer letzten Reise - ging es nach Outjo in eine deutsche Bäckerei.
Fünfzehnter Tag, 31. Oktober: Das Tagesziel - das Aabauti-Montain-Camp - fanden wir auf unserer Karte und auch per Navi nicht. GPS-Daten waren nicht vorhanden. So beschloss ich, in Khorixas in einen Telefonshop zu gehen und der Dame am Tresen die Telefonnummer des Camps zu zeigen. Sie rief dort an und gab mir den Hörer. Zum Glück sprach man am anderen Ende etwas deutsch und erklärte uns den Weg. Er führte durch die Namib-Wüste und gewaltige Felsformationen. Das Camp ist mit einer Buschtoilette ausgestattet. Wassertoilette, Waschbecken und Dusche (ein Wasserrohr mit Eimer am oberen Ende) stehen mitten auf dem Platz und sind nur durch Palisaden als Sichtschutz verborgen.
Da wir das Camp sehr zeitig erreicht hatten, machten wir uns nochmals auf den Weg, um die sogenannten Orgelpfeifen zu besichtigen - eine Ansammlung von Basaltsäulen, die vor rund 150 Millionen Jahren entstanden sind und durch Erosion freigelegt wurden. Sie werden so genannt, weil sie aussehen wie Pfeifen einer Orgel.
Wir haben es nicht bereut, auf dem Rückweg das Damara-Museum zu besuchen und die Lebensweise des Stammes der Damara kennenzulernen. Diese gehören zusammen mit den Buschleuten zu den ältesten Ureinwohner Namibias. Das Museum ist das erste traditionelle Damara-Projekt in Namibia und das einzige seiner Art. Nirgendwo anders hat man die Möglichkeit, etwas über die traditionelle Kultur zu erfahren. Uns wurde durch die Medizinfrau gezeigt, welche Kräuter für bestimmte Krankheiten verwendet werden. Mopanekraut beispielsweise wirkt als Tee aufgegossen bei Magen- und Gallenbeschwerden. Aus Kräutern wird Bier gebraut. Straußeneier werden zu Schmuckstücken. Erwärmter Elefantenkot ist gut gegen Gelenkbeschwerden. Mit einem Tanz wurden wir verabschiedet, nicht ohne noch ein Schmuckstück zu kaufen. Von den Einnahmen sowie den Eintrittsgeldern leben die Damara.
Sechzehnter Tag, 1. November: Die Nacht in den Bergen war sehr kalt. Wir schliefen das erste Mal auf der Reise mit Trainingsanzug. Auch das Frühstück wurde in langen Sachen eingenommen. Bei der Planung des Tages hatten wir am Abend zuvor eine Routenänderung vorgenommen und fuhren heute statt über den Brandberg nach Swakopmund nun zur Skeleten-Coast am Atlantik. Auf dem Weg zur Küste sammelten wir Holz für das Grillfeuer am Abend. An der Küste herrscht oft Nebel, und die Brandung ist hier sehr stark. Diese und die unberechenbare Strömung des Benguela-Stroms machten und machen die Küste für Schiffe, aber auch für die früher hier vorbeiziehenden Wale gefährlich, wie die Wracks und Walknochen es belegten. Schiffbrüchige, die hier landeten, hatten in der Wüste, die hier bis zu 20 Kilometer breit ist, keine Überlebenschance. Deshalb auch der Name: Skelettküste.
Entlang der Küste entstanden auf Grund des Fischreichtums viele Anglercamps, die vor allem an den Wochenenden und Feiertagen von Anglern aus Swakopmund, Windhoek, aber auch Südafrika besucht werden. Geangelt wird mit Muschelfleisch. Die Muscheln sind bei Ebbe zu Hunderten am Strand zu finden. Gefangen wird Kabeljau, Seeteufel, Meerbrassen und selten auch Hai. Ein solches früheres Camp war unser Ziel - Hetjes Bay; mittlerweile ein beliebter kleiner Urlaubsort. Hier hatten wir den am besten bewachten Campingplatz: eingezäunt direkt hinter der Polizeiwache.
Siebzehnter Tag, 2. November: Heute ging es nach Swakopmund, dem einzigen Seebad in Namibia. Hier scheint die Kolonialzeit stehengeblieben zu sein. Viele Häuser, Inschriften, Straßennamen und Geschäfte erinnern noch daran. Was wir beim Start aber noch nicht wussten, dass unser gebuchtes Hotel nicht in Swakopmund, sondern im fast 40 Kilometer entfernten Walvish-Bay war. Erst auf Nachfrage im Tourismusbüro erfuhren wir die genaue Adresse. Uns erwartete ein Hotel am Strand mit einem wunderschönen Ausblick auf die Lagune.
Achtzehnter Tag, 3. November: Endlich mal wieder ein weiches Bett, eine ordentliche Dusche und ein reichhaltiges Frühstück am gedeckten Tisch! In der Lagune war gerade Ebbe und es waren Hunderte von Flamingos und auch Pelikane zu sehen. Die Namib-Gäste-Farm bei Omaruru war unser letzter Campingplatz auf dieser Reise. Wir hatten diesen Ort gewählt, da wir vor vier Jahren hier die Nachricht erhielten, dass wir Großeltern geworden waren.
Neunzehnter Tag, 4. November: Auf zur letzten Station: Windhoek. Bei einem Zwischenstopp in Okahandia, wo sich der größte Holzschnitzermarkt Namibias befindet, kauften wir Geschenke für zu Hause und für uns selbst einen Ast, aus dem die Big-Five herausgeschnitzt sind. Am Abend holten uns John und Paula vom Hotel ab und fuhren mit uns in die angesagteste Kneipe von Windhoek: Joe’s Biergarten. Zum Essen gab es Krokodil, Strauß und Zebra. Zum Abschied vereinbarten wir, per E-Mail in Kontakt zu bleiben.
Zwanzigster Tag, 5. November: Heute besichtigten wir die Sehenswürdigkeiten von Windhoek, die Alte Feste mit dem Reiterdenkmal, den Tintenpalast mit dem wunderschön blühenden Garten sowie die Christuskirche. Wir schlenderten durch die City und ließen den Tag entspannt ausklingen.
Einundzwanzigster Tag, 6. November: Leider geht der schöne Urlaub nach 21 Tagen und 4 282 Kilometern Reise zu Ende. Unser Fazit: Wir haben viel gesehen und erlebt, interessante Leute kennengelernt und werden in Deutschland die einzigartige Ruhe der Savanne, die Tiere und den Sternenhimmel vermissen. Eins steht für uns fest: In spätestens vier Jahren geht es erneut nach Botswana.
Silke Schoder und ihr Ehemann Frank reisten im Herbst nach Afrika. Ihre Tour verbanden die Naumburger mit einer Spendenaktion für die Hilfsorganisation „Steps for Children“ (wir berichteten).


