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Hintergrund Hintergrund: Aufführungen in Eisenach und Marburg

22.01.2014, 08:07
Wenn Mauern sich erinnern könnten, käme ihnen die Szene bekannt vor: Ankunft der vierjährigen Elisabeth auf der Neuenburg.
Wenn Mauern sich erinnern könnten, käme ihnen die Szene bekannt vor: Ankunft der vierjährigen Elisabeth auf der Neuenburg. Speck Lizenz

Freyburg - Da staunte der Besucher, der Historiker wunderte sich: An einem grauen Januartag trat eine ritterliche Gesandtschaft mit Standarte, in Waffen und Wehr aus dem westlichen Burgtor der Neuenburg, ein weiß gewandetes Mädchen an der Hand. Adlige Damen und Hofgesinde begrüßten freudig die Ankommenden. Säßen wir jetzt in einer Zeitmaschine, wäre anzunehmen: Ankunft der vierjährigen ungarischen Königstochter Elisabeth 1211 am Hof des thüringischen Landgrafen Hermann I.

Wandelkonzerte locken Besucher

Da es aber so ein in die Vergangenheit katapultierendes Teil nicht gibt, blieb es beim grauen Wintertag anno 2014. Des Rätsels Lösung: Akteure des Musicals „Elisabeth - Legende einer Heiligen“ des Laien-Ensembles „music art weissenfels“ hatten am authentischen Ort die Heilige von Thüringen als den genius loci zu einem Wandelkonzert eingeladen. „Wir sind mit den Weißenfelsern schon zeitig 2013 ins Gespräch gekommen“, sagte dazu Thomas Tempel, Mitarbeiter der Stiftung Burgen und Schlösser in Sachsen-Anhalt. „Da eine komplette Aufführung nicht möglich war, haben wir uns für Wandelkonzerte mit den Darstellern entschieden. Hintergrund ist, auch in der besucherschwachen Winterzeit für einen Höhepunkt zu sorgen.“ Dieses Konzept sei voll aufgegangen, die bisherigen Wandelkonzerte waren alle ausverkauft, so Tempel.

Für Darsteller großartiges Gefühl

Nach der Premiere der Wandelkonzerte im November (Naumburger Tageblatt/MZ berichtete) war es nun das zweite Doppelkonzert an historischer Stätte. Barbara Döring (41), Darstellerin der Elisabeth, ist noch immer begeistert von der Idee, die nun Wirklichkeit geworden ist: „Als Weißenfelserin kenne ich die Neuenburg schon seit meiner Kindheit. Das ist ein großartiges Gefühl, dort zu stehen, wo einst die Landgräfin stand.“

Aufenthalte auf der Neuenburg sind urkundlich für Elisabeth für 1224 und 1225 gesichert, weitere sind anzunehmen. Im oberen Raum der Doppelkapelle aus dem frühen 13. Jahrhundert zelebrierten die Musical-Protagonisten Barbara Döring als Elisabeth und Stefan Laube als Landgraf Ludwig IV. das Rosenwunder. Zur Erinnerung: Elisabeth speiste Bettler, Ludwig überrascht sie dabei, fragt, was sie in dem Korb habe. „Rosen“, sagt Elisabeth. Als das Tuch vom Korb entfernt wird, haben sich tatsächlich die mildtätigen Speisen in rote Rosen verwandelt.

Mit Heiligenlegende vertraut

Was verbindet nun die gelernte Bankkauffrau Barbara Döring mit der Elisabeth. „Ich komme aus einem christlichen Elternhaus“, berichtete die 41-Jährige, die als Kind in einer katholischen Jugendband gesungen hat und deren Vater, Georg Krämm, für die katholische Elisabethgemeinde in Weißenfels eine Chronik geschrieben hat. Somit war ihr das Leben der Heiligen bereits bestens vertraut, als sie anregte, für das nunmehr vierte Musical des Laienvereins seit 2005 die Aufführungsrechte für das Elisabeth-Musical zu erwerben. „Das hat große Zustimmung unter den 140 Mitwirkenden gefunden und seit 2003 wird intensiv geprobt“, erzählte die Darstellerin, die mit ihrem gewinnenden Lachen das ganze Team mitreißen kann.

Mit im Spiel sind der Ehemann und beide Töchter, die 13-jährige Luisa und die neunjährige Maria. Letztere in der Rolle der kleinen ungarischen Prinzessin am Thüringer Landgrafenhof. Spaß mache es ihr auch nach den vielen Proben noch immer, sagte das Mädchen. Vor allem hier, in der großen, schönen Burg. „Aber kalt ist es.“ So durfte Klein-Elisabeth beim Gang im Burggelände ihr Plüschmäntelchen anbehalten. Die Kapuze mit den Hasenohren indes musste sie verstecken.

Musical-Ludwig kommt aus Leipzig

Ludwig-Darsteller Stefan Laube (33) kommt aus Leipzig. Barbara Döring lernte ihn bei ihrer Gesangslehrerin kennen und so kam er zu seiner ersten Musical-Rolle. Wolfram Röntgen (65), schon in Zivil eine imposante Erscheinung, stellt im Musical Wolfram von Salza dar, den Deutschen Hochmeister, der die vierjährige Elisabeth nach Thüringen brachte. Er ist der geschichtlich Versierte im Ensemble, kennt sich aus in der Geschichte der Ludowinger, wie kein anderer. Dass nun auf der Neuenburg diese Wandelkonzerte stattfinden, findet er großartig. „Hier, wo Elisabeth und Ludwig lebten, dieser Ort passt genial.“ Eine Meinung, die auch wieder zahlreiche Besucher aus Naumburg, Bad Kösen, Apolda, Erfurt, Leipzig und von weiter her teilten. Darunter auch der Freyburger Bürgermeister Udo Mänicke mit seiner Frau. Es gab viel Beifall für die Akteure.

Weitere Wandelkonzerte sind für den 16. Februar, 11 Uhr und 14.30 Uhr, vorgesehen, ehe sich im Weißenfelser Kulturhaus am 7. März der Vorhang zur Premiere hebt.

Am authentischen Ort Doppelkapelle der Neuenburg gestalten Barbara Döring (Elisabeth) und Stefan Laube (Ludwig) das Rosenwunder.
Am authentischen Ort Doppelkapelle der Neuenburg gestalten Barbara Döring (Elisabeth) und Stefan Laube (Ludwig) das Rosenwunder.
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