Heiße Asche bis zum Gradierwerk hinüber
Bad Kösen. - In Bad Kösen ist in der Nacht zu gestern das alte Mühlengebäude an der Saale ein Opfer der Flammen geworden. Das fünfstöckige leer stehende Gebäude brannte bis auf einige Mauern völlig nieder. Die Polizei geht von Brandstiftung aus. In der Nachbarschaft mussten vier Personen evakuiert werden. Bereits am 20. August loderte es in der Mühle - damals allerdings konnte das Feuer noch in der Entstehungsphase gelöscht werden (wir berichteten).
Als die Bad Kösener Wehr kurz vor 21.30 Uhr anrückte, waren die Messen für alte Mühle bereits gesungen - das dritte und vierte Stockwerk brannten lichterloh. Und dann ging alles schnell. Das Dach stürzte ein, hölzerne Zwischengeschosse folgten, schließlich teils einer der Giebel. Ein unheimliches Getöse, gepaart mit gefährlichem Funkenflug und Ascheregen hinweg über die Saale. Schnell stand für die Feuerwehr fest: Kontrolliert abbrennen lassen und ein Übergreifen auf benachbarte, teils bewohnte Gebäude verhindern - beides ist gelungen, wie sich gegen Mitternacht zeigte.
Bis dahin allerdings lagen Hoffen und Bangen dicht beieinander, denn die Feuersbrunst war wegen der hölzernen Innenkonstruktion der Mühle gewaltig. Problematisch außerdem: Von der Saaleseite her konnte nicht gelöscht werden. Alle Feuerwehren der Verwaltungsgemeinschaft Bad Kösen, zudem die Naumburger und Flemminger mussten anrücken, um der Flammen Herr zu werden. Mithin waren 70 Frauen und Männer im Einsatz, zudem medizinische Helfer und Polizei. Letztere sicherte das Gelände weiträumig ab, während ein Krankenwagen einen älteren gehbehinderten Anwohner evakuierte. Vor allem deshalb, da die Gefahr bestand, dass ein Giebel der brennenden Mühle auf sein und das von drei weiteren Personen bewohnte Haus stürzte. Schwierigstes Unterfangen für die Löschkräfte: Das Übergreifen des Feuers auf den unmittelbar angrenzenden einstigen Speicher zu verhindern. Entwarnung gab es da lange nicht. Erst gegen 23.15 Uhr stellt Bad Kösens Wehrleiter Gert Dachroth fest: "Jetzt haben wir das Feuer im Griff, können gezielt ablöschen." Wenig später rücken Wehrleute der brennenden Mühle auch von der Saale her zu Leibe. Am anderen Ufer standen indes nicht nur Schaulustige, vielmehr waren viele dort höchst beunruhigt. Der Wind trug glimmende Asche hinüber. Gefahr vor allem für das Gradierwerk, weshalb die Kurbetriebsgesellschaft schnell Sole über den Reisig rieseln ließ, die wehende Stadtfahne wurde eingeholt. Unterhalb in der Breitscheidstraße wässerte ein Mann das Haus seines Daches.
Gegen ein Uhr schließlich galt der Brand als gelöscht. Die Feuerwehr sicherte noch bis zum Vormittag, dann übernahm die Kripo das Revier. Wenngleich die Ermittler wegen der Unpassierbarkeit des Geländes und drohender Einsturzgefahr nicht weiterkamen, so ließ die Pressestelle der Polizeidirektion Merseburg bereits am Morgen wissen: Es besteht Verdacht auf schwere Brandstiftung. Ob das Feuer im Zusammenhang mit jenem vom 20. August am selben Ort steht und möglicherweise mit dem Brand eines Winzerhäuschens unlängst, ist bei alledem offen.