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Handball Handball: Gäste-Trainerin: "Da war mehr drin"

Von Torsten Kühl 19.01.2014, 16:31
Die stabile Deckung der Burgenländer war einer der Schlüssel zum sensationellen Erfolg: Hier nehmen Hendrik Hein (l.) und Tobias Ufer den Köthener Svajunas Kairis in die Zange.
Die stabile Deckung der Burgenländer war einer der Schlüssel zum sensationellen Erfolg: Hier nehmen Hendrik Hein (l.) und Tobias Ufer den Köthener Svajunas Kairis in die Zange. Heiko Rebsch Lizenz

Köthen - Ines Seidler ist als besonnene Handball-Trainerin bekannt, die das Geschehen auf der Spielfläche realistisch einschätzt und selten zu Übertreibungen neigt. Den schon sensationell anmutenden 32:31-Erfolg ihres Teams am Sonnabendabend beim Spitzenreiter der Mitteldeutschen Oberliga, HG 85 Köthen - den ersten der Burgenländer gegen die Bachstädter überhaupt -, stufte Seidler jedoch in die Kategorie „Historisch“ ein. „Dieser Erfolg geht in die Geschichtsbücher ein“, sagte der HCB-Coach ungewohnt euphorisch.

Hempel und Schindler ragen heraus

Seidler hatte aber auch allen Grund, auf ihre Schützlinge stolz zu sein. „Unsere Jungs waren von der ersten Minute an hellwach, kämpferisch ganz stark und hatten auf alle Aktionen der Köthener die richtige Antwort.“ Auch in der Schlussphase, als die Gastgeber - nachdem der HCB lange Zeit mit vier, fünf Toren geführt hatte - auf 27:28 herankam. Nervenstark brachte der Tabellenfünfte seinen Vorsprung über die Zeit. Anerkennung kam auch vom Gegner. So meinte Köthens Kreisläufer Paul Otto: „Der HCB hat es geschafft, unsere Abwehr auseinanderzuziehen. Jan Schindler hat uns abgeschossen, und Florian Hempel haben wir berühmt geworfen.“

Otto sprach damit die beiden Matchwinner an, die laut Ines Seidler „aus einer ganz tollen Mannschaft noch etwas herausragten“. Keeper Hempel sei über sich hinausgewachsen, habe aber auch nur deshalb so gut halten können, weil vor ihm die Abwehr einen hervorragenden Job gemacht habe. Aus dem Bauch heraus hatte sich Ines Seidler am Sonnabendmorgen entschlossen, wieder auf eine 6:0-Deckung umzustellen, nachdem im Abschlusstraining am Abend zuvor die offensivere Defensivvariante überhaupt nicht funktioniert hatte. „Und im Nachhinein muss ich sagen, dass diese Entscheidung völlig richtig war.“ Zweiter wichtiger Baustein zum Erfolg war Rückraumwerfer Jan Schindler mit seinen zehn Toren. „Er hat fast immer die richtigen Entscheidungen getroffen“, lobte die HCB-Trainerin.

Auch auf Lang und Enke ist Verlass

Dabei hatte Seidler nicht nur wegen des verpatzten Abschlusstrainings Bauchschmerzen vor dem Spiel beim Spitzenreiter gehabt. Auf ihren verletzten Regisseur Marcel Kilz (Lungenriss, Tageblatt/MZ berichtete) musste sie sowieso verzichten. Kilz reiste aber mit und fungierte als Co-Trainer. Dann flatterte ihr die arbeitsbedingte Absage von Torwart Thomas Drese, der im Wolfsburger VW-Werk eine Extraschicht schieben musste, ins Haus. Und schließlich waren da noch die Bedenken wegen der Verletzung von Kreisläufer Hendrik Hein. Doch für die beiden letztgenannten Personalien fand die Ines Seidler gute Lösungen. Als zweiter Keeper reiste Kevin Lang mit, der ohnehin mit dem Oberliga-Team trainiert und in Köthen sogar einen Siebenmeter parierte. Für Heins lädierte Wade hatte die Trainerin extra eine befreundete Physiotherapeutin aus Halle mitgenommen, die ganze Arbeit leistete und den Neuzugang aus Wolfen durchs Spiel brachte. Pausen im Angriff bescherte Hein Sebastian Enke aus der zweiten HCB-Mannschaft. „Sebastian hat in den elf Minuten, die er auf dem Parkett stand, seine Aufgabe super gelöst“, freute sich Seidler.

HCB strebt zwei weitere Siege an

Und dann war da ja auch noch der zahlenmäßig und lautstarke Fanblock der Burgenländer, der zunächst die Frauen im Spitzenspiel in Bernburg anfeuerte und dann in Köthen für Stimmung auf den Rängen und vor allem auf der Rückfahrt im Bus sorgte. „Ja, auch unsere treuen Anhänger hatten maßgeblichen Anteil an diesem tollen Erfolg“, betonte Ines Seidler.

Neben Liga-Primus Köthen verlor am Sonnabend auch der Ranglistenzweite HC Einheit Halle (24:25 beim TuS Radis, der personell weiter aufgerüstet hat). Damit ist die Spitze der Mitteldeutschen Oberliga weiter zusammengerückt, weil der Tabellendritte SV Oebisfelde mit 35:33 bei Glauchau/Meerane gewann und deshalb nur noch zwei Punkte Rückstand auf die Köthener hat. Gar nicht auszudenken, wenn die Burgenländer - die nun Rang vier im Visier haben - aus den jeweils mit einem Tor Unterschied verlorenen Spielen gegen Oebisfelde, bei den GoGo Hornets und in Freiberg etwas mitgenommen hätten. „Für uns ist jetzt erst einmal ganz wichtig, aus den beiden folgenden Partien am kommenden Sonnabend in der heimischen Seminarstraße gegen Schlusslicht Ziegelheim sowie eine Woche später beim derzeitigen Tabellenzwölften in Hoyerswerda vier Punkte zu holen“, sagt Ines Seidler. Dann käme man dem Ziel, sich im oberen Drittel festzusetzen, näher.

HCB: Florian Hempel, Kevin Lang (beide parierten je einen Siebenmeter); Hendrik Hein 2, Kenny Dober 7/2, Ants Benecke 5, Tobias Seyfarth 2, Florian Spitz 1, Marcus Deibicht, Jan Schindler 10, Sebastian Fende 1, Tobias Ufer 4, Sebastian Enke (ohne Einsatz: Max Najmann).