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Hammer auf klingendem Stahl

Von ALBRECHT GÜNTHER 15.04.2009, 07:09

NAUMBURG. - Wenn am Freitag, 24. April, in Naumburg der 13. Wenzelspreis des Naumburger Tageblatt / Mitteldeutsche Zeitung für besonderes ehrenamtliches Engagement überreicht wird, erleben die Besucher des Jahresempfangs unserer Zeitung eine Premiere. Zum ersten Mal erhält der Preisträger eine Wenzelsfigur, die aus Metall gefertigt sein wird.

In der Werkstatt des Kunstschmiede- und Metallbaubetriebes von Frank Scheibe in Crölpa-Löbschütz kommt dazu derzeit ein 40 mal 40 Millimeter großer Vierkantstahl unter den Schmiedehammer. Zuvor war das Metallstück gestaucht und mit einem mechanischen Hammer bearbeitet worden. "Die Feinarbeit am erhitzen Metall muss jedoch von Hand erfolgen, um die gewünschte Form herstellen zu können", sagte Schmiedemeister Frank Scheibe gestern bei einem Werkstattbesuch.

Bis der Hammer angesetzt werden konnte, waren jedoch etliche Vorarbeiten zu leisten. Die übernahm Tochter Claudia Scheibe. Die 24-Jährige, die im September 2002 im väterlichen Betrieb eine Lehre zum Kunstschmied in der Fachrichtung Metallgestalterin aufgenommen und diese 2006 erfolgreich beendet hatte, fertigte die Entwürfe an. "Dabei habe ich mich an der historischen Wenzelsfigur orientiert, die auf dem Brunnen auf dem Naumburger Markt steht", so die Metallgestalterin. "Allerdings flossen auch eigene Vorstellungen ein. Außerdem musste bei der Entwurfsplanung bereits an die Konzeption der Arbeitsgänge gedacht werden, um die Figur entsprechend herstellen zu können", nannte Claudia Scheibe einen weiteren Aspekt der Vorbereitung.

So wird der 13. Wenzel einen Schild aus Messingblech mit dem Naumburger Stadtwappen tragen. "Dazu wurde eine besondere Zeichnung angefertigt, um mit ihr die Umrisse des Schildes körnen und aussägen zu können", erläuterte Frau Scheibe mit einem prüfenden Blick auf das bereits fertige Teil der Wenzelsfigur. Die wird auf einem massiven Ständer stehen, ihr separat gefertigter Kopf wird mit dem Rumpf verschraubt. "Das ist äußerlich natürlich nicht sichtbar", beruhigte der Meister. "Nach Fertigstellung werden wir die Figur mit Leinöl bestreichen, das dann leicht einbrennt und einen glasurartigen Überzug erzeugt."

Während Frank Scheibe wieder den Hammer auf dem auf dem Amboss liegenden Stahl klingen ließ, prüfte Claudia Scheibe die Umsetzung ihres Entwurfs. Nicht nur beim Anfertigen der Wenzelsfigur arbeitet das Duo eng zusammen. Auch bei anderen Aufträgen liefert Claudia die Entwürfe, die ihr Vater dann handwerklich umsetzt. "Ich wollte einen Beruf ergreifen, in dem ich meine gestalterisches Talent kreativ verwirklichen kann. Zwar habe ich zunächst überlegt, in Richtung Modegestaltung und Design zu gehen, habe mich dann jedoch für diese Sparte entschieden." Ähnlich war es auch bei Vater Frank, der zunächst eine Lehre als Werkzeugmacher im VEB Carl Zeiss in Jena absolvierte. Dann aber zog es ihn in die Heimatstadt Naumburg, wo er in der Schmiede von Hermann Kästner zu arbeiten begann. 1987 erhielt er den Meisterbrief, legte damit den Grundstein für die spätere Selbstständigkeit. 1991 schließlich bot sich die Chance, den in der Naumburger Salzstraße beheimateten Kästnerschen Schmiedebetrieb zu übernehmen. 1994 folgte der Wechsel der Werkstatt nach Crölpa-Löbschütz. Zwar erledigen die Scheibes den schriftlichen Geschäftsbetrieb im Haus in der Naumburger Georgenstraße, in der ländlichen Idylle aber ist ihr eigentliches handwerkliches Zuhause. "Wir haben kürzlich noch etwas Land gekauft, um einen Anbau errichten zu können", blickte Frank Scheibe voraus.

Vor allem fehlt es an Lagerkapazität, die nun geschaffen werden soll. Auch, um die Produktion von geschmiedeten Gartenpavillons weiter ausbauen zu können. Die erfreuen sich steigender Nachfrage ebenso wie Geländer oder Gartenzäune und Tore, die die Scheibes zumeist für private Kunden fertigen. Allerdings stehen auch Kirchen und Institutionen wie die Vereinigten Domstifter auf der Auftragsliste. So wurden für das Domschatzgewölbe des Naumburger Doms Arbeiten ausgeführt. Weitere in Form von Handläufen sollen für die Dome in Naumburg und Merseburg folgen.

Im Internet unter www

kunstschmiede-frank-scheibe.de