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Geschichte vom Lebensfaden

Von JANA KAINZ 19.08.2010, 15:36

NAUMBURG. - Drei schlanke Skulpturen vor dem älteren Gebäude des Saale-Unstrut-Klinikums Naumburg ziehen seit Kurzem die Blicke auf sich. Farbenfroh ragen sie zum Himmel auf. Und mit dem haben sie in gewisser Weise auch zu tun. Schließlich stellen die farbenfrohen Figuren drei griechische Schicksalsgöttinnen dar. "Mit der Entstehung eines Menschen ist ihm sein Schicksal vorgegeben. Aus dem muss er dann was machen", so Bildhauer Peter Fiedler. Als der gebürtige Dresdner vom Klinikum den Auftrag erhielt, das Gelände um den ehemaligen Brunnen zu gestalten, lag für ihn ganz klar auf der Hand, sich den Schicksalsgöttinnen zu widmen, die den Lebensfaden spinnen und letztlich auch durchtrennen. Dieser Lebenskreislauf passt thematisch zum Krankenhaus, meint der 58-Jährige. Seine Göttinnen kommen keineswegs versteinert daher. Schwungvoll und schemenhaft in Blech geschnitten gleichen sie Tänzerinnen. "Ich wollte die Funktionalität des Krankenhauses aufbrechen, Schwung hineinbringen, Heiterkeit vermitteln und der Tanz, vor allem Samba kommt direkt aus dem Leben", erklärt Fiedler. Mit seiner Kunst schließt sich ein gestalterischer Kreis vor dem Klinikbau. Denn verbunden ist das Rund der Göttinnen über die im Gehwegpflaster eingebrachten Mosaike mit dem solarbetriebenen Brunnen neben dem Psychiatrie-Eingang. Der vor gut einem Jahr aufgestellte Brunnen ist ebenfalls ein Fiedler-Werk. Ebenso die Mosaike. Diese entstanden allerdings in seiner Zusammenarbeit mit Dresdner Schülern. Einige Mosaike fertigten auch Patienten der Psychiatrie an. Die bunten Platten sollen Fußgänger, die oft mit gesenktem Blick durchs Leben laufen, aufmerksam machen und anregen, auch mal nach oben zu schauen. "Da gibt es viel zu entdecken, was die Lebensfreude wieder weckt", so Fiedler. Ergänzt wird die künstlerische Gestaltung durch ebenso von Kindern bemalte Terrakotta-Pflanztöpfe, die mit Sukkulenten bepflanzt wurden. Dass diese und der Brunnen vom Haustechniker gepflegt werden, freut Fiedler, der sicher noch manch anderes Kunstwerk für das Klinikum schaffen wird.