Gericht lässt Phönix stürzen
NAUMBURG. - "Es wird keine Einschränkung der Angebote geben", sagte Awo-Kreisvorstandsmitglied Thomas Zenker auf Tageblatt / MZ-Nachfrage. "Eltern können sicher sein, dass ihre Kinder weiter gut untergebracht sind, ebenso Senioren, dass sie in den Heimen entsprechend betreut werden", so Zenker weiter.
Er schloss allerdings aus, dass die Awo mit Phönix-Geschäftsführerin und Hauptanteilseignerin Renate Schröder zusammenarbeiten werde. Sie sei dafür verantwortlich, dass 1998 zunächst die Soziale Dienste am Moritzplatz gGmbH als 100-prozentige Tochter des Awo-Kreisverbandes Naumburg / Nebra gegründet worden war. "In mehreren Schritten wurden dann - im Zusammenwirken mit den ehemaligen Vorständen des Kreisverbandes - die Geschäftsanteile der später in Phönix Soziale Dienste gGmbH umbenannten Gesellschaft an die Geschäftsführerin Renate Schröder und an eine weitere Privatperson weit unter dem tatsächlichen Wert veräußert, obwohl dies weder im Interesse des Awo-Kreisverbandes noch seiner Mitglieder lag", heißt es in einer Pressemitteilung des Awo-Kreisverbandes. Der neu gewählte Vorstand des Verbandes sei nach rechtlicher Prüfung der Vorgänge zu dem Schluss gekommen, "dass es sich um eine schwere Schädigung des Vereinsvermögens handelte". Er habe deshalb Klage beim Landgericht Halle eingereicht. "Der Kreisverband wird sich nun ein Bild über den Zustand der Gesellschaft verschaffen. Allerdings kann es noch einige Zeit dauern, bis er faktischen Zugang zur Gesellschaft erlangt", sagte Zenker.
Im Gespräch mit Tageblatt / MZ kündigte Renate Schröder an, das Urteil zu akzeptieren. "Es muss jetzt einmal ein Schlussstrich gezogen werden, alles andere wäre für die einzelnen Einrichtungen und deren Mitarbeiter nicht gut", so die Geschäftsführerin. Unverständlich ist jedoch für sie das Verhalten des neuen, aus Magdeburg gesteuerten Kreisverbandes, nachdem auch der Awo-Landesverband die Ausgliederung sozialer Dienstleistungen in gemeinnützige Gesellschaften befürwortet habe. "Wenn wir damals den Naumburger Moritzkindergarten nicht von der Stadt übernommen hätten, wäre die Einrichtung womöglich geschlossen worden", so Frau Schröder rückblickend. 2001 übernahm die frühere Geschäftsführerin des Awo-Kreisverbandes die Mehrheit der Gesellschafteranteile, nannte 2006 die Gesellschaft in Phönix um. Weitere soziale Einrichtungen und Bereiche wurden aufgebaut und eingegliedert. Beim Awo-Landesverband dagegen sah man in dieser Entwicklung ein rechtswidriges Vorgehen und erstattete deshalb Anzeige. Die Staatsanwaltschaft allerdings stellte ihre Ermittlungen wieder ein. Die Geschäftsumwandlung sei aus strafrechtlicher Sicht nicht zu beanstanden, so die damalige Begründung. "Ich bin stolz auf das, was wir aufgebaut haben. Ich hatte und habe ein gutes Mitarbeiterteam", zieht Renate Schröder ihr Fazit. Mit der Awo wolle sie nicht zusammenarbeiten, sie habe bereits einen Rentenantrag gestellt.